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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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auf dem Nachtwind, dann war auch das nicht mehr zu hören.
    Der Puma starrte noch ein Weilchen in die Richtung, in der er entflohen war, ehe er sich hinsetzte, schlotternd den Kopf hängen ließ und wieder zu Indianerjoe wurde. Der Alte blieb noch ein wenig am Boden hocken, ehe er, sich schwer auf einem Arm abstützend, langsam und ein wenig steif aufstand. Den anderen Arm bewegte er wenig, es schien, als sei er zwischen Handgelenk und Ellbogen gebrochen. Er warf seinem geschlagenen Widersacher einen letzten Blick hinterher, wandte sich mit einem verächtlichen Schnauben ab und kam zu mir herüber.
    „Wow!“, flüsterte ich.
    Lauscht-dem-Wind reckte das Kinn. Einen Moment lang glühten Stolz und sehr viel Kraft in den dunklen Augen auf, dann lächelte er und vor mir stand nur noch ein ruhiger, müde wirkendender alter Mann. „Sie haben diesen Ort als Zuflucht für sich in Anspruch genommen?“, wollte er wissen.
    Ich nickte. „Letzte Nacht.“
    Er sah mich an und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er nun lachen oder mir eine runterhauen sollte. „Wenn schon Ärger, dann aber richtig, was? Ist das Ihre Devise?“
    „Scheint so.“ Ich spie das Blut aus, das sich in meinem Mund gesammelt hatte. Davon schien es viel zu geben. Nur weil der Naagloshii jetzt fort war, hatte mein Gesicht noch lange nicht aufgehört wehzutun.
    Indianerjoe kniete sich neben mich, um meine Wunde mit der Kennermiene eines Profis zu begutachten. „Nicht lebensbedrohlich“, versicherte er. „Wir brauchen Ihre Hilfe.“
    „Das soll wohl ein Witz sein! Ich kann ja noch nicht mal laufen, ich sitze hier fest.“
    „Ihr Bewusstsein reicht“, sagte er. „Da unten, wo die Schlacht tobt, stehen Bäume. Spüren Sie sie?“
    Er hatte die Frage kaum ausgesprochen, als ich die Bäume auch schon durch meine Verbindung mit dem Geist der Insel ganz deutlich wahrnahmen. Es waren vierzehn, die meisten von ihnen uralte Weiden, die in Wassernähe standen. Ihre Äste waren unter einer schweren Last nach unten gebogen.
    „Ich spüre sie.“ Meine Stimme klang weit entfernt, als gehöre sie nicht zu mir. Aber ruhig und sicher.
    „Die Insel kann sich der Wesen, die da auf den Bäumen hocken, am schnellsten entledigen, wenn sie der Erde unter den Bäumen eine Weile das Wasser entzieht“, erklärte Indianerjoe.
    „Was habe ich damit ...“
    Ich unterbrach mich mitten im Satz, weil ich merkte, wie Dämonenwind reagierte. Er schien Indianerjoes Worte aufgenommen zu haben, doch dann wurde mir klar, dass nichts dergleichen passiert war. Dämonenwind hatte Indianerjoe nur verstanden, weil er die Gedanken erfasst hatte, die seine Worte in meinem Kopf in Gang gesetzt hatten. Verständigung durch Klang und Worte war für die Insel ein viel zu unelegantes, mit Mühsal verbundenes, fremdartiges Konzept, sie hätte sich nie damit befasst. Aber meine Gedanken – die konnte der Geist verstehen.
    Fast spürte ich, wie sich die Erde bewegte, wie sie sich umorganisierte, als die Insel das Wasser unter den Bäumen unten am See zurückzog. Was einen klar vorhersehbaren Nebeneffekt hatte, und um genau den ging es Indianerjoe: Sobald der Boden um die Bäume herum trocken wurde, suchte er sich dieses Wasser in den Bäumen selbst, holte es sich über das System an Wurzeln und kleinen Äderchen zurück, über die er zuvor die Bäume versorgt hatte. Von den tiefreichenden Zweigen floss das Wasser als erstes zurück, die Zweige und die Blätter daran wurden trocken und brüchig.
    Äste knackten und brachen, die meisten innerhalb weniger Sekunden. Es klang, als gehe eine Schachtel Feuerwerk in die Luft. Unten am Anleger ertönte eine Kakophonie aus Donner und Gewehrschüssen, und Lichtblitze zuckten auf und warfen eigentümliche Schatten gegen die über uns dahin huschenden Wolken.
    Ich versuchte, mich ganz auf das Wissen der Insel zu konzentrieren, und so nahm ich die Energie sofort wahr, die da unten freigesetzt wurde, als mehr und mehr fremdes Blut den Boden unter den betroffenen Bäumen benetzte und die so plötzlich von einer Dürre heimgesuchten Bäumen es gierig aufsogen. Die Wächter rückten vor, in die Baumlinie hinein. Mit den leichten, raschen Sprüngen von Raubtieren auf den Spuren verwundeten Wilds stürmten die Vampire voran. Inmitten von Magie und Gewehrsalven starben unter und zwischen den Bäumen fremdartige Lebewesen.
    Über der Insel tauchte ein Licht auf. Ein heller, silberner Stern, der einen Augenblick lang wie eine Fackel in der Luft hing.
    Als

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