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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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unterlaufen war. Ich hatte ihn ausmanövriert. Ich hatte ihn mit meiner Beleidigung auf dem falschen Fuß erwischt und die versammelten Magier mit meiner Rede erreicht. Ich konnte es an ihren Mienen ablesen; die Unsicherheit; das Mitgefühl. Mehr als nur ein Magier hatte auf den Blutfleck zu meinen Füßen gestarrt und war unwillentlich erschauert. Mehr als nur ein Magier sah Molly an und verzog aus Mitleid mit ihrer Angst das Gesicht.
    Ich hatte den Merlin geschlagen, und das wusste er auch – und er hasste es.
    Ich hatte versäumt, seinen Stolz, sein Ego und das Bild, das er selbst von sich hatte, in meine Gleichung einzubeziehen. Er war der mächtigste Magier der Welt, der Anführer des Weißen Rates, und er war es nicht gewohnt, beleidigt und manipuliert zu werden – vor allem nicht von Außenseitern. Ich, ein Welpe von einem jungen Magier, hatte ihm eine ordentliche Abreibung verpasst, und sein gekränkter Stolz blutete blanken Zorn. Er hatte den Zorn unter Kontrolle, aber deswegen war er um keinen Deut weniger schrecklich oder gefährlich.
    „Wächter Dresden“, sagte er mit tödlicher Ruhe. „Ihre Anteilnahme spricht für Sie. Aber wie Sie selbst bemerkten, sind unsere Ressourcen im Moment äußerst ausgedünnt. Der Rat kann es sich nicht leisten, dass einem regionalen Befehlshaber die Bürde zuteil wird, eine Hexerin auf den rechten Pfad zu bringen. Nichts darf Ihre Aufmerksamkeit von den Pflichten des Krieges und davon, schwarzer Magie entgegenzuarbeiten, ablenken.“
    Oh Gott.
    „Die Gesetze der Magie sind klar. Die Gefangene gesteht ihre Schuld ein. Die verzwickte Situation, in der sie steckt, geht mir durchaus nahe, doch wir bestreiten einen Krieg um unser eigenes Überleben.“
    Ohgottohgottohgottohgott …
    „Es bereitet mir daher auch keine Freude, das Schicksal der Gefangenen zu verkünden. Es ist der Richtspruch des Ältestenrates, dass es sich bei der Gefangene um eine Hexenmeisterin handelt, die das vierte Gesetz der Magie gebrochen hat.“ Er hob sein Kinn und verkündete mit unglaublicher Ruhe: „Darauf steht der Tod, und das Urteil wird sofort vollstreckt.“

46. Kapitel
    M organ“, sagte der Merlin ruhig.
    Morgan starrte Molly an. Dann den Merlin. Er atmete tief durch, umklammerte den Schwertgriff und erhob die Waffe.
    Ich blickte mich fieberhaft in der Lagerhalle um. Ramirez und ein Großteil der übrigen Magier sahen wie vom Donner gerührt drein. Er blickte mit ausdrucksloser Miene zu mir herüber und zuckte die Achseln. Sorge spiegelte sich in Lilys entrückten Augen wider. Auch in Fix ’ Gesicht konnte ich nichts lesen, doch hatte er die Zähne fest zusammengebissen, und seine Gesichtsmuskeln traten deutlich hervor, was geheimnisvolle Schatten auf sein Antlitz zauberte.
    „Harry?“, wisperte Molly, die so sehr zitterte, dass sie fast nicht sprechen konnte. „Harry?“
    Ich wandte mich zum Merlin um. Seine Augen waren hart und sein Antlitz so unnachgiebig wie Fels. Morgan sah aus, als würde er sich jede Sekunde übergeben – das hinderte ihn jedoch nicht daran, mit festen Schritten fast schlafwandlerisch auf Molly zuzugehen. Das Schwert blitzte in seiner Hand.
    „Harry“, weinte Molly.
    Ich hatte es Charity versprochen.
    Ich ergriff meinen Stab mit beiden Händen und trat zwischen Morgan und das Mädchen. „Morgan“, sagte ich. „Sterne und Steine, Mann. Tun Sie das nicht. Sie ist doch noch ein Kind . Wir sollten ihr helfen.“
    Meine Worte hielten ihn zumindest kurz auf. Für die Dauer eines furchtbaren Herzschlages blieb er wie angewurzelt stehen. Dann schloss er die Augen und schluckte. Sein Gesicht war vor Ekel verzerrt. Er öffnete die Augen wieder und flüsterte: „Treten Sie zur Seite. Bitte.“
    Ich sah mich verzweifelt nach Hilfe um, nach irgendjemandem, irgendetwas , das diesem Wahnsinn ein Ende bereiten konnte. Plötzlich fühlte ich eine Anspannung im Rückgrat und sah über die Schulter.
    Mein Blick fiel auf den Torwächter.
    Ich wirbelte zu Morgan herum und hob die Hände. „Einspruch!“, donnerte ich. „Einspruch! Der Ältestenrat hat noch keine Entscheidung getroffen.“
    Morgan blieb stehen, neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte mich mit gerunzelter Stirn. Er senkte das Schwert und sah wieder den Merlin an.
    „Der Ältestenrat hat in dieser Frage entschieden“, schnaubte der Merlin.
    „Nein“, sagte ich. „Der Ältestenrat muss im Falle eines Schwerverbrechens in einer offenen Abstimmung entscheiden. Ich zeigte mit dem Finger auf den

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