Harry Potter - Der siebte Horkrux
drüben.«
Harry schaute in die Richtung, in die sie deutete, und fühlte, wie ihm der Atem stockte. Auf der anderen Seite der Straße standen Mrs. Weasley, Bill und Kingsley Shacklebolt. Sie suchten offensichtlich nach etwas ... oder nach jemandem. Sie stellten verschiedenen Hexen und Zauberern auf der Straße Fragen. Mehrmals blitzte Shacklebolt seine Aurorendienstmarke hervor. Er schien verstimmt.
Es war der Gesichtsausdruck von Mrs. Weasley, der Harrys Magen aufwühlte. Sie hatte das entschlossene Weasley-Funkeln in ihren Augen, das Harry so gut kannte. Doch sie wirkte erschöpft und ausgelaugt – als hätte sie im vergangenen Monat nicht gut gegessen oder geschlafen.
»Oh, Mum.«, sagte Ginny, während sie sich fest an Harrys Brust klammerte. Er zwang sich nicht zusammenzuzucken, als ihre Nägel sich in sein Fleisch bohrten.
Kingsley hatte etwas gesagt, das bewirkte, dass Mrs. Weasley ihn ankeifte. »Ich werde nicht gehen, bis ich meine Babys gefunden habe. Sie sind hier irgendwo und ich werde sie finden.«
Sie erinnerte Harry an eine Tigerin, die ihre Jungen beschützte, während sie die Straße auf und ab streifte, ihre Augen jedes Detail aufsaugend.
Bill legte eine Hand auf ihre Schulter und wisperte ihr etwas Beruhigendes ins Ohr. Mrs. Weasley brach in Tränen aus und vergrub ihr Gesicht in Bills Schulter.
Ginny versteifte sich in Harrys Armen und wandte rasch das Gesicht ab.
»Wir sollten uns besser beeilen und Ron und Hermine finden, um sie zu warnen.«, schlug Harry vor.
Ginny schluckte und sie bewegten sich weg, verborgen von dem Tarnumhang. Fest hielten sie sich an den Händen, während sie die Straße entlang eilten.
»Wir werden sie bald sehen können, Ginny.«, flüsterte Harry mit rauem Hals. »Das verspreche ich.«
Ginny nickte steif, ihre Augen nach vorne gerichtet. Ihr Griff verstärkte sich.
Als sie die Apotheke erreichten, geriet Harry einen Augenblick lang in Panik, als er weder Ron noch Hermine sah. Eine Sekunde später streckten die beiden ihre Köpfe um eine Ecke. Harry und Ginny rannten zu ihnen hinüber.
»Wir sind da.«, wisperte Harry. »Wir müssen schnell hier raus.«
»Wo seid ihr gewesen?«, fragte Ron laut. Seine Augen trugen einen leicht wilden Ausdruck.
»Sei leise, Ron.«, zischte Ginny. »Wir haben Mum und Bill gesehen. Der Orden ist hier, um nach uns zu suchen. Appariert zum Smith-Museum. Da erzählen wir euch alles.«
Harry und Ginny warteten darauf, dass Ron und Hermine verschwanden, bevor sie ihnen folgten. Gerade als er Ginny und sich zum Museum apparierte, sah Harry Bill und Mrs. Weasley um die Ecke biegen und auf die Apotheke zueilen.
Als sich Dunkelheit über die Stadt legte und Insekten um die Straßenlampen schwirrten, saß Harry am Eingang des Smith-Museum, vor sich hin stierend. Der späte Sommerabend war warm und viele Menschen wanderten auf der Straße herum. Ein Muggel schien auf einem Spaziergang zu sein und ging alle paar Minuten auf der anderen Straßenseite an ihnen vorüber, als umrundete er den Block.
Sie hatten als Abendessen Sandwichs heraufbeschworen – Gott sei Dank waren Ron und Ginny Weasleys und kannten alle Essen-Heraufbeschwörungs-Zauber – und sie auf einer Bank gegenüber dem Museum verzehrt. Harry konnte kaum glauben, dass er endlich diesen Punkt erreicht hatte. In dieser Nacht würde er Gewissheit darüber erhalten, ob es ihnen gelingen würde, einen weiteren Horkrux ausfindig zu machen... Mit etwas Glück würden sie nach dieser Nacht der letzten Konfrontation einen Schritt näher sein. Er schauderte leicht. Ginny legte einen Arm um ihn und rieb seinen Arm, in der Meinung, dass ihm kalt sei.
Sie neben sich zu haben, fühlte sich angenehm an, doch der Gedanke nagte an ihm, dass es ihm um so schwerer fallen würde, sie gehen zu lassen und zu tun, was er tun musste, je näher er sie bei sich behielt. In der Nacht, wenn der Schlaf nicht kommen wollte, egal wie anstrengend der Tag gewesen war, hatten Harrys Gedanken sich immer der Tatsache zugewandt, dass er nicht glaubte, die Endkonfrontation überleben zu können.
Er hoffte noch immer, dass Hermine mit einem brillanten Plan ankommen würde, doch bisher war dies noch nicht geschehen. Er fand es hochgradig ironisch, dass er nun – da bald sein letztes Stündlein schlagen würde – solch ein brennendes Bedürfnis nach Leben verspürte. In der Vergangenheit, obwohl er sicherlich niemals hatte sterben wollen, hatte er niemals eine große Leidenschaft für das Leben empfunden. Es hatte nie eine
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