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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hatte – ein Ziel, das für ihn eine tödliche Gefahr darstellte, wenn es ihm auf die Schliche kam. Ein Ziel, das ihm gegenüber äußerst verwundbar war, solange er sich ihm in seiner Maskerade nähern konnte.
    „Oh Gott“, hörte ich mich sagen. „Elaine.“

30. Kapitel
    M urphy stürmte etwa zehn Sekunden nach mir aus dem Gebäude.
    „Thomas ist ans Telefon gegangen und hat mir versichert, er sei auf dem Weg. Aber er hat sich angehört, als würde er nach wie vor ein wenig neben der Spur stehen. Ich habe auch beide Hotelzimmer angerufen, wurde aber sofort mit dem Anrufbeantworter des Motels verbunden“, berichtete sie und steckte ihr Handy weg, ehe sie wieder näher an mich herantrat.
    „Passiert das automatisch?“
    „Nein. Man muss die Rezeption anrufen und darum bitten.“
    „Verdammt“, fluchte ich und warf ihr meine Schlüssel hin. „Der Skavis hat also bereits daran gedacht. Fahr.“
    Murphy blinzelte mich überrascht an, doch sie drehte sich ohne eine Sekunde zu vergeuden zum Käfer um. „Weshalb?“
    „Ich werde versuchen, bei Elaine auf meine Art durchzukommen“, entgegnete ich. Ich eilte um den Wagen und riss die Beifahrertür auf. „Bring uns schnellstmöglich dorthin.“
    „Magie während der Fahrt? Wird das der Wagen aushalten?“
    „Dieses Fahrzeug? Höchstwahrscheinlich schon“, antwortete ich. „Das hoffe ich zumindest.“ Ich warf meinen Stab auf den Rücksitz.
    „Au!“, kreischte eine Stimme.
    Murphys Kanone fuhr ebenso schnell aus dem Halfter, wie ich meinen Sprengstock bei der Hand hatte, dessen Spitze dunkelrot aufglühte.
    „Nicht schießen! Nicht schießen!“, quiekte die nun erstaunlich angsterfüllte Stimme. Es flackerte in der Luft, und Molly erschien auf meinem Rücksitz. Sie hatte die Beine an die Brust gezogen, ihre Augen waren geweitet, und ihr Gesicht leichenblass.
    „Molly!“, donnerte ich. „Verdammt, was hast du dir dabei gedacht?“
    „Ich bin gekommen, um zu helfen. Ich war gut genug, dein Auto zu finden, oder nicht?“
    „Ich habe dir befohlen, daheim zu bleiben!“
    „Wegen des dummen Armbandes?“, wollte sie wissen. „Das muss die lahmste Masche seit Menschengedenken sein. Yoda hat niemals solche Armbänder ausgeteilt …“
    In purer Frustration wirbelte ich herum und zischte: „Fuego!“
    Meine schiere Anspannung und meine Wut peitschten als Lanze aus gleißendem, blutroten Feuer aus der Spitze des Sprengstocks. Es fuhr in einen Müllcontainer vor Marcones Gebäude und … nun ja, es wäre Angeberei, wenn ich behauptete, diesen einfach vaporisiert zu haben. Das hätte nicht mal ich geschafft. Doch die Flammen verwandelten den Müllcontainer in einen Feuerregen geschmolzenen Metalls, als dieser einen siebzig Zentimeter tiefen Graben von der Länge eines Sargs in den Gehsteig riss. Trümmer glühenden Betons und Tropfen kochenden Metalls prasselten auf die Fassade des Gebäudes. Mehrere Schaufenster zerbarsten, Krater bildeten sich in den Steinwänden und mehrere hölzerne Blumentröge wurden in Brand gesteckt. Der Aufprall ließ alle Fenster in hundert Metern Umkreis erbeben, und die gläserne Abdeckung der nächsten Straßenlaterne zersplitterte in einem Funkenregen. Ein halbes Duzend Autoalarmanlagen begann zu quaken.
    Ich drehte mich wieder zu Molly um und sah, dass sie mich mit weit aufgerissenem Mund anstarrte, bis mein Schatten, den die auflodernden Feuer und die zerstörte Straßenlaterne warfen, auf sie fiel. Meine Stimme war ein unverständliches Knurren. „Ich. Bin. Nicht. Yoda.“
    Ich schälte den Handschuh von meiner Linken und hielt sie mit gespreizten Fingern hoch. Sie sah zwar bei weitem nicht mehr so furchtbar aus wie noch ein paar Jahre zuvor, aber sie war immer noch hässlich genug, um bei einer Neunzehnjährigen ordentlich Eindruck zu schinden. „Das ist kein gottverdammter Film, Molly. Wenn du hier Scheiß baust, verschwindest du nicht einfach und lässt einen leeren Umhang zurück. Du wirst nicht in Karbonit eingefroren, und das solltest du inzwischen verflucht noch mal echt in deinen gottverdammten Schädel bekommen haben!“
    Sie zwinkerte geschockt. Natürlich fluchte ich von Zeit zu Zeit, doch für gewöhnlich verzichtete ich dabei auf Blasphemie – zumindest solange Michael oder seine Familie in der Nähe waren. Ich glaubte zwar nicht, dass sich Gott bedroht sah, wenn mir hie und da ein verbaler Ausrutscher unterlief, doch ich schuldete Michael einfach den Respekt in Hinsicht auf diese besondere Disziplin der

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