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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Erinnerung ließ mir Schauer über den Rücken laufen, mehr aber nicht. Ich atmete weiter langsam und gleichmäßig.
    Sehen Sie, das war einer der Vorteile am Menschsein: Unter dem Strich waren wir ziemlich anpassungsfähig. Die Erinnerung an das grässliche Ding würde ich nie wieder loswerden, auch nicht die Bilder all der anderen grauenvollen Dinge, die ich mit meinem Blick gesehen hatte. Wenn sich meine Erinnerungen nicht ändern ließen, blieb mir nur eins: Ich musste mich ändern. Ich musste mich daran gewöhnen, diese Schrecken zu sehen, richtig zu sehen, und trotzdem ein vernunftbegabtes Wesen zu bleiben. Diese Leistung hatten schon bessere Männer als ich vollbracht.
    Morgan zum Beispiel.
    Wieder musste ich zittern, aber nicht der Erinnerung wegen, sondern weil ich wusste, was es heißen konnte, wenn man sich zwang, mit solch grässlichen Dingen zu leben. Es veränderte einen. Es machte einen vielleicht nicht gleich zum Monster, aber es blieben Narben. Auch ich hatte welche davongetragen, dessen war ich mir durchaus bewusst.
    Wie oft musste man Erfahrungen wie die eben durchleben, ehe man anfing, sich zu verbiegen? Wie oft konnte ich sie durchstehen, ehe ich zu etwas Furchtbarem wurde, nur um zu überleben? Für einen Magier war ich jung. Wo würde ich stehen, wenn ich mir Jahrzehnte, Jahrhunderte lang das Wegsehen verweigert hatte?
    „Frag Morgan“, sagte meine innere Stimme.
    Ich stand auf, ging ins an das Schlafzimmer angrenzende Bad. Ich schaltete das Licht ein und zuckte zusammen, als mir der Wechsel von dunkel zu hell in den Augen wehtat. Nachdem ich mir das Blut aus dem Gesicht gewaschen hatte, reinigte ich sorgfältig das Waschbecken, denn in meinem Metier hinterlässt man sein Blut nicht dort, wo andere es finden können.
    Dann zog ich meinen Mantel über und verließ das Schlafzimmer.
    Ich traf Billy und Georgia im Wohnzimmer, wo Billy am Fenster stand, das auf den winzigen Balkon hinausführte, während Georgia telefonierte.
    „Ich sehe da draußen gar nichts“, sagte Billy gerade. „Ist er ganz sicher?“
    Georgia murmelte etwas ins Telefon. „Ja“, meldete sie zurück. „Es ist hierher gekommen. Du solltest es eigentlich sehen, dort, wo du stehst.“
    „Ich sehe es aber nicht!“ Billy warf mir über die Schulter einen Blick zu. „Harry. Alles klar?“
    „Ich werd’s überleben.“ Ich trat neben ihn ans Fenster. „Dann ist es mir hierher gefolgt?“
    „Irgend etwas ist da draußen“, sagte Billy. „Etwas, was uns noch nie über den Weg gelaufen ist. Spielt seit einer Stunde mit Kirby und Andi Verstecken. Sie können es weder erwischen noch genauer in Augenschein nehmen.“
    Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Werwölfe, die zusammenarbeiteten, waren verdammt flink, dagegen kommt so schnell nichts an. Billy und seine Gang arbeiteten nun fast schon so lange in Chicago wie ich, sie wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. In den vergangenen Monaten hatte ich meinen Lehrling Bescheidenheit gelehrt, indem ich sie ihren Schleierzauber beim Versteckspiel mit den Werwölfen hatte üben lassen: Die Gang hatte sie jedes Mal innerhalb von Minuten aufgespürt.
    „Das da draußen ist kein Mensch“, sagte ich. „Sonst wäre es nicht schneller als Kirby und Andi.“ Gemeinsam mit Billy starrte ich hinaus auf die Straße. „Es kann sich so tarnen, dass man es hinter seinem Schleier nicht sieht.“
    „Was ist es?“, erkundigte sich Billy leise.
    „Weiß ich nicht“, musste ich zugeben. „Ich weiß nur, dass es echt übel ist.“ Ich warf Georgia einen fragenden Blick zu. „Wie lange war ich weg?“
    Sie sah auf die Uhr. „Zweiundachtzig Minuten.“
    Ich nickte. „Falls es reinkommen wollte, hätte es das längst versucht – Zeit genug war.“ Ich verspürte eine leichte Übelkeit im Magen und lächelte angespannt. „Es spielt mit mir.“
    „Was?“, sagte Billy.
    „Da draußen, direkt vor unserer Nase, tanzt etwas hinter einem Schleier herum. Es will mich provozieren. Ich soll meinen Blick nutzen, wenn ich wissen will, wo es ist.“
    Von draußen drang ein Schrei an unsere Ohren, kurz, hoch und so laut, dass die Fensterscheiben klirrten. Ein Schrei, wie ich ihn noch nie gehört hatte. Prompt standen mir die Nackenhaare zu Berge, eine rein instinktive Reaktion. Da meine Instinkte mich in Bezug auf das Ding da draußen bisher gut geleitet hatten, vertraute ich ihnen auch diesmal: Der Schrei war eine Aussage. Die Jagd war eröffnet.
    Einen Sekundenbruchteil später erloschen

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