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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Gorillakörpers fehlten einfach, einschließlich seiner Oberschenkel und eines Großteils seines Torsos. Es handelte sich aber nicht um eine ekelerregend blutige Wunde. Ein sanftes, gelbgrünes Leuchten, das die Wunden versiegelt zu haben schien, umspielte die Fleischbrocken. Kleine, grüne Triebe wucherten in den nächsten Sekunden aus dem Leichnam empor, und Blätter und Blütenkelche von Wildblumen in allen Regenbogenfarben entfalteten sich.
    Dieser Blumenmantel schien den Gorilla-Leib um den sterblichen Körper zu verschlingen – den Körper eines muskulösen jungen Mannes, der nach und nach zum Vorschein kam, auch wenn er noch von einem züchtigen Blumenschleier verhüllt wurde. Er war durch und durch tot, mit glasigen, leeren Augen, und Blumen sprossen aus einem Loch empor, wo sich einmal sein Herz befunden hatte. Er trug ein Lederhalsband, von dem in einer kleinen Gummiumrandung wie eine Hundemarke ein weiterer dunkel angelaufener Denar baumelte. Er war noch ein Kind gewesen, in Mollys Alter.
    Draußen erschallte ein tiefer, hallender Seufzer. Dann erklang ein weiteres dumpfes Krachen, das den Boden erbeben ließ. Dann noch eins.
    Es kam näher.
    Mein Herz raste. Sicher, ich hatte nicht die geringste Ahnung, was da draußen lauerte, aber die gestelzte Sprechweise schrie förmlich nach einem Sidhe. Die fuhren total darauf ab, möglichst archaisch zu reden – vielleicht musste man auch der Fairness halber anmerken, dass sie es sich nie abgewöhnthatten. Wie auch immer, die Chancen standen gut, dass es sich um den ältesten Geißleinbruder handelte, der auf der Bildfläche erschienen war, um die lästige Angelegenheit mit dem Streiter des Winters endgültig zu klären, und er hatte gerade einen Denarier wie eine lästige Elfe zerquetscht, was nichts Gutes für meine Zukunft verhieß.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich vor dem dumpfen Geräusch zurückwich, und die Diele unter meinem Fuß knarrte verräterisch.
    Das brachte mich auf einen arglistigen Gedanken. Je größer, desto besser et cetera. Wenn der älteste Geißleinbruder sogar noch größer war als der letzte, konnte ich vielleicht den morschen Boden gegen ihn nutzen. Offenes Wasser war auch ein großartiges Mittel, den Vorteil allzu erdrückender Größenunterschiede aufzuwiegen. Realistische Ziele waren schon immer der Schlüssel zu meinem Erfolg gewesen. Ich musste keinen Kampf gegen dieses Vieh gewinnen. Ich musste einfach nur lange genug überleben, um mich zu verdünnisieren.
    Ich setzte alles auf eine Karte, wählte die massivste Bodendiele aus, die ich erspähen konnte, und tastete mich vorsichtig an die gegenüberliegende Wand der Konservenfabrik vor, die dem Wasser des Sees am nächsten lag, und drehte mich wieder zu dem Loch in der Wand um, das Magogs Körper auf dem Weg ins Innere gerissen hatte.
    Wumm. Wumm. Wumm.
    Ich zielte mit meinem Stab etwas weiter nach oben.
    Wumm. Wumm.
    Schweiß tropfte von meiner Stirn.
    Wumm. Wumm.
    Wie weit musste der Typ denn noch latschen?
    Wumm. Wumm.
    Das wurde langsam lächerlich.
    Wumm. Wumm.
    Dann erschien das älteste Geißlein in der Öffnung in der Wand.
    Es war eins fünfzig groß. Allenfalls.
    Es trug eine Robe mit Kapuze, die zurückgezogen war, so dass ich seine gekrümmten Widderhörner, sein Ziegengesicht, seinen langen weißen Bart und seine gelben Augen mit den Sanduhrpupillen ausmachen konnte.
    In seiner rechten Hand hielt er einen mit Runen beschnitzten Stab, der fast genauso aussah wie mein eigener.
    Er machte einen hinkenden Schritt nach vorn, stützte sich auf seinen Stab, und als er diesen auf den Boden rammte, umflackerte ihn grünes Licht, das auf den Boden tropfte und sich wie eine kreisförmige Welle verflüchtigte. Wumm.
    Die Balken des Bodens unter ihm knarrten, und der Geißleinbruder blieb vorsichtig stehen, wobei er den Stab mit beiden Händen umfasste und mich ruhig musterte. Seine Robe war mit einem Seil gegürtet. Von diesem Gürtel hingen drei Stolen – purpurne Stolen, die über viele Jahre hinweg ausgefranst waren.
    Bei diesen handelte es sich um Ehrenabzeichen, die von Mitgliedern des Ältestenrates getragen wurden, den Anführern des Weißen Rates der Magier. Diese waren salopp gesagt die ältesten und mächtigsten Magier auf Erden.
    Offensichtlich hatte der älteste Geißleinbruder drei von ihnen in Duellen getötet.
    „Das“, ächzte ich, „ist heute echt nicht mein Tag.“
    Bruder Geißlein musterte mich würdevoll. „Ich grüße Euch.“ Er besaß eine tiefe,

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