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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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heiße Dusche, wie sie jeder andere in diesem Staat genoss, wenn ich wieder einmal mit Beulen und blauen Flecken übersät war und von Muskelkater gequält wurde.
    Plötzlich schwang die Wassertemperatur von eiskalt auf brühend heiß um. Das war vielleicht ein Schock! Ich japste und vollführte ein kleines Tänzchen in der Dusche, bis ich den Duschkopf so drehen konnte, dass mich das Wasser nicht verbrühte. Nachdem ich den Schock der veränderten Temperatur verdaut hatte, neigte ich meinen schmerzenden Kopf und meinen steifen Hals in den warmen Sprühregen und stieß einen langen Seufzer aus. Dann knurrte ich: „Verflucht noch mal, habe ich dir nicht befohlen, damit aufzuhören?“
    Lasciels Gelächter sickerte flüsternd durch das Geräusch fließenden Wassers. Ich meinte zu spüren, wie sich Phantomfingerspitzen sanft in die stahlharten Muskelstränge an meinem Halsansatz gruben und die Verspannung zärtlich wegmassierten. „Du solltest die Technik anwenden, die ich dir letzten Herbst gezeigt habe, um das Unbehagen aus deinen Gedanken zu verbannen.“
    „Das ist nicht notwendig“, sagte ich und gab mein Bestes, griesgrämig zu klingen. Doch das heiße Wasser und die massierenden Finger waren einfach köstlich, auch wenn es sich um eine Illusion handelte. „Ich komme schon klar.“
    „Dein Unbehagen ist mein Unbehagen, mein Gastgeber“, sagte sie und seufzte. „Das meine ich wörtlich, denn all meine Sinneseindrücke können einzig aus deinen entspringen.“
    „Das alles ist nicht real“, flüsterte ich. „Das Wasser ist nicht heiß. Niemand massiert mich. Das ist nur eine Illusion, die du über meine Sinne legst.“
    „Aber fühlt es sich nicht gut an?“, fragte ihre körperlose Stimme. „Lockern sich die Verspannungen etwa nicht?“
    „Doch“, ächzte ich.
    „Was macht es dann für einen Unterschied ? Das genügt doch .“
    Ich wedelte mit der Hand, als versuchte ich, eine lästige Fliege von meinem Nacken wegzujagen, und das Gefühl der ruhigen, starken Finger verschwand. „Komm schon“, befahl ich. „Finger weg. Ich habe keine Lust, meinen Tag mit einem mentalen Käfigmatch zu beginnen. Aber wenn du mich weiter ärgerst, werde ich keine Sekunde zögern.“
    „Wie du willst.“ Ihre Stimme und das Gefühl ihrer Anwesenheit wurden schwächer. Dann hielt sie inne. „Mein Gastgeber, ich stelle fest, dass du das heiße Wasser nicht erwähnt hast.“
    Ich grunzte und murmelte etwas in meinen nicht vorhandenen Bart, schob den Kopf für ein paar Sekunden unter das scheinbar brühend heiße Wasser und fragte dann: „Hast du mit angesehen, was gestern Nacht geschehen ist?“
    „Aber ja“, antwortete der gefallene Engel.
    „Was meinst du dazu?“
    Einen Augenblick herrschte nachdenkliche Stille, dann entgegnete Lasciel: „Dass Karrin der Meinung ist, dass ein gewisser Abstand zwischen euch beiden aus beruflichen Gründen unabdingbar ist, aber dass sie durchaus die Möglichkeit nicht ausschließt, dass das unter den richtigen Umständen und zum richtigen Zeitpunkt nicht mehr von Bedeutung sein könnte.“
    Ich ächzte. „Nein“, brummte ich. „Nicht das. Sterne und Steine, ich brauche keine Flirttipps von einer verflixten Höllenschnalle. Ich meinte eigentlich die Dinge, die die Besucher der Convention angegriffen haben.“
    „Ah“, meinte Lasciel, die nicht im Mindesten beleidigt klang. „Das war offensichtlich der Angriff eines geistigen Raubtiers.“
    „Man muss wohl eins sein, um eins zu erkennen“, dachte ich. Ich rollte eine steife Schulter unter dem heißen Wasser. „Wenn das der Wahrheit entspricht, ging es bei den Angriffen nicht um körperliche Gewalt“, mutmaßte ich nachdenklich. „Was wiederum erklärt, was ich in der Toilette gesehen habe, in der der alte Mann angegriffen wurde. Was auch immer das getan hat war darauf aus, Furcht zu erzeugen, Schmerzen zuzufügen und dann ... was? Die psychische Energie seiner Opfer zu fressen?“
    „Das ist eine recht vereinfachte Darstellung“, antwortete Lasciel, „aber sie kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Soweit man das bei Sterblichen erwarten kann.“
    „Bist du jetzt auch noch sterblichkeitsbigott?“
    „Das war ich schon immer“, entgegnete sie. „Ich will dich nicht beleidigen, doch solltest du wissen, dass deine Fähigkeit, deine Umwelt zu begreifen, sehr stark von deinem Glauben an mehrere Illusionen bestimmt wird. Zeit. Wirklichkeit. Liebe. All diese Dinge. Es ist natürlich nicht deine Schuld – aber es setzt deiner

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