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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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leben?«
    »Knapp sieben Milliarden.«
    »Danke, Ms. Atwater. Vorläufig habe ich keine weiteren Fragen.«
    Ich kehrte an meinen Platz zurück, setzte mich und begann sofort, Akten und Unterlagen zusammenzupacken, um sie in meinem Aktenkoffer zu verstauen. Der Tag war gelaufen, und ich hatte einen langen Abend vor mir, um mich auf den nächsten Verhandlungstag vorzubereiten. Die Richterin schien es mir nicht übelzunehmen, dass ich zehn Minuten zu früh fertig geworden war. Sie war selbst schon dabei, ihre Sachen zusammenzupacken und die Geschworenen nach Hause zu schicken.
    »Wir werden morgen mit dem Kreuzverhör der Zeugin fortfahren. Ich möchte mich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie der heutigen Zeugenvernehmung mit so großer Aufmerksamkeit gefolgt sind. Das Gericht vertagt sich bis morgen Vormittag Punkt neun Uhr, und ich kann Sie nur wieder darum bitten, im Fernsehen keine Nachrichtensendungen …«
    »Euer Ehren?«
    Ich blickte von meinen Akten auf. Royce war aufgestanden.
    »Ja, Mr. Royce?«
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie unterbreche, Richterin Breitman. Aber auf meiner Uhr ist es erst sechzehn Uhr fünfzig, und ich weiß, dass Sie jeden Tag so viele Zeugenaussagen wie möglich hören wollen. Ich würde diese Zeugin gern jetzt ins Kreuzverhör nehmen.«
    Die Richterin blickte zu Atwater, die noch im Zeugenstand war, und dann zu Royce.
    »Mr. Royce, mir wäre es lieber, wenn Sie die Zeugin morgen früh ins Kreuzverhör nähmen, statt jetzt zu beginnen und die Einvernahme nach zehn Minuten wieder abzubrechen. Wir möchten die Geschworenen höchsten bis fünf Uhr einbehalten. Das ist eine Regel, gegen die ich nicht verstoßen möchte.«
    »Das ist mir durchaus klar, Euer Ehren. Aber ich habe nicht vor, das Kreuzverhör abzubrechen. Ich bin mit dieser Zeugin bis fünf Uhr fertig, und dann braucht sie morgen nicht noch einmal herzukommen.«
    Mit einem ungläubigen Blick sah die Richterin Royce lange durchdringend an.
    »Mr. Royce, Ms. Atwater ist eine der Schlüsselzeuginnen der Anklage. Wollen Sie mir hier erzählen, Sie benötigen für das Kreuzverhör nur fünf Minuten?«
    »Das hängt selbstverständlich von der Länge ihrer Antworten ab, aber ich habe nur wenige Fragen an die Zeugin, Euer Ehren.«
    »Nun gut, wenn Sie meinen. Ms. Atwater, Sie stehen weiterhin unter Eid.«
    Royce ging ans Pult, und ich war genauso überrascht über dieses Manöver der Verteidigung wie die Richterin. Ich hatte fest damit gerechnet, dass Royce am nächsten Morgen versuchen würde, das Beste aus seinem Kreuzverhör zu machen. Dabei konnte es sich nur um einen Trick handeln. Er hatte zwar einen DNA -Experten auf seiner Zeugenliste stehen, aber ich an seiner Stelle hätte mir nie die Chance entgehen lassen, einem Zeugen der Anklage auf den Zahn zu fühlen.
    »Ms. Atwater«, begann Royce. »Lassen alle diese Untersuchungen und Vergleiche und Analysen, die Sie an der Haarprobe aus dem Abschleppwagen durchgeführt haben, irgendwelche Rückschlüsse darauf zu, wie diese Probe in das fragliche Fahrzeug gelangt ist?«
    Um Zeit zu gewinnen, bat Atwater den Verteidiger, die Frage zu wiederholen. Doch selbst nachdem sie sie zum zweiten Mal gehört hatte, antwortete sie erst, als sich die Richterin einschaltete.
    »Ms. Atwater, können Sie diese Frage beantworten?«, fragte Breitman.
    »Ähm, ja, Entschuldigung. Meine Antwort ist nein, die Laboruntersuchungen, die ich durchgeführt habe, haben keine Aufschlüsse darüber erbracht, wie die Haarprobe in den Abschleppwagen gelangt ist. Das war nicht meine Aufgabe.«
    »Danke«, sagte Royce. »Um also den letzten Zweifel auszuräumen: Sie können den Geschworenen nicht sagen, wie dieses Haar – das Sie zweifelsfrei als vom Opfer stammend identifiziert haben – in den Abschleppwagen gelangt ist oder von wem es dorthin gebracht wurde, ist das richtig?«
    Ich stand auf.
    »Einspruch. Unterstellt Tatsachen, die nicht erwiesen sind.«
    »Stattgegeben. Würden Sie die Frage bitte neu formulieren, Mr. Royce?«
    »Danke, Euer Ehren. Ms. Atwater, Sie haben – abgesehen von dem, was man Ihnen vielleicht gesagt hat – keine Ahnung, wie das von Ihnen untersuchte Haar in den Abschleppwagen gelangt ist, richtig?«
    »Das ist richtig, ja.«
    »Somit können Sie das Haar zwar als von Melissa Landy stammend identifizieren, aber Sie können nicht mit derselben Gewissheit sagen, wie es in das Abschleppfahrzeug gekommen ist, richtig?«
    Ich stand wieder auf.
    »Einspruch. Bereits gefragt und

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