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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kleinsten Flecken des Blechs, den ich mir im Geiste vorstellen konnte, und pure Energie schoss wie eine Lanzenspitze nach vor und traf mit einem leichten Ploppen gegen den Wagen, das nicht lauter war als der aufgewirbelte Schotter, der auf den Unterboden prallte. Der Wagen brauste ohne langsamer zu werden an mir vorbei, und ich notierte mir in Gedanken die Nummer.
    Sobald er verschwunden war, flüsterte ich: „Tractis“. Ich konzentrierte mich nach wie vor auf meinen Stab, den ich zu mir zurückzog. Ich stand auf und hielt die Spitze ins Licht einer Straßenlaterne.
    Ein grüner Lacksplitter, halb so groß wie eine Vierteldollarmünze, klebte an der Spitze des Stabs. Ich leckte mir über die Fingerspitze, presste diese gegen den Splitter und löste ihn von meinem Stab. In einer Manteltasche bewahrte ich eine Schachtel wasserfester Streichhölzer auf. Ich schüttete die Streichhölzer auf den Boden und verstaute den Splitter sorgfältig in der Schachtel.
    „Erwischt!“, rief ich triumphierend.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Graumantel den Wagen bei der erstbesten Gelegenheit loswerden wollen, mir blieb also kaum Zeit. Wenn er mir durch die Lappen ging, trug ich die Verantwortung für allen weiteren Schaden, den er anrichtete. Das würde ich nicht zulassen.
    Ich schob die Streichholzschachtel in die Tasche, drehte mich um und rannte zu Elaine und Anna zurück. Als ich dort ankam, war der gesamte Block durch die brüllenden Flammen, die aus dem Wohngebäude loderten, und dem Meer aus blinkendem Blaulicht taghell erleuchtet. Ich sichtete Elaine, Anna und Mouse und ging zu ihnen hinüber.
    „Harry“, sagte Elaine mit erleichtertem Gesicht. „He. Hast du ihn erwischt?“
    „Noch nicht“, sagte ich. „Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Habt ihr einen sicheren Ort, an den ihr gehen könnt?“
    „Mein Hotel sollte sicher genug sein. Ich denke, hier hat niemand eine Ahnung, wer ich bin. Das Amber Inn.“
    „Gut. Bring Anna dorthin. Ich rufe dich an.“
    „Nein“, sagte Anna bestimmt.
    Ich sah zu dem brennenden Wohngebäude hinüber und musterte Anna durch zusammengekniffene Augen. „Ich denke mal, Ihnen wäre eine schöne, gemütliche Nacht zu Hause lieber?“
    „Ich würde lieber sicherstellen, dass es den anderen Mitgliedern des Ordos gut geht“, sagte sie. „Was, wenn der Mörder beschließt, sich stattdessen andere Opfer zu suchen?“
    „Elaine“, brummte ich und hoffte auf ihre Unterstützung.
    Elaine zuckte die Achseln. „Ich arbeite für sie.“
    Ich brummte einen Fluch in meinen Bart und schüttelte den Kopf. „Gut. Sammelt sie alle ein und bunkert euch ein. Ich rufe morgen früh an.“
    Elaine nickte.
    „Komm schon, Mouse“, sagte ich zu meinem Hund.
    Ich nahm seine Leine und wir machten uns auf den Weg nach Hause – und nach Kleinchicago.

14. Kapitel
    D aheim schlurfte Mouse ohne Umwege zu der Plastikschüssel, in der sich sein Hundefutter befand. Er verputzte es, bis auch der letzte Krümel verschwunden war. Dann leerte er seine Wasserschüssel, taumelte zu seiner Schlafstelle und plumpste zu Boden, ohne sich wie gewöhnlich zuerst im Kreis zu drehen. Noch ehe er es sich ordentlich bequem gemacht hatte, war er eingeschlafen.
    Ich machte kurz an seiner Seite Halt, um ihn zu kraulen und seine Nase zu überprüfen, die jedoch feucht und kalt wie immer war. Als ich ihn berührte, zuckte sein Schwanz leicht, doch er war eindeutig völlig erschöpft. Was auch immer in seinem Bellen gelegen hatte, das auf unmögliche Art und Weise einen gesamten Wohnblock geweckt hatte, es hatte ihn offensichtlich viel Kraft gekostet. Ich legte meinen Staubmantel ab, deckte damit den Hund zu und ließ ihn schlafen.
    Ich klingelte noch einmal bei Too-mass ’ Wohnung durch, erreichte aber nur den Anrufbeantworter. Also schnappte ich mir meinen dicken Flanellbademantel – wegen der Wärme, da es in meinem Labor tief unter der Erdoberfläche immer eiskalt war –, schob den Teppich beiseite, der die Falltür in meinem Wohnzimmer bedeckte und ließ mit einer Geste die Kerzen golden aufflackern, als ich hinunterstieg.
    Mein Labor war schon immer etwas vollgestopft gewesen, doch die Situation hatte sich nicht verbessert, als ich begonnen hatte, Molly Unterricht zu erteilen. Es war ein rechteckiger Kasten aus Beton. Einfache Drahtregale säumten drei der Wände, darauf türmten sich Bücher und Behältnisse mit verschiedenen magischen Zutaten, die ich für meine Arbeit brauchte (etwa die solide,

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