Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Tür und ihren Kunden kniete. Ich mochte sie schon.
    „Carol“, wandte ich mich scharf genug an sie, dass sie ihren Blick von Michael losriss, der mit Amoracchius in der Hand in der Türöffnung stand. „Sie müssen mir hier zur Hand gehen!“
    Sie nickte und stand auf. Sie half mir, den Verletzten zu den anderen zu schleppen, die an die Wand gelehnt in einem Eck saßen. “W... woher kennen Sie meinen Namen?“, stammelte sie. „S... sind Sie beide Engel?“
    Ich seufzte und tippte mit dem Finger auf das Namensschild, das sie trug. „Ich bin verdammt sicher, dass ich keiner bin“, gab ich zu. Ich nickte in Michaels Richtung. „Aber er ist so nah dran, wie Sie es je mit eigenen Augen sehen werden.“
    „Jetzt mach dich bitte nicht lächerlich“, plusterte sich Michael auf. „Ich bin nur …“ Er verstummte und duckte sich. Etwas Massiges raste an ihm vorbei und riss ein Loch in der Größe meines Kopfes in die Deckenverkleidung. Staub rieselte auf uns herab, und die verängstigten Leute schrien auf.
    Michael knallte die Tür ins Schloss, aber Sie ahnen es bereits: Ohne diesen lästigen Sicherheitsriegel aus Stahl schwang sie wieder auf. Er warf sie wieder zu und lehnte sich schnaufend mit einer Schulter dagegen. Etwas Wuchtiges prallte gegen die Tür, dann herrschte Stille.
    Ich riss die Hose des Verwundeten am Saum auf. Das Messer hatte ihn hinten am Bein erwischt und eine ganz schöne Sauerei angerichtet, doch es hätte schlimmer kommen können. „Lassen Sie es drin“, befahl ich Carol, „und stellen Sie sicher, dass er still hält. Die Waffe sitzt zu nahe an den großen Arterien, und die will ich nicht aus Versehen aufreißen, indem ich die Klinge herausziehe. Bleiben Sie bei ihm und hindern Sie ihn daran, es rauszuziehen. Verstanden?“
    „Ich … ja, verstanden“, bestätigte Carol. Sie blinzelte einige Male. „Ich verstehe nicht, was geschieht denn hier?“
    „Ich weiß es auch nicht“, antwortete ich. Ich erhob mich, um neben Michael Stellung zu beziehen.
    „Diese Dinger sind um Einiges stärker als ich“, sagte er leise brummend, sodass die Leute hinter uns uns nicht belauschen konnten. „Wenn die diese Tür stürmen, werde ich sie nicht geschlossen halten können.“
    „Ich bin nicht sicher, ob sie das tun werden“, sagte ich.
    „Aber du bist doch hier.“
    „Ich denke nicht, dass die hinter mir her sind“, sagte ich. „Sonst würden sie sich nicht auf alle anderen stürzen.“
    Michael sah mich stirnrunzelnd an. „Aber du hast doch gesagt, das sind Feen.“
    „Sind sie auch“, sagte ich. „Aber ich glaube nicht, dass dies anfänglich ein Mordanschlag sein sollte. Dafür sind es zu viele. Das ist ein ausgewachsener Angriff.“
    Michael schnitt eine Grimasse. „Dann sind Menschen in Gefahr. Sie brauchen unsere Hilfe.“
    „Die werden sie auch bekommen“, pflichtete ich ihm bei. „Hör zu, Hobs halten kein Licht aus. Egal welches. Es versengt sie und kann sie sogar töten. Deshalb haben sie auch diese Trybnisbeschworen, bevor sie hierher gekommen sind.“
    „Trybnis ? “
    „Das ist eine Art Substanz aus dem Niemalsland. Stell dir Scheinwerferfilter aus Cellophan vor. Doch statt vor einem Scheinwerfer angebracht zu sein, befindet es sich in der Luft. Deshalb konnten wir das Licht meines Amulettes nicht sehen, und deswegen war das Mündungsfeuer meiner Pistole auch so schwach. So werden wir sie auch erledigen.“
    „Indem wir uns die Trybnis vom Hals schaffen?“, erkundigte sich Michael nickend.
    „Genau“, erwiderte ich. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, ehe ich meine Taschen durchwühlte, um nachzusehen, was ich alles dabei hatte. Ich habe immer eine kleine Sammlung an Magier-Spielzeug in den geräumigen Taschen meines Staubmantels, doch die Taschen meines Wintermantels förderten nichts außer einem Stück Kreide, zwei Ketchuptüten von Burger King und einem pelzigen Tic-Tac zu Tage. „Gut“, grummelte ich. „Lass mich eine Minute überlegen.“
    Etwas rammte die andere Seite der Tür, und Michaels Arbeitsstiefel schrammten gut dreißig Zentimeter über den Boden. Eine Kralle hieb durch die Öffnung nach mir. Ich warf mich zur Seite, doch folgte der Ärmel meines Mantels leider nicht meinem Vorbild. Die Klauen des Hobs rissen drei lange Schnitte in den Stoff.
    Michael hob Amoracchiusmit einer Hand und rammte die schimmernde Klinge durchdie massive Tür. Der Hob schrie und zog sich zurück. Michael warf die Tür wieder ins Schloss und zog Amoracchius aus