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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Sicht und deinem Verständnis einiger Angelegenheiten einfach Grenzen.“
    „Ich bin nur ein Mensch“, sagte ich. „Also veranschauliche mir das.“
    „Dazu müsstest du aufhören, dich an deine Sterblichkeit zu klammern.“
    Ich blinzelte und stieß hervor: „Dazu muss ich sterben?“
    Sie seufzte. „Wieder verstehst du nur zum Teil. Aber um der Zweckdienlichkeit willen, ja. Du müsstest aufhören zu leben.“
    „Dann mach dir bitte nicht die Mühe, es mir zu veranschaulichen“, sagte ich. „Ich habe in dieser Angelegenheit schon eine ganze Reihe Möchtegernlehrer.“ Ich shampoonierte meinen Kopf ein und begann langsam, wie ein Seifenladen zu riechen. „Bleiben wir mal bei den Überlebenden der Angriffe. Die müssen folglich auch psychisch übel zugerichtet worden sein.“
    „Wenn die Theorie der Wahrheit entspricht“, pflichtete Lasciels Stimme mir bei. „Wenn sie tatsächlich psychisch verwundet sind, scheint es, als wären gewisse Rückschlüsse berechtigt.“
    Ich schauderte. Diese Art von Verwundung konnte in allen möglichen Formen auftreten, und keine davon war besonders angenehm. Ich hatte gesehen, wie psychische Angriffe Menschen in Agonie und Wahnsinn getrieben hatten. Murphy war einmal das Opfer so einer Attacke gewesen, und es hatte sie Jahre gekostet, mit den nächtlichen Schrecken fertig zu werden, die daraus entsprungen waren, bis sich ihre geistigen Verletzungen endlich geschlossen hatten. Ich war Leuten begegnet, denen ein Vampir des Schwarzen Hofes sozusagen eine psychische Abreibung mit einem Sandstrahler verpasst hatte. Die Opfer waren wenig mehr gewesen als geistlose Körper, die Befehle befolgten. Andere, denen Ähnliches widerfahren war, hatten sich in psychotische Mordmaschinen verwandelt, die ihren Herren bedingungslos dienten.
    Das Schlimmste daran war jedoch, dass ich so jemanden nur erkennen konnte, indem ich meinen Magierblick benutzte, was wiederum bedeutete, dass jede zerfleischte Psyche, die ich sah, für immer taufrisch in meinen Erinnerungen herumspuken würde. Für alle Ewigkeit – und auf dem obersten Regal meines mentalen Trophäenschrankes drängten sich langsam ganz schön viele grausige Erinnerungsstücke.
    Das nicht-wirklich-heiße Wasser bildete Rinnsale über meinen Körper, ein geringer, aber im Moment dennoch bedeutender Trost. „Verschwinde“, wies ich Lasciel an. Dann fügte ich hinzu: „Aber lass das heiße Wasser da. Nur dieses eine Mal.“
    „Wie du wünschst“, entgegnete die Stimme des gefallenen Engels, und ich konnte sehr wohl den Unterton höflicher Selbstzufriedenheit heraushören. Dann verschwand das Gefühl ihrer Anwesenheit ganz.
    Ich blieb unter der Dusche, bis meine Finger völlig verschrumpelt waren. Oder, um genau zu sein, ich blieb unter der Dusche, bis die Finger meiner rechten Hand völlig verschrumpelt waren. Die Haut meiner verbrannten linken Hand sah immer verdorrt und verschrumpelt aus. In dem Augenblick, in dem ich das Wasser der Dusche abstellte, kehrte das Gefühl eisiger Kälte zurück. Ich zitterte heftig, trocknete mich ab und zog mich an.
    Ich stellte sicher, dass Mouse und Mister gut versorgt waren und genehmigte mir ein paar übriggebliebene Kekse und eine Dose Cola zum Frühstück. Nach kurzer Überlegung kletterte ich ins Labor hinunter, um Bobs Schädel von seinem Regal zu angeln.
    Schwache orange Lichter zuckten in den Augenhöhlen auf. „He“, nuschelte Bob schlaftrunken. „Wo soll’s hingehen?“
    „Auf Ermittlungstour“, sagte ich. Ich stieg mit dem Schädel in die Wohnung empor und ließ ihn in einen Nylonrucksack plumpsen. „Kann sein, dass ich dich brauche. Aber es wird vor Normalos nur so wimmeln, also halte die Klappe, bis ich den Rucksack öffne.“
    „In Ordnung“, gähnte Bob, und die Lichter in seinen Augenhöhlen erloschen wieder.
    Ich schnallte mir mein ganzes magisches Arsenal an den Körper – mein Schildarmband, meinen Energiering und mein silbernes Drudenfußamulett. Ich steckte meinen eben erst geschnitzten, neuen Sprengstock in die Seitentasche des Rucksacks, wobei ich den Griff weit genug herausragen ließ, dass ich ihn mir über mein rechtes Ohr hinweg jederzeit auch in einer Stresssituation mühelos greifen konnte. Ich griff mir meinen Stab und warf meinem Staubmantel, der am Haken neben der Tür hing, einen flüchtigen Blick zu. Ich hatte mehrere Zauber auf den Mantel gelegt, um mir etwas Schutz vor einer breiten Palette von Klauen, Reißzähnen und Kugeln zu verschaffen, und im

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