Harry Potter - Der siebte Horkrux
Ihm war übel und er musste sich wieder sammeln. Er hasste es, sich unsicher zu fühlen.
»Natürlich könntest du immer noch zum Grimmauldplatz gehen.«, sagte Ron, sich der erschrockenen und scharfen Blicken, die ihm vom Rest seiner Familie zugeflogen kamen, nicht bewusst. »Es gehört dir doch, nicht war, Harry?«
Harrys Herz verkrampfte sich. Er hatte das Hus am Grimmauldplatz nicht vergessen, doch es würde nie ein Zuhause für ihn darstellen können. »Ja.«, sagte er, als er endlich wieder seine Stimme gefunden hatte. »Ich gehe meinen Koffer in dein Zimmer stellen. Ich nehme deinen gleich mit.«
Er schnappte sich alle geschrumpften Koffer aus Hermine Händen und rannte beinahe aus dem Raum. Er wusste, dass sie alle über ihn sprechen würden, doch es war ihm gleichgültig. Er konnte es keinen Moment lang mehr aushalten, ihr so nahe zu sein. Er musste wieder neuen Atem schöpfen. Und er hatte gedacht, dass es bei den Dursleys unerträglich war. Irgendwie kam ihm der leise Verdacht auf, dass das die längste Woche seines Lebens werden würde.
Erst als Harry die Farbenpracht von Rons orangefarbenem Zimmer erreichte, erinnerte er sich daran, dass er die Koffer nicht wieder vergrößern konnte, da er keine Magie benutzen durfte. Er stellte Ron und Hermines Miniatur-Koffer auf Rons Bett und setzte sich auf sein eigenes Feldbett. Er hatte den letzten Sommer in Fred und Georges Zimmer verbracht, aber mit so vielen Menschen im Fuchsbau wegen der Hochzeit würde er sicherlich zusammen mit Ron kampieren. So war es auch letzte Weihnachten gewesen.
Harry streckte sich auf dem Feldbett aus und ließ seine Gedanken zur Weihnachtszeit im letzten Jahr schweifen. Zu der Zeit war alles so einfach gewesen. Er grinste, als er sich an die Kette erinnerte, die Lavender Ron geschickt hatte. Er fragte sich, was sein Freund damit gemacht hatte. Höchstwahrscheinlich aus dem Fenster vom Gryffindor-Schlafsaal geschleudert.
Er entspannte sich und gestattete seinen Gedanken, ihn in den Schlaf zu lullen. Er hatte in den vergangenen Nächten nicht besonders gut geschlafen und fühlte sich ausgelaugt. Er war nicht sicher, wie lange er gedöst hatte. Aufgeweckt wurde er von Hermine, die sich auf sein Bett plumpsen ließ und einen »Harumff«-Laut ausstieß.
Harry fuhr hoch und blickte wild um sich.
»Entschuldige, Harry.«, sagte Hermine. »Mrs. Weasley hat Ron zur Arbeit mit den Zwillingen eingeteilt und ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, ihnen für eine weitere Minute zuzuhören. Sie können manchmal so unsagbar herablassend sein.«
Harry schüttelte den Kopf in dem Versuch, ihn zu klären. »Ja.«, murmelte er.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Hermine, während sie ihn aus dem Augenwinkel musterte.
Harry zuckte die Achseln.
»Ginny sieht gut aus.«, brachte Hermine vorsichtig hervor und ließ ihren Satz offen im Raum hängen. Harry weigerte sich, darauf zu antworten.
Hermine wirkte beleidigt, fuhr jedoch fort, in ihm herumzustochern. »Fleur treibt sie in den Wahnsinn mit den Hochzeitsplänen. Ginny sagt, dass sie nichts anderes getan hat, als Pläne für die Hochzeit zu schmieden und dass sie einfach nur froh sein wird, wenn sie vorbei ist. Sie hasst das Kleid, das sie tragen muss. Sagt, dass es für eine Zehnjährige geschneidert ist. Ich soll ihr heute Nacht damit helfen.«
Harry unterdrückte das Lächeln, das seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck zu zerbrechen drohte. Er konnte sich Ginnys Tiraden nur zu gut vorstellen, etwas tragen zu müssen, das sie jünger aussehen ließ als sie war. Sie hasste es, wie ein Kind behandelt zu werden.
»Warum erzählst du mir das, Hermine?«, fragte er.
Hermine zuckte die Schultern. »Ich dachte nur, du würdest es wissen wollen, da du doch vermeidest, mit ihr zu sprechen.«
Harry runzelte die Stirn. »Ich... ich... habe nicht vermieden, mit ihr zu sprechen... ich habe nur – «
»Nur was?«
»Ich wusste nur nicht, was ich sagen sollte.«, flüsterte Harry.
Hermine lächelte traurig. »Du fehlst ihr, Harry, und ich weiß, dass du sie auch vermisst. Egal wie gut du es deiner Meinung nach verbirgst.«
Harry schluckte schwer an dem Knoten in seinem Hals. »Es ist noch schwerer, als ich erwartet habe.«
»Harry, wenn Professor Dumbledore gesagt hat, dass deine größte Macht Liebe ist, hältst du es dann wirklich für eine gute Idee, sie von dir weg zu schieben?«, drängte Hermine, während sie an einem losen Faden auf Harrys Bettdecke zuckte.
Harry versteifte sich und bekämpfte mühsam
Weitere Kostenlose Bücher