Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. „Gut. Dann wollen wir mal.“
***
Der Lagerhauskomplex, in dem man sich auch als Privatperson Lagereinheiten mieten konnte, lag ein paar Blocks vom Deerfield Square entfernt in einem eher betuchten Stadtteil mit Vorortcharakter nördlich der eigentlichen Stadt. In der Gegend gab es sonst fast nur Wohnhäuser, und ungefähr alle fünfzehn Minuten begegnete man irgendwo einem Streifenwagen.
Ich hatte mir aus gutem Grund gerade hier einen Unterschlupf gesucht: Wo eigentlich nur der obere Mittelstand rumlief, fielen anrüchige Gestalten auf wie Senfflecken unter Schwarzlicht.
Natürlich wäre ein Unterkriechen hier noch sinnvoller gewesen, hätte ich nicht selbst zu den eher anrüchigen Gestalten gehört. Das gebe ich gern zu.
Ich hatte einen Schlüssel für das Sicherheitstor, und Thomas fuhr den Van bis zu meiner Lagereinheit, die ungefähr so groß war wie zwei Garagen. Dort schloss ich die Stahltür auf und ließ sie hochrollen, während Thomas Morgan aus dem Auto holte. Molly kletterte auch aus dem Van und kam auf mein Winken herbei, um Morgan ins Lagerhaus zu schieben. Als letzter kletterte Mouse ins Freie und lief uns nach. Ich ließ das Tor wieder herunter und rief Zauberlicht in das Amulett, das ich in der Hand hielt, bis ein blau-weißer Schimmer die Einheit bis in den letzten Winkel erhellte.
Im Grunde war der Raum, in dem wir standen, so gut wie leer. Mehr oder weniger mitten im Zimmer stand ein Feldbett mit Schlafsack und Kopfkissen, daneben eine Truhe, in der ich Lebensmittel, Wasser in Flaschen, Kerzen und andere Notwendigkeiten des täglichen Lebens aufbewahrte. Eine zweite Truhe enthielt die magische Grundausrüstung: einen zweiten Sprengstock für den Notfall sowie alle möglichen hilfreichen Kleinigkeiten, mit denen sich ein überraschend breites Spektrum an thaumaturgischen Tätigkeiten ausüben ließ. Auf der anderen Seite des Feldbetts standen eine Campingtoilette und einige Kanister mit Reinigungsmitteln.
Boden, Wände und Decke des Raumes waren mit Sigillen, Schriftzeichen und magischen Formeln bedeckt, die zwar keine richtigen Schutzzeichen waren wie die, die ich zu Hause hatte, aber nach denselben Prinzipien funktionierten. Ohne eine Schwelle, um die herum ich sie hätte aufbauen können, mochte keine dieser Formeln besonders eindrucksvoll sein, dafür war gleich eine ganze Menge davon vorhanden. Sie alle erstrahlten im Licht meines Amuletts in einem silbrigen Glanz.
„Echt irre!“ Molly sah sich staunend um. „Wo sind wir hier, Harry?“
„Das ist die Zuflucht, die ich mir letztes Jahr eingerichtet habe, für den Fall, dass ich mich irgendwohin zurückziehen muss, wo es ruhig ist und nicht viel Besuch kommt.“
Morgan sah sich auch um. Sein Gesicht wirkte vor Schmerz ganz blass und eingefallen. „Welche Mischung?“, wollte er wissen.
„Größtenteils verbergen und vermeiden“, antwortete ich. „Ein Faradayscher Käfig ist auch dabei.“
Morgan nickte. „Scheint ausreichend.“
„Was war das da eben?“, wollte Molly wissen. „Faradayscher Käfig?“
„Damit kann man Geräte vor elektronischen Impulsen schützen“, erklärte ich. „Man baut einen Käfig aus leitfähigem Material um das, was man schützen will, und wenn ein Impuls darüber fährt, wird die Energie in die Erde geleitet.“
„Wie ein Blitzableiter.“ Molly nickte.
„So in der Art“, sagte ich. „Nur dass wir hier keine Elektrizität abhalten, sondern feindliche Magie stoppen wollen.“
„Einmal können wir sie damit stoppen“, ergänzte Morgan auf die ihm eigene, liebenswerte, überkorrekte Art.
Ich seufzte. „Ohne Schwelle kann man eben nicht perfekt sein. Die Zeichen sollen halten, bis man durch den Hinterausgang verschwunden und abgehauen ist – das ist der Plan.“
Molly warf einen besorgten Blick in den rückwärtigen Teil der Lagereinheit. „Da ist aber gar keine Tür, Harry, da ist nur eine Wand. Sozusagen das Gegenteil von einer Tür.“
Morgan deutete mit dem Kinn auf die hinterste Ecke des Raumes, wo ein Rechteck auf dem Boden weder Runen noch andere Markierungen aufwies. „Dahinten“, sagte er. „Wo kommt man da raus, Dresden?“
„Ungefähr drei Schritte neben einem der markierten Pfade auf dem Gebiet der Finsteren Feen, auf denen der Rat Wegerecht hat“, sagte ich. Ich wies mit dem Kinn auf einen Pappkarton, der mitten auf der rechteckigen freien Fläche stand. „Dort ist es kalt. Da drin sind Mäntel.“
„Ein
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