Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
dehnte sich wie eine Katze. Eine Zurschaustellung graziler Weiblichkeit, die einem den Verstand rauben konnte. Dann nickte sie langsam, stand auf, und als sie mich diesmal ansah, geschah dies mit der üblichen kühlen Zurückhaltung. „Sie haben recht. Zuerst das Geschäftliche. Sie möchten, dass ich Ihnen helfe.“
„Ich will, dass Sie sich selbst helfen“, stellte ich klar. „Wir haben beide dasselbe Problem.“
„Nämlich?“
„Verräter innerhalb der Organisation“, sagte ich. „Inszenierung von Konflikten und Destabilisierung des Gleichgewichts der Kräfte.“
Sie zog eine schwarze Braue hoch. „Der Wächter ist unschuldig?“
„Nur, wenn ich den finde, der ihm den Mord so gekonnt in die Schuhe geschoben hat.“
„Sie glauben an eine Verbindung zwischen Ihrem Verräter und dem Skinwalker?“
„Ja, und an eine weitere, die mich hierher geführt hat.“ Ich nickte. „Einer von Ihren Leuten hat diese Anwältin bezahlt und die Kabel in ihrem Kopf neu verlegt.“
Lara sah aus, als hätte sie in einen sauren Apfel gebissen. „Wenn das stimmen sollte, hat da irgendwer grauenhaft gestümpert. Man hinterlässt keine so offensichtlichen, prägnanten Blockaden. Schon gar nicht bei einem Kontakt, der so nah an einem dran ist. Mit solchen Sachen erregt doch viel zu viel Aufmerksamkeit.“
„Also“, sagte ich. „Ein stümperhafter, ungeduldiger Vampir des Weißen Hofes, der gern zu dick aufträgt“, sagte ich. „Ach ja, und der nicht auftauchte, als es darum ging, den Familiensitz gegen einen Skinwalker zu verteidigen und den Thomas vor Kurzem in der Öffentlichkeit geschlagen und gedemütigt hat.“
„Madeline“, murmelte Lara finster.
„Madeline“, sagte ich. „Ich glaube, wer immer bei dieser Operation die Fäden zieht, benutzt sie. Ich glaube, wir müssen sie finden und die Fäden bis zum Puppenspieler zurückverfolgen.“
„Wie?“
Ich kramte in den Taschen meines ledernen Staubmantels nach dem Zettel, auf dem ich die Daten des Kontos notiert hatte, das angeblich Morgan gehörte, und nach der Kopie des deftigen Schecks, der dort gelandet war. „Finden Sie heraus, wer dieses Konto eingerichtet hat. Finden Sie heraus, woher das Geld kam.“ Ich gab ihr die beiden Unterlagen. „Dann versuchen Sie zu klären, ob man nicht irgendwie Thomas Handy orten kann.“
„Sein Handy?“
„Ekelmonster sagte, wir könnten ihn über eines von Thomas‘ Telefonen erreichen. Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit festzustellen, wo diese Dinger gerade sind?“
„Das hängt von einer Reihe von Faktoren ab.“
„Na, ich würde mal wetten, dass der Skinwalker kein Abo auf Wissenschaft heute hat. Wahrscheinlich kennt er irgendein Gegenmittel gegen einen Suchzauber, aber dass man ein Handy physisch orten kann, ist ihm vielleicht gar nicht bewusst.“
„Ich werde sehen, was ich tun kann“, sagte Lara. Inzwischen war einer der Sanitäter hereingekommen und drückte sich respektvoll im Hintergrund herum. Lara wandte sich dem jungen Mann zu. „Ja?“
Er hielt ein Klemmbrett hoch. „Die Ersteinschätzung, die wir vornehmen sollten.“
Sie streckte die Hand aus, und er reichte ihr das Klemmbrett mit ausgestrecktem Arm, als wolle er ihr bloß nicht zu nah kommen. Schnell überflog Lara die erste Seite. „Bei Hennesy und bei Callo ist das Rückrat gebrochen?“
„Um das genau sagen zu können, müsste man sie röntgen“, antwortete der Sanitäter ängstlich. „Aber ich habe mir sagen lassen, der Eindringling hätte die beiden einfach über sein Knie gelegt, zerbrochen und weggeworfen. Sie sind gelähmt. Wahrscheinlich auf Dauer.“
„Wilson hat beide Augen verloren“, brummte Lara.
Der Sanitäter wich ihrem Blick aus. „Ja.“
„Nun gut“, sagte Lara. „Bringen Sie Hennesy in Natalias Gemächer. Callo kommt zu Elisa.“
„Jawohl, Ma‘am. Soll ich Wilson auf die Krankenstation schicken?“
Lara starrte ihn an, keine Regung im lieblichen Gesicht. „Nein. Ich komme gleich und kümmere mich um ihn.“ Sie hielt ihm das Klemmbrett hin, nach dem er hastig griff, um forteilen zu können.
Ich sah Lara an. „Ihr werdet diese Männer töten. Wenn Natalia und Elisa aufwachen ...“
„Werden sie sich nähren und überleben. Ich verliere, was ich in diese Männer investiert habe. Das mag unerfreulich sein, aber Söldner lassen sich leicht ersetzen, Mitglieder meines Hauses weniger. Als Führerin des Hauses liegt es in meiner Verantwortung, in der Not angemessene Versorgung und Nahrung
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