Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
danebenzustehen und nichts zu tun.“
„Georgia?“
„Ohne sie wäre ich wohl zusammengeklappt. Ein Quell der Kraft und der Ruhe.“ Billy warf einen Blick Richtung Warteraum, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Sie schafft es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles andere beiseite zu schieben, bis man Zeit hat, sich damit zu befassen. Wenn die Krise überstanden ist, ganz gleich, wie es ausgeht, dann klappt sie zusammen. Dann bin ich an der Reihe.“
Wie ich schon sagte.
Eine feste Einheit.
„Die Bestie, die Kirby getötet hat, hat sich Thomas geschnappt“, sagte ich.
„Den Vampir, mit dem du manchmal zusammenarbeitest?“
„Ja. Sobald ich herausgefunden habe, wie man das Monster finden kann, werde ich es ausschalten. Wahrscheinlich helfen die Vampire, aber ich brauche Unterstützung, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann.“
In Billys Augen flackerte es – Wut? Hunger? „Ach ja?“, meinte er trocken.
Ich nickte. „Das ist Teil von etwas Größerem. Ich kann dir das nicht im Detail erläutern. Ich weiß auch, dass Andi dich hier braucht, ich verstehe dich also, wenn du ...“
Billy sah mich an, immer noch mit diesem gefährlichen Feuer in den Augen. „Harry? Blind tue ich gar nichts mehr.“
„Was soll das denn heißen?“
„Das soll heißen, dass ich seit Jahren immer wieder bereit bin, dir zu helfen, obwohl du mir so gut wie nie sagen durftest, worum es genau ging. Du hast dich da immer sehr bedeckt gehalten, und ich weiß, du hattest gute Gründe dafür.“ Er sah mich ruhig an. „Kirby ist tot, Andi vielleicht auch bald.“
Ich schaffte es nicht, seinen Blick zu erwidern, noch nicht einmal kurz. „Das weiß ich ja.“
Er nickte. „Wenn ich diese Diskussion mit dir schon früher geführt hätte, wären sie möglicherweise beide noch gesund. Wenn wir eine bessere Vorstellung davon gehabt hätten, was in der Welt wirklich vor sich geht, hätten wir unsere Vorgehensweise vielleicht geändert, wären wir anders an Sachen rangegangen. Sie folgen mir. Ich trage die Verantwortung. Ich muss sicher sein, dass ich wirklich alles in meiner Macht Stehende tue, um dafür zu sorgen, dass sie wissen, worauf sie sich einlassen. Dass ich alles in meiner Macht Stehende tue, um für ihre Sicherheit zu sorgen.“
„Ja“, sagte ich. „Ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen.“
„Wenn du also willst, dass ich helfe, müssen sich ein paar Dinge ändern. Blind presche ich nicht mehr vor. Nie wieder.“
„Das ist nichts, was man sich einfach abgewöhnen kann“, drängte ich leise. „Momentan hast du mit dem Schlimmsten, was abgeht, nichts zu tun, weil du ... ich möchte euch wirklich nicht beleidigen, aber unter dem Strich seid ihr ein Haufen Amateure, die nicht genug Durchblick haben, um für irgendjemanden eine Bedrohung darzustellen.“
Seine Augen wurden dunkler. „Wir haben mit dem Schlimmsten nichts zu tun?“, sagte er gefährlich ruhig. „Sag das Kirby. Sag das Andi.“
Ich entfernte mich mehrere Schritte, kniff mir mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken, schloss die Augen und dachte nach. Natürlich hatte Billy nicht ganz unrecht, ich hatte die Informationen, die ich ihm und den Alphas hatte zukommen lassen, immer sorgsam gefiltert, um die Gang zu schützen, und das hatte ja auch funktioniert. Zumindest eine Weile.
Aber nun lagen die Dinge anders. Denn Kirby war tot.
„Aber aussteigen willst du nicht?“, fragte ich. „Da bist du sicher? Denn wenn du erst mal ganz drinsteckst, gibt es kein Aussteigen mehr.“ Ich sah ihn an. „Ob du mir nun glaubst oder nicht, Billy, bisher hattest du wirklich mit dem Schlimmsten nichts zu tun.“
„Ich steige aus dieser Sache nicht aus. Kann ich gar nicht.“ Er verschränkte die Arme. „Du bist derjenige, der unsere Hilfe will.“
Ich zeigte auf ihn. „Von wollen kann keine Rede sein! Ich will eure Hilfe nicht, ich will euch nicht in die Sachen reinziehen, die gerade laufen, ich will nicht, dass ihr euch in noch größere Gefahr begebt und verletzt werdet!“ Ich seufzte. „Aber ... aber es steht eine Menge auf dem Spiel, und ich glaube, ich brauche euch.“
„Gut“, sagte Billy. „Den Preis kennst du ja jetzt.“
Er stand da und sah mich an, sein Blick war müde, aber fest und unverwandt. Mir wurde plötzlich etwas bewusst, was ich bisher noch nie in einen klaren Gedanken gefasst hatte: Billy war kein Kind mehr. Nicht, weil er sein Examen hatte. Noch nicht einmal, weil er so verdammt
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