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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mach auf. Ich komme von Eddie.«
    »Wer bist du?«
    Es war eine Frauenstimme, brüchig und misstrauisch. Bosch versuchte es mit dem Standardpasswort.
    »Ich habe was von Eddie, das du für ihn aufheben sollst, bis er wiederkommt.«
    Keine Antwort.
    »Na schön, Sonia, dann werde ich ihm eben sagen, dass du es nicht wolltest. Ich habe noch jemand anderen, und der will es bestimmt.«
    Er nahm den Finger vom Spion und wandte sich zum Gehen. Fast im selben Moment ging hinter ihm die Tür auf.
    »Warte.«
    Bosch drehte sich um. Die Tür stand fünfzehn Zentimeter offen. Durch den Spalt spähten zwei hohle Augen, dahinter gedämpftes Licht.
    »Lass sehen.«
    Bosch blickte sich um.
    »Hier draußen? Da sind doch überall Kameras.«
    »Eddie hat gesagt, ich soll keinen Fremden reinlassen. Und du siehst aus wie ein Cop.«
    »Vielleicht bin ich ja tatsächlich einer, aber das ändert nichts daran, dass Eddie mich geschickt hat.«
    Bosch wandte sich erneut zum Gehen. »Na ja, dann sag ich ihm eben, ich hab’s versucht. Schönen Abend noch.«
    »Nein, warte. Komm meinetwegen rein. Aber nur für die Übergabe. Sonst nichts.«
    Bosch ging wieder auf die Tür zu. Sie verschwand dahinter und öffnete sie. Er betrat das Zimmer und wandte sich ihr zu und sah die Knarre. Es war ein alter Revolver, und er sah keine Kugeln in den freiliegenden Kammern der Trommel. Er hob die Hände auf Brusthöhe. Es war nicht zu übersehen, dass sie auf dem letzten Loch pfiff. Sie hatte zu lange auf jemanden gewartet und blindes Junkievertrauen in etwas gesetzt, aus dem nichts würde.
    »Steck das Ding da mal lieber wieder weg, Sonia. Außerdem glaube ich nicht, dass dir Eddie Munition dagelassen hat.«
    »Eine Kugel hab ich noch. Kannst du gleich sehen.«
    Wahrscheinlich die, die sie für sich selbst aufgespart hatte. Sie war nur noch Haut und Knochen, ein menschliches Wrack. Kein Junkie wurde alt.
    »Gib endlich her«, drängte sie. »Los.«
    »Ist ja gut. Nur keine Hektik.«
    Er griff in seine Jackentasche und zog ein Stück zusammengeknüllter Alufolie heraus, das er von einer Rolle in Mickey Hallers Küche genommen hatte. Er streckte die Hand seitlich von sich, denn er wusste, ihr verzweifelter Blick würde ihr folgen. Gleichzeitig fasste er mit der anderen Hand nach dem Revolver und entriss ihn ihr. Dann machte er einen Schritt nach vorn und stieß sie grob aufs Bett.
    »Klappe!«, befahl er. »Und keine Bewegung.«
    »Hey, was soll …?«
    »Klappe, habe ich gesagt!«
    Er klappte die Trommel des Revolvers aus und sah in die Kammern. Sie hatte recht gehabt. Eine Kugel war übrig. Er ließ sie in seine Handfläche gleiten und steckte sie ein. Den Revolver schob er in seinen Gürtel. Dann zog er sein Dienstmarkenetui heraus und hielt es ihr aufgeklappt entgegen.
    »Da hattest du jedenfalls recht«, sagte er.
    »Was willst du?«
    »Dazu kommen wir gleich.«
    Bosch ging um das Bett und blickte sich in dem schäbigen Zimmer um. Es roch nach Zigaretten und Körperausdünstungen. Auf dem Fußboden standen mehrere Plastiktüten mit ihren Habseligkeiten herum. Eine mit ihren Schuhen, ein paar andere mit ihren Kleidern. Auf dem einsamen Nachttisch waren ein überquellender Aschenbecher und eine Glaspfeife.
    »Was ist dein Stoff, Sonia? Crack? Heroin? Oder Meth?«
    Sie antwortete nicht.
    »Wenn ich weiß, was du brauchst, kann ich dir besser helfen.«
    »Ich will deine Hilfe nicht.«
    Bosch drehte sich um und sah sie an. Bisher war es genauso gelaufen, wie er erwartet hatte.
    »Du meinst also, du brauchst meine Hilfe nicht? Glaubst du etwa, Eddie Roman kommt zurück?«
    »Klar kommt er zurück.«
    »Dass du dich da mal nicht täuschst. Der hat längst den Abflug gemacht. Ich schätze mal, sie bringen ihn gerade aussehensmäßig ein bisschen auf Vordermann, und wenn er getan hat, was sie von ihm wollen, lässt er sich bestimmt nicht mehr hier blicken. Dann streicht er seinen Scheck ein, und wenn das ganze Geld aufgebraucht ist, sucht er sich einfach eine andere Nutte.«
    Er machte eine Pause und sah sie an.
    »Eine, die noch was hat, wofür jemand zu zahlen bereit ist.«
    Ihre Augen bekamen den abwesenden Blick von jemandem, der die Wahrheit erkennt, wenn er sie hört.
    »Lass mich in Ruhe«, hauchte sie heiser.
    »Ich weiß, dass ich dir hier nichts erzähle, was du nicht längst weißt. Du wartest doch schon viel länger auf Eddie, als du ursprünglich gedacht hast, habe ich recht? Wie lang ist das Zimmer noch bezahlt?«
    Er las die Antwort in ihren

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