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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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habe, als Organspender zu dienen. Nur für den Fall der Fälle. Sie waren nicht in der Lage gewesen, seinen Führerschein zu finden. Es war klar ersichtlich, dass Charity kurz davorstand, dem Arzt auszurichten, wohin er sich seine Fragen schieben konnte, aber Michael hätte ihm geantwortet – natürlich hatte er eingewilligt. Der Doktor bedankte sich und ging.
    Ich ging mit Charity und Molly in die kleine Cafeteria hinüber, doch mir stand der Kopf nicht nach etwas Nahrhaften oder darauf, etwas zum Essen aufgezwungen zu bekommen. Mich beschlich das Gefühl, bei Charity müsse sich der Drang nach Bemutterung aufgestaut haben, nachdem sie so lange Zeit von ihren Kindern getrennt verbracht hatte. Auf dem Weg entschuldigte ich mich, um mir die Beine zu vertreten, was durchaus der Wahrheit entsprach. Manchmal, wenn ich einfach zu viel um die Ohren hatte, half ein kleiner Spaziergang.
    Also wanderte ich ziellos durch die Krankenhausgänge, wobei ich mir allerdings Mühe gab, einen weiten Bogen um Krankenhausapparaturen zu schlagen, die vielleicht im Moment damit beschäftigt waren, jemanden am Leben zu erhalten.
    Schließlich setzte ich mich in die Krankenhauskapelle.
    Sie war wie aus dem Katalog: ganz ruhig, mit gedämpften Farben und Lichtern, Kirchenbänken mit einem kleinen Gang in der Mitte und einem Odium ganz vorne im Raum – die Standardausführung für Gottesdienste verschiedenster Religionsgemeinschaften. Vielleicht wurde der Katholizismus ein wenig bevorzugt, aber das lag in der Natur der Dinge. Die Kapelle lag in der Obhut von Jesuiten, die hier ständig die Messe lasen.
    Es war mucksmäuschenstill, und das war mir am wichtigsten. Mit schmerzenden Gliedern sank ich auf eine Kirchenbank und schloss die Augen.
    Jede Menge Einzelheiten tanzten in meinem Kopf Ringelreihen. Man hatte Michael mit Schussverletzungen eingeliefert. Die Bullen würde das brennend interessieren. Wenn man sich die Umstände des Helikopter-Fluges nach Chicago durch den Kopf gehen ließ, konnte das verdammt schnell verdammt kompliziert werden. Andererseits war Marcone in die Sache verwickelt, und so war es möglich, dass man alles unter den Teppich kehren würde. Er hatte bei so vielen städtischen Behörden Chicagos die Finger im Spiel, dass er wahrscheinlich mühelos jede Untersuchung unterbinden konnte.
    Wenn man in Betracht zog, wovor wir ihn gerettet hatten, würde es Marcone ähnlich sehen, wenn er den Leuten, die ihn herausgehauen hatten, den Gefallen erwidern würde. Es nervte mich trotzdem ganz schön, dass Marcone nun in einer Position war, in der er Michael ernsthaft helfen konnte.
    Natürlich musste Michael dafür erst einmal überleben. Meine Gedanken schlossen den ersten Kreis.
    Hätte er sich jetzt auch in Lebensgefahr befunden, wenn ich ihm nicht den Harnisch aufgezwungen hätte? Wenn ich ihn nicht an das Seil gehakt hätte, würde er dann auch sterbend unter dem Messer liegen? Wie hatte ich nur so arrogant sein können, mir einzubilden, ich könne aus Gards Gesichtsausdruck nicht nur den Verlauf der Zukunft lesen, sondern auch zu glauben, ich besäße die Weisheit zu entscheiden, wie die Zukunft aussehen sollte.
    Möglicherweise hätte eigentlich ich dort oben liegen sollen. Ich hatte weder Frau noch Kinder, die zuhause auf mich warteten.
    Ich hatte erwartet, dass Charity mich anschreien und mit Dingen bewerfen würde. Vielleicht hatte ich es mir sogar gewünscht. Denn ich fühlte, dass ich Charitys Zorn verdient hatte, auch wenn ich nicht hatte wissen können, was geschehen würde, und auch wenn ich meinen Freund einfach nur hatte beschützen wollen. Schließlich hatte ich im Endeffekt unter Umständen ihren Mann auf dem Gewissen, als hätte ich ihn selbst getötet.
    Außer dass er noch lebte – und so zu denken war, als hätte ich ihn bereits aufgegeben. Das konnte ich nicht.
    Ich sah zu der Kanzel empor, wo Wer-auch-immer sich einstellen würde, wenn eine Messe gelesen wurde.
    „Ich weiß, wir sprechen nicht oft miteinander“, sagte ich laut in den leeren Raum, „und ich bin nicht auf eine Brieffreundschaft aus. Aber ich bin der Meinung, dass dich Michael verdammt gut hat aussehen lassen, und sollte das das Ende sein, nach allem, was er für dich getan hat, würdest du ganz schön in meinem Ansehen sinken. Er hat Besseres verdient. Ich denke, du solltest sicherstellen, dass er es auch bekommt, und solltest du mir das in Rechnung stellen wollen, ist mir das recht. Kein Problem.“
    Niemand antwortete.
    „Apropos“,

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