Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
brummte ich. „Ich weiß, was ich tue.“ Ich wandte mich Thomas zu. „Wie viele Wanzen hat Lara in dieser Wohnung installiert?“
„Harry“, sagte Thomas in einem empörten Tonfall, der etwas zu übermotiviert klang, um für mich gedacht zu sein. „Ich bin ihr Bruder. Sie würde sich gegenüb er ihrem eigen Fleisch und Blut, ihrer Familie, ihrem eigenen, lieben Bruder nie so verhalten.“
Ich brummte: „Wie viele?“
Er zuckte die Achseln. „Das ist unterschiedlich. Manchmal treffen neue Wanzen ein, während ich unterwegs bin.“
Ich grunzte. Nachdem ich das Telefon auf die Ablage gelegt hatte, zog ich den Stecker und griff nach einem Pfefferstreuer. Ich streute einen Zirkel aus Pfeffer um das Telefon und versiegelte ihn mit dem behutsamen Einsatz meines Willens. „Du hast ausgesorgt, was Geld angeht, richtig?“
„Was Laras Geld angeht, ja.“
„Gut,“ sagte ich und gab dann mit einem geflüsterten „Hexus“ einen Stoß meines Willens frei, der jedes elektronische Gerät im Umkreis von fünfzehn Metern auslöschte. Die Lampen des Apartments erloschen alle im gleichen Augenblick.
Thomas stöhnte, beschwerte sich aber nicht weiter.
„Grashüpfer“, sagte ich.
„Bin dran“, sagte Molly. Sie stand auf, runzelte mit beinahe völlig geschlossenen Augen die Stirn und begann, langsam im Apartment umherzugehen.
Derweil brach ich mit einer Handbewegung den Pfefferzirkel und steckte das Handy wieder ein.
„Wenn du das sowieso vorhattest“, fragte Thomas, „wieso hast du es dann nicht vor deinem Anruf, der garantiert alle möglichen roten Fahnen von Laras Sicherheitsleuten gehisst hat, getan?“
Ich hob eine Hand, um Stille zu fordern, bis Molly den Gang entlang und wieder zurück gelaufen war. „Nichts“, sagte sie.
„Keine Magie?“, fragte Thomas.
„Richtig“, sagte ich. „Kein ungebetener Gast hätte einen solchen Zauber dauerhaft wirken können, und niemand, den du hereingebeten hast, hat ...“ Ich runzelte die Stirn. „Molly?“
„Ich habe nichts gemacht“, sagte sie schnell.
„... hat einen Zauber gewirkt, um dich zu belauschen“, beendete ich den Satz. „Außerdem wollte ich, dass Laras Leute mitkriegen, wen ich kontaktierte. Sollten sie versuchen, dem nachzugehen, dann werden sie ihre Anwesenheit verraten, und er wird wissen, wie sie arbeiten.“
„Es war eine Bezahlung“, sagte Thomas.
Ich zuckte die Achseln. „Nenn es eine höfliche Geste.“
„Auf Laras Kosten“, sagte Thomas.
„Lara ist ein großes Mädchen. Sie wird das verstehen.“ Ich überdachte die Lage für einen kurzen Moment und sagte dann: „Alle Mann locker bleiben. Es könnte jetzt etwas passieren.“
Thomas runzelte die Stirn. „Was denn zum Beispiel?“
„Cait Sith!“, rief ich mit strenger Stimme. „Ich brauche dich, wenn ich bitten darf!“
Ein Rascheln ertönte, ähnlich einem schweren Vorhang, der sich in einer starken Brise bewegte, und dann erklang die fremdartige Stimme des Malks aus den frischen, dunklen Schatten unter Thomas ’ Esszimmertisch: „Ich bin hier, Herr Ritter.“
Thomas zuckte trotz meiner Warnung instinktiv zusammen und zog eine kleine, halbautomatische Pistole von Gott weiß woher. Molly atmete scharf ein und wich vor der Stimme zurück, bis ihre Schulterblätter eine Wand berührten.
Möglicherweise habe ich untertrieben, was den beunruhigenden Klang der Stimme des Malks anging. Ich hatte mich wohl deutlich zu lange im Umfeld unheimlicher Dinge aufgehalten.
„Ganz ruhig“, sagte ich und hob eine Hand. „Das ist Cait Sith.“
Molly gab ein abgehacktes Geräusch von sich.
Ich warf ihr einen Blick zu, der sie zum Verstummen brachte, und sagte zu Thomas: „Er arbeitet mit mir.“
Cait Sith trat an den Rand der Schatten, sodass man seinen Umriss erkennen konnte. Seine Augen reflektierten das Licht aus den fast vollständig abgehängten Fenstern. „Herr Ritter. Was kann ich für dich tun?“
„Verdammte Nacht, er spricht“, keuchte Thomas.
„Wie?“, fragte Molly. „Die Türschwelle ist dicht. Wie ist er einfach so hier reingekommen?“
Das war eine nachvollziehbare Frage, wenn man bedachte, dass Molly nichts über meine ehemalige Reinigungsfirma und deren Wirken auf meine Türschwelle wusste. „Wesen aus dem Feenland brauchen nicht unbedingt eine Einladung, um eine Türschwelle zu überschreiten“, sagte ich. „Wenn sie den Bewohnern des Hauses wohlgesonnen sind, können sie mehr oder weniger einfach so rein.“
„Warte“, sagte Thomas.
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