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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Grund zur Beunruhigung. Wir sind aus Los Angeles und würden gern privat mit Ihnen sprechen.«
    Er klappte sein Dienstmarkenetui auf und hielt es hoch.
    »Was ist das?«
    »Mein Name ist Harry Bosch, und das ist Maggie McPherson. Sie ist Staatsanwältin beim L.A. County District Attorneys Office.«
    »Warum haben Sie mir was vorgemacht?«, stieß Sarah Gleason aufgebracht hervor. »Sie haben gesagt, Sie wollten sich was von mir machen lassen.«
    »Nein, das haben wir nicht. Das hat nur Ihr Assistent, der Blocker, angenommen. Wir haben mit keinem Wort erwähnt, weshalb wir hier sind.«
    Sie war eindeutig auf der Hut, und Bosch fürchtete, sie hätten es vermasselt und ihre Chance vertan, sie als Zeugin zu gewinnen. Doch dann machte Gleason einen Schritt auf ihn zu und nahm ihm das Etui aus der Hand. Sie studierte die Dienstmarke und den Ausweis auf der anderen Seite. Es war ungewöhnlich, dass ihm jemand die Dienstmarke wegnahm. In seiner langen Laufbahn als Polizist war ihm das noch keine fünf Mal passiert. Er sah, dass sie weiter auf den Ausweis schaute, und ihm wurde klar, dass ihr die Diskrepanz zwischen dem Namen, den er ihr genannt hatte, und dem, der auf dem Ausweis stand, aufgefallen war.
    »Haben Sie nicht
Harry
Bosch gesagt?«
    »Harry ist die Kurzform.«
    »Hieronymus Bosch. Wie der Maler?«
    Bosch nickte.
    »Meine Mutter stand auf seine Bilder.«
    »Ich mag sie auch sehr. Ich glaube, er wusste viel über die Dämonen, die Menschen heimsuchen können. Mochte ihn Ihre Mutter deshalb?«
    »Ich glaube schon, ja.«
    Sie gab ihm das Dienstmarkenetui zurück, und Bosch spürte, wie sich dank des Malers, dessen Namen er trug, ihre plötzlich aufkeimenden Bedenken wieder legten.
    »Was wollen Sie von mir? Ich war schon über zehn Jahre nicht mehr in L.A.«
    Bosch wurde klar, dass sie, wenn sie die Wahrheit sagte, ihren Stiefvater nicht besucht hatte, als dieser in Los Angeles schwer erkrankte und im Sterben lag.
    »Wir möchten nur mit Ihnen reden«, sagte er. »Könnten wir uns vielleicht setzen?«
    »Worüber möchten Sie reden?«
    »Über Ihre Schwester.«
    »Über meine Schwester? Ich … also, langsam müssen Sie mir wirklich sagen, worum es hier …«
    »Sie wissen es also noch nicht?«
    »Was soll ich nicht wissen?«
    »Setzen Sie sich, dann erzählen wir es Ihnen.«
    Endlich ging sie zum Tisch und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Sie zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an.
    »Sie müssen entschuldigen, aber das ist das einzige Laster, dem ich noch fröne. Und jetzt, wo Sie einfach so hier auftauchen … da muss ich einfach eine rauchen.«
    In den nächsten zehn Minuten erklärten ihr Bosch und McPherson, worum es ging und wie Jason Jessup freigekommen war.
    Gleason zeigte fast keine Reaktion auf die Nachricht. Keine Tränen, keine Entrüstung. Und sie stellte keine Fragen zu dem DNA -Test, der Jessup aus dem Gefängnis geholt hatte. Sie sagte lediglich, sie habe zu niemandem Kontakt, der in Kalifornien lebe, besitze keinen Fernseher und lese nie Zeitung; das lenke sie nur von ihrer Arbeit und ihrer Genesung von der Sucht ab.
    »Wir werden ihm noch einmal den Prozess machen, Sarah«, sagte McPherson. »Und wir sind hier, weil wir dazu Ihre Hilfe benötigen.«
    Bosch konnte sehen, wie sich Gleason in sich zurückzog und über die Bedeutung dessen nachzudenken begann, was sie ihr gerade erzählt hatten.
    »Das ist alles so lange her«, antwortete sie schließlich. »Können Sie nicht einfach das verwenden, was ich beim ersten Prozess gesagt habe?«
    McPherson schüttelte den Kopf.
    »Das geht leider nicht, Sarah. Die neuen Geschworenen dürfen nicht einmal erfahren, dass es bereits einen Prozess gegeben hat, weil sich das auf ihre Bewertung der Beweise auswirken könnte. Man könnte ihnen Befangenheit vorwerfen, und das würde bereits genügen, um einen Schuldspruch zu kassieren. Aus diesem Grund werden nur in Fällen, in denen Zeugen aus einem früheren Prozess entweder tot oder geistig nicht mehr zurechnungsfähig sind, deren frühere Aussagen aus dem Prozessprotokoll verlesen, ohne dass den Geschworenen zu erkennen gegeben wird, woher sie stammen. Trifft das, wie in Ihrem Fall, jedoch nicht zu, muss die betreffende Person erneut vor Gericht erscheinen und ihre Aussage zu Protokoll geben.«
    Es war nicht klar, ob McPherson mit ihrer Antwort überhaupt zu Sarah Gleason durchgedrungen war. Ihr Blick war in weite Ferne gerichtet. Und er löste sich selbst dann nicht von diesem

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