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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aufgeschoben, und derselbe junge Mann wie zuvor kam wieder nach draußen. Aus der Nähe schätzte Bosch ihn etwas älter, Anfang, Mitte zwanzig. In dem Moment, in dem der junge Mann in der Öffnung auftauchte, wurde Bosch bewusst, dass er damit hätte rechnen müssen, dass der Mann noch einmal nach draußen käme, um seine unterbrochene Zigarettenpause nachzuholen. Aber jetzt war es zu spät. Der Raucher hatte ihn bereits entdeckt.
    Doch der junge Kerl erschrak nicht, und er schlug auch keinen Alarm. Er sah Bosch nur neugierig an und klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen in seiner Hand. Er schwitzte stark.
    »Haben Sie vor dem Haus geparkt?«, fragte er.
    Bosch blieb drei Meter vor ihm stehen und nahm die Hände aus den Hosentaschen. Er drehte sich nicht zum Haus um, sondern behielt weiter den jungen Mann im Auge.
    »Äh, ja, wieso? Sollte ich das denn nicht?«
    »Nein, nein. Es ist nur, dass die meisten Leute gleich nach hinten fahren und vor der Werkstatt parken. Normalerweise sagt ihnen das Sarah auch.«
    »Ach so, das habe ich leider nicht mitbekommen. Ist Sarah hier?«
    »Ja, sie ist drinnen. Gehen Sie einfach rein.«
    »Einfach so?«
    »Klar. Wir sind schon fast fertig.«
    Bosch dämmerte, dass er es hier wahrscheinlich mit etwas völlig anderem zu tun hatte, als er angenommen hatte. Als er sich daraufhin zum ersten Mal umdrehte, sah er McPherson um die Hausecke lugen. So handhabte man so etwas normalerweise zwar nicht, aber er drehte sich einfach um und ging auf das offene Tor zu.
    Sobald er durch die Öffnung trat, schlug ihm die Hitze entgegen. In der Scheune war es heiß wie in einem Ofen, und das nicht ohne Grund. Das Erste, was Bosch sah, war die offene Tür eines riesigen Brennofens, in dem rötlich gelbe Flammen loderten.
    Zweieinhalb Meter von der Hitzequelle entfernt standen ein weiterer junger Mann und eine ältere Frau. Sie trugen ebenfalls bodenlange Schürzen und feste Handschuhe. Der Mann hielt mit einer Eisenzange ein großes Stück geschmolzenes Glas, das sich am Ende eines Eisenrohrs befand und von der Frau mit einem Holzklotz und einer Zange geformt wurde.
    Sie waren Glasbläser, keine Drogenköche. Die Frau trug eine Schweißmaske. Obwohl Bosch ihr Gesicht nicht erkennen konnte, war er ziemlich sicher, Sarah Ann Gleason vor sich zu haben.
    Bosch ging wieder nach draußen und gab McPherson das Okay-Zeichen. Aber weil er nicht sicher war, ob sie es aus der Ferne mitbekäme, winkte er ihr auch.
    »Was ist?«, fragte ihn der Raucher.
    »Das da drinnen ist doch Sarah Gleason, oder?«, antwortete Bosch mit einer Gegenfrage.
    »Ja, wieso?«
    »Ich muss mit ihr reden.«
    »Da müssen Sie aber warten, bis sie mit dem neuen Stück fertig ist. Sie kann nicht einfach mittendrin aufhören, wenn es noch weich ist. Wir arbeiten jetzt schon fast vier Stunden dran.«
    »Und wie lang werden Sie noch etwa brauchen?«
    »Zirka eine Stunde. Vielleicht können Sie auch mit ihr reden, während sie arbeitet. Wollen Sie sich auch was machen lassen?«
    »Nein, nein, kein Problem. Wir warten lieber.«
    McPherson kam mit dem Leihwagen auf ihn zugefahren und hielt an. Bosch öffnete die Wagentür und gab ihr leise zu verstehen, dass sie die Situation völlig falsch gedeutet hatten. Er erklärte ihr, dass in der Scheune eine Glasbläserei war. Dann sagte er ihr, wie sie sich verhalten sollten, bis sie Gleason unter vier Augen sprechen konnten. McPherson schüttelte den Kopf und lächelte.
    »Und wenn wir jetzt mit Verstärkung angerückt wären?«
    »Hätten wir wahrscheinlich einiges Glas zerbrochen.«
    »Und könnten uns mit einer mächtig angefressenen Zeugin herumschlagen.«
    Sie stieg aus, und Bosch griff nach der Akte, die er auf dem Armaturenbrett abgelegt hatte. Um sie unbemerkt tragen zu können, klemmte er sie sich unter seiner Jacke unter den Arm.
    Sie betraten die Werkstatt, wo Gleason sie bereits erwartete. Sie hatte Handschuhe und Maske abgelegt, so dass jetzt ihr Gesicht zu sehen war. Der junge Kerl, der zum Rauchen nach draußen gekommen war, hatte ihr offensichtlich erzählt, sie seien potenzielle Kunden, und Bosch tat zunächst nichts, um sie von diesem Glauben abzubringen. Weshalb sie wirklich hier waren, wollte er ihr erst sagen, wenn sie mit ihr allein waren.
    »Ich bin Harry, und das ist Maggie. Entschuldigung, wenn wir hier einfach so reinplatzen.«
    »Ach was, überhaupt kein Problem. Wir finden es schön, wenn sich die Leute ansehen, was wir hier machen. Wir arbeiten gerade an einem größeren

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