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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Torwächter. „Er hat noch nicht abgestimmt.“
    Der Merlin zischte mich durch seine zusammengebissenen Zähne an: „Ich verfüge über sechs von sieben Stimmen. Wie auch immer sich der verehrte Torwächter auch entscheidet, ändert nichts am Resultat.“
    „Stimmt“, gestand ich ein. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ihm eine gottverdammte Stimme zusteht.“
    „Warum tun Sie das?“, wollte der Merlin wissen. „Es ist vorbei. Sie quälen die Gefangene nur weiter mit dieser unnötigen Scharade.“
    „Er hat eine Stimme“, beharrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Der Merlin starrte mich böse an, und ich fühlte förmlich die Wucht seiner Wut, die wie ein Baseballschläger unablässig auf mich einhämmerte.
    Morgan sagte sehr, sehr leise: „Er hat recht, Merlin.“
    Die Augen des Merlins verengten sich. Dann fuhr sein Kopf zum Torwächter herum. „Wie Sie wollen. Wir werden diese Posse bis zu ihrem bitteren Ende durchspielen. Torwächter, was ist Ihre Position in diesem Fall?“
    Der Torwächter sagte … nichts.
    Er stand nur da und musterte uns fast unsichtbar unter seiner Kutte.
    „Torwächter!“, donnerte der Merlin. „Wie entscheiden Sie?“
    „Ich muss das überdenken“, erwiderte der Torwächter. „Ich bitte den Rat, Geduld mit mir zu haben, während ich die Angelegenheit abwäge.“
    „Das ist doch lächerlich“, geiferte der Merlin.
    Der Torwächter legte den Kopf schief. „Der Tod ist eine sehr endgültige Sache, werter Merlin. Ich muss das sorgfältig überdenken, ehe ich diese Seele, irgendeine Seele, egal wie schuldbeladen sie sein mag, zu diesem Ende verdamme.“
    „Das ist doch Unsinn. Es macht keinen Unterschied, wie Sie abstimmen!“
    „Stimmt“, erwiderte der Torwächter, in dessen Stimme jetzt eine Spur von Missbilligung lag. „Aber das enthebt mich nicht der moralischen Pflicht, meine Entscheidung mit der gebotenen Sorgfalt zu treffen.“
    Der Merlin atmete tief ein und musste sich erkennbar zwingen, die Ruhe zu bewahren. „Ich glaube, etwas Zeit zum Überlegen lässt sich einrichten.“
    „Danke“, antwortete der Torwächter todernst.
    Fünf Minuten verstrichen wie fünftausend Jahre. Molly sackte an meiner Seite zusammen. Sie war derart verängstigt, dass sie sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte.
    „Das reicht“, verkündete der Merlin schließich. „Diese Komödie muss jetzt ein Ende haben.“
    „Da“, sagte der Torwächter, „stimmen wir überein.“ Dann trat er auf den Kreis auf dem Boden zu, verwischte ihn mit seinem Stiefel und brach den Zauber. Er schnippte mit den Fingern seiner behandschuhten Hand, und das Vorhängeschloss an den Ketten, die die Tür versperrten, sprang auf und fiel gefolgt von den Ketten klirrend zu Boden.
    „Was hat das zu bedeuten?“, donnerte der Merlin.
    Der Torwächter ignorierte ihn und stieß die Tür auf. Einer der Wächter, die draußen Wache hielten, hatte genau in diesem Augenblick bereits die Hand erhoben, um anzuklopfen. Er blinzelte den Torwächter an, blickte dann über die Schulter und sagte: „Es ist offen, Herr.“
    „Machen Sie die Tür frei, Sie Narr!“, bellte Ebenezars Stimme. „Bringt sie hinein. Beeilung! Sie sind uns auf den Fersen!“
    Draußen konnte man ein gespenstisches Heulen und dann einen plötzlichen Donnerhall vernehmen, der das Lagerhaus bis in die Fundamente erschütterte. Junge Menschen in viel zu weiten, braunen Roben begannen, durch das Tor zu eilen. Die meisten waren in Mollys Alter oder jünger. Sie wurden von einer jungen Frau mit kurzen Haaren und Grübchen auf den Wangen, selbst wenn sie nicht lächelte, angeführt – Luccio, der Oberbefehlshaberin der Wächter, die ein Nekromant in einen jungen Körper gebannt hatte. Bei den Kindern musste es sich um ihre Lehrlinge handeln.
    Weitere Kinder und eine große, kräftige Frau mit dunkler Haut und kurzem, eisengrauen Haar, die einen schlaksigen jungen Mann mit einer Beinverletzung stützte, folgten ihr. Martha Liberty half dem jungen Mann dabei, sich auf dem Boden niederzulassen und brüllte dann den Befehl, ihr einen Erste-Hilfe-Kasten zu bringen. Ein älterer Mann mit geflochtenen Zöpfen und indianischer Physiognomie bildete die Nachhut und scheuchte die Jungmagier vor sich her. „Rothaut Joe“ Lauscht-dem-Wind vergewisserte sich, dass alle im Inneren des Gebäudes angelangt waren, drehte sich um und rief: „Ich werde den Durchgang schließen!“
    Ich hörte weiteres Geheul und das glockenklare

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