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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Augen.
    »Ach, schon abgelaufen? Wahrscheinlich bläst du dem Typen an der Rezeption einen, damit er dich noch bleiben lässt. Aber wie lang kommst du damit noch durch? Irgendwann wird er Geld sehen wollen.«
    »Hau endlich ab.«
    »Mache ich auch. Aber du kommst mit, Sonia. Jetzt sofort.«
    »Was willst du?«
    »Ich will alles wissen, was du über Eddie Roman weißt.«

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    Teil 4
    Der stumme Zeuge
    37
    Donnerstag, 8. April, 9:01 Uhr
    B evor Richterin Breitman die Geschworenen in den Saal rief, stand Clive Royce auf und forderte die Richterin auf, den Geschworenen Weisung zu erteilen, den Angeklagten freizusprechen. Er machte geltend, dass es dem Staat nicht gelungen sei, seiner Pflicht nachzukommen und die Beweislast zu tragen. Das von den Anklägern vorgebrachte Beweismaterial, führte er an, reiche nicht aus, um die Schuld des Angeklagten über jeden berechtigten Zweifel hinaus zu beweisen. Ich wollte schon aufstehen, um die Argumente der Anklage vorzubringen, doch die Richterin hielt mich mit erhobener Hand zurück. Dann fertigte sie Royce kurzerhand ab.
    »Antrag abgelehnt. Nach Auffassung des Gerichts sind die von der Anklage vorgetragenen Beweise ausreichend, um den Geschworenen zur Beurteilung vorgelegt zu werden. Mr. Royce, sind Sie bereit, mit der Verteidigung fortzufahren?«
    »Selbstverständlich, Euer Ehren.«
    »Gut, Sir, dann werden wir die Geschworenen jetzt hereinrufen. Werden Sie ein Eröffnungsplädoyer halten?«
    »Ein kurzes, Euer Ehren.«
    »Sehr gut, ich werde Sie beim Wort nehmen.«
    Die Geschworenen kamen im Gänsemarsch in den Saal und nahmen ihre Plätze ein. In den Gesichtern der meisten sah ich gespannte Erwartung. Ich fasste das als ein gutes Zeichen auf, so, als fragten sie sich, wie um alles in der Welt es der Verteidigung gelingen könnte, sich unter dem Berg von Beweisen, den die Anklage auf ihr aufgehäuft hatte, wieder hervorzuwühlen. Wahrscheinlich war das nur Wunschdenken meinerseits, aber ich studierte schon ein Leben lang Geschworene, und mir gefiel, was ich in ihren Mienen sah.
    Nach der Begrüßung der Geschworenen erteilte die Richterin Royce das Wort und wies noch einmal alle darauf hin, dass es sich im Folgenden nur um ein Eröffnungsplädoyer handle und nicht um eine Aufzählung von Fakten, es sei denn, diese könnten im weiteren Verlauf des Prozesses durch Zeugenaussagen und Beweise erhärtet werden.
    Royce hatte weder eine Akte noch einen Notizzettel bei sich, als er selbstbewusst ans Pult schritt. Ich wusste, er beherzigte beim Eröffnungsplädoyer die gleiche Devise wie ich. Schau ihnen, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Augen und steh voll und ganz hinter deiner Theorie, selbst wenn sie noch so unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen ist. Mach sie ihnen schmackhaft. Wenn sie nicht den Eindruck gewinnen, dass du daran glaubst, werden sie erst recht nicht daran glauben.
    Jetzt zahlte sich sein Schachzug aus, das Eröffnungsplädoyer auf den Beginn seiner Falldarstellung zu verschieben. Er konnte den Verhandlungstag und seine Präsentation des Falls damit beginnen, ein Plädoyer zu halten, das nicht den Tatsachen entsprechen musste und so absurd sein konnte wie nur irgendetwas, das jemals in einem Gerichtssaal vorgebracht worden war. Solange er es schaffte, die Geschworenen bei der Stange zu halten, spielte alles andere keine Rolle.
    »Meine Damen und Herren Geschworenen, guten Morgen. Heute beginnt eine neue Phase des Prozesses. Von nun an ist die Verteidigung am Zug. Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem wir Ihnen die Sache aus unserer Sicht darstellen werden, und glauben Sie mir, wir haben auf fast alles, was Ihnen die Anklage in den letzten drei Tagen präsentiert hat, eine andere Sicht. Ich möchte Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen, da ich es und da es vor allem auch Jason Jessup kaum erwarten kann, auf die Beweise zu sprechen zu kommen, die Ihnen die Anklage entweder nicht vorlegen wollte oder erst gar nicht beschaffen konnte. Was von beidem nun zutrifft, spielt im Moment keine Rolle; von Bedeutung ist jetzt nur, dass Ihnen diese Beweise vorgelegt werden und Sie in den Stand versetzt werden, sich ein vollständiges Bild von dem zu machen, was sich am 16. Februar 1986 im Windsor Boulevard zugetragen hat. Ich bitte Sie, sehr genau zuzuhören und sehr genau hinzuschauen. Wenn Sie das tun, werden Sie die Wahrheit erkennen.«
    Ich blickte auf den Notizblock, auf dem Maggie während Royce’ Plädoyer herumgekritzelt hatte. Sie hatte in großen

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