Harry Dresden 08 - Schuldig
antwortete: „Um Himmels Willen, Maeve. Kannst du bitte mal aufhören, die böse SM-Tante raushängen zu lassen? Das wird schnell langweilig.“
Die Dame des Winters stieß ein ärgerliches Schnauben aus, stellte ihr Getränk ab und verschränkte die Arme schmollend vor der Brust. „Nun denn“, knurrte sie beleidigt. „Was willst du wissen, Magier?“
„Ich würde gerne erfahren, warum Mab es dem Roten Hof der Vampire nicht heimgezahlt hat, dass er während der Schlacht letztes Jahr Sidheterritorium verletzt hat.“
Maeve zog eine Braue hoch und sah mich an. „Das ist Wissen, und Wissen ist Macht. Was willst du dafür eintauschen?“
„Vergessen“, entgegnete ich.
Maeve musterte mich mit geneigtem Kopf. „Mir fällt nichts ein, was ich unbedingt vergessen möchte.“
„Aber ich kann mir etwas vorstellen, von dem du gerne hättest, dass ich es vergesse, Maeve.“
„Oh?“
Ich grinste so breit wie möglich. „Ich wäre bereit zu vergessen, was du auf Billys und Georgias Hochzeit angestellt hast.“
„Wie bitte?“, prustete Maeve. „Ich kann mich nicht erinnern, dort gewesen zu sein.“
Sie wusste genau, worum es ging, und sie wusste auch, dass ich es wusste, und es begann mir langsam gewaltig auf die Nerven zu gehen, wie sich hinter all den Sidhegesetzen versteckte. „Selbstverständlich warst du nicht dort“, giftete ich. „Aber deine Zofe, Jenny Grünzahn.“
Maeves Mund öffnete sich überrascht.
„Ich habe ihren Glamour durchschaut. Sag nur, du wusstest nicht, wer ihrem Treiben ein Ende gesetzt hat?“, fragte ich und zog in geheuchelter Unschuld die Augenbrauen hoch. „Das war eine ganz schön kleinliche Grausamkeit, selbst für dich. Einfach zu versuchen, ihre Hochzeit zu versauen.“
„Deine Wolfskinder haben mir Unrecht getan“, erwiderte Maeve. „Sie haben eine bevorzugte Lehnsfrau des Winterhofes getötet.“
„Sie hatten Dresden die Treue geschworen, als sie die Tigerin töteten“, murmelte Lily. „Genau so wie das kleine Volk, das er auf Aurora hetzte. Du kennst die Gesetze.“
Maeve warf Lily einen mörderischen Blick zu, der fast schon menschlich war.
„Was die Geschehnisse jener Nacht anbelangt, standen sie in meinen Diensten.“ Ich legte die Hände flach auf den Tisch, beugte mich zu Maeve vor und sagte so ruhig und durchdringend wie möglich: „Ich beschütze, was mir gehört, das solltest du langsam wissen. Ich habe einen legitimen Anlass für eine Fehde mit dir.“
Maeve wandte ihre volle Aufmerksamkeit mir zu. Ihr Gesichtsausdruck war distanziert und fremdartig. „Was schlägst du vor?“
„Ich bin bereit, das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Alle Rechnungen sind beglichen, wenn du mir ehrlich antwortest.“ Ich lehnte mich zurück und fragte: „Warum unternahm der Winterhof nichts gegen den Roten Hof?“
Maeve betrachtete mich mit einem seltsamen, schwachen Glitzern in ihren Augen. Dann nickte sie und antwortete: „Mab hat es verboten.“
Fix und Lily wechselten einen erstaunten Blick.
„Das ist die Wahrheit“, meinte Maeve und nickte. Es war ihr anzusehen, wie sehr sie die Reaktion der anderen genoss. „Die Königin hat ihre Armee gegen den Sommer mobilisiert und ihren Befehlshabern ausdrücklich untersagt, Operationen gegen den Roten Hof durchzuführen.“
„Aber das ist Wahnsinn“, flüsterte Lily.
Maeve faltete die Hände auf dem Tisch, und ihr finsterer Blick schweifte in die Ferne. „Möglich. Geheimnisvolle Dinge regen sich im Herzen des Winters. Dinge, die ich noch nie gesehen habe. Gefährliche Dinge. Ich glaube, sie sind ein Omen.“
Mit geneigtem Kopf konzentrierte ich mich auf Maeve. „Wie das?“
„Was Aurora versuchte, war der reine Wahnsinn. Selbst für eine Sidhe“, antwortete sie. „Ihre Taten hätten ungeheure Kräfte aus dem Gleichgewicht bringen können, was für uns alle das Verderben bedeutet hätte.“
„Sie hatte das Herz am rechten Fleck“, warf Fix zu ihrer Verteidigung ein.
„Vielleicht“, sagte ich so schonend, wie ich konnte. „Aber gute Absichten sind völlig egal, wenn man sich die Konsequenzen ansieht, wenn sie wieder einmal monumental in die Hose gehen.“
Maeve schüttelte den Kopf. „Herzen. Gut. Böse. Sterbliche machen immer so ein Aufhebens um diesen Unsinn. Ich hoffe, ihr seid nicht ansteckend.“
Galant erhob ich mich mit ihr. „Manche behaupten das“, antwortete ich.
Sie verzog widerwillig das Gesicht. „Seit ihrem Tod habe ich mich oft gefragt, ob Aurora vielleicht einem
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