Harry Potter - Der siebte Horkrux
beiden verließen schweigend den Raum, hocherhobenen Hauptes. Ginny holte tief Luft. Ihr Dad hatte Recht. Ihre Familie hatte den Krieg überlebt und das war Grund zum Feiern. George konnte mit einem künstlichen Bein ausgestattet werden, das Muggel nur schwer als Ersatz erkennen würden.
Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte sich zu sehr an Mad-Eyes hölzernes Pflockbein gewöhnt. Ihr Dad hatte ihr erzählt, dass er es nur benutzte, weil ihm der Effekt gefiel. Nein, George würde es überleben und sie würden ihm alle helfen, sich damit abzufinden. Genau wie Harry überleben würde. Er musste – sonst wäre es nicht richtig.
Als sie durch den Raum zu den Gesichtern all ihrer Geschwister und Hermine und Fleur starrte, begegnete sie ihren benommenen Blicken. Es war vorüber. Es war wirklich vorüber.
Ginny stieß einen entnervten Atemzug aus und blies sich die Haare aus dem Gesicht. Sie blickte durch das große, mit schweren Vorhängen umrahmte Fenster, um nach näherkommenden Regenwolken Ausschau zu halten. Die Krankenhausangestellten und Beamten hatten die Organisation wieder in der Hand und hatten Harry in die Ministersuite verlegt. Anscheinend hatte Cornelius Fudge in seiner Amtszeit regelmäßig Behandlungen für ein immer wiederkehrendes Geschwür an seinem Fuß gehabt und während seiner Aufenthalte den anspruchsvollen Raum arrangiert.
Ginny wusste, dass Harry es verabscheuen würde, wenn er es sah, doch sie musste allen zustimmen, dass es sicherer war, ihn von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Die Reporter waren umbarmherzig gewesen und selbst die Belegschaft und die Öffentlichkeit hatten sich unermüdlich hereingeschlichen, um Blicke auf ihn werfen zu können.
Während sie wartete, saß Ginny an ihren Endjahresprüfungen, wobei Hagrid als ihr Aufpasser diente, obwohl er im Augenblick schlief und laut auf der roten Samtcouch vor Harrys Bett schnarchte. Beinahe jeder Knochen in seinem Körper war gebrochen gewesen, doch er beharrte, dass er zu robust war, als dass er sich lange damit aufhalten würde. Er würde am nächsten Tag entlassen werden und Ginny wusste, dass sie seine optimistische Anwesenheit schrecklich vermissen würde.
Ihre Augen schweiften durch den sorgfältig ausgestatteten Raum und blieben am Seelengleichgewicht haften, das Hermine aus Hogwarts mitgebracht hatte. Das seltsame silberne Instrument ruhte auf dem Tisch neben Harrys Bett. Hermine bestand darauf, dass es Harry gut tun würde, den Beweis zu sehen, dass Voldemort wirklich aus seiner Seele verschwunden war. Professor Dumbledores Porträt hatte erklärt, wie es zu benutzen war, doch Hermine hatte keine Schlüsse draus ziehen können, als sie es an Harry anwandte. Es war, als befände sich überhaupt keine Seele in ihm. Hermine hatte vor, es nochmals zu versuchen, wenn er wieder wach war.
Ginny schauderte und wandte den Blick ab, um den Gedanken aus ihrem Geist zu verbannen. Sie wollte einfach, dass er seine Augen öffnete und jenes bezaubernde Lächeln zeigte, doch langsam stieg in ihr die Angst auf, dass es nicht geschehen würde.
Sie beendete die letzte ihrer Prüfungen und schob das Pergament mit einem Seufzen von sich. Ihre Mum würde ohnehin glücklich sein. Hagrid, Draco und Harry waren die letzten ihrer Gruppe, die immer noch im Krankenhaus lagen. George war vor zwei Tagen zum Fuchsbau zurückgekehrt. Ginny war noch nie so glücklich gewesen, dass sie nach Hause zu ihrer Familie gezogen war. Die Schutzzauber am Fuchsbau waren wieder aktiviert worden, untersucht und nochmals überprüft, und da es keine Anzeichen von irgendwelchen Todesseraktivitäten gab, hatten ihre Eltern entschieden, dass es an der Zeit war, nach Hause zurückzukehren.
Sie war jeden Tag mit dem Flohnetzwerk zum St. Mungos gereist, um bei Harry zu sitzen. Ron und Hermine waren ebenfalls dort gewesen, obwohl sie mehr Freiheit hatten, da sie apparieren konnten. Hermine war zum ersten Mal seit ihrem sechsten Schuljahr bei ihren Eltern zu Hause gewesen.
George kam bemerkenswert gut mit dem Verlust seines Beines zurecht. Er hatte einen Termin zum Anmontieren eines künstlichen Ersatzes, doch er musste warten, bis das Gewebe vollständig geheilt war. Er riss wiederholt Witze darüber, dass es viel besser war als wenn er eine Hand verloren hätte. So konnte er immer noch arbeiten und andere mussten ihm sein Zeug bringen.
Es war der Rest der Familie, dem es größeren Kummer bereitete. Ginny hatte bemerkt, wie sie alle – sie selbst eingeschlossen – ihn wie ein rohes
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