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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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an treu gewesen. Tatsächlich war er schon zu einer Zeit treu gewesen, als er das noch gar nicht musste, als wir eine reine Fickbeziehung hatten und nur hofften, dass vielleicht mehr daraus werden würde.Ich hätte damals auch mit jemand anderem ins Bett gehen können, und Tom hätte kein Wort dagegen einwenden können. Seit wir ein Paar waren, hatte er mir keinen Anlass zu irgendwelchen Zweifeln gegeben. Obwohl er so viele Gelegenheiten hatte, war er immer zu mir nach Hause gekommen. Und zwar jedes einzelne Mal.
    Es gab keine andere.
    Warum wollte mir das nicht in den Kopf?
    Meine Beziehungsangst sprengte allmählich jedes Maß. Die Ereignisse mit Michael hätten mein Vertrauen nicht so schlimm beschädigen dürfen, oder?
    Aber dann fiel mir wieder ein, was für ein Schock die Erkenntnis gewesen war, dass Michael eine andere wollte und jede sich bietende Gelegenheit nutzen würde, unsere Beziehung für einen ganz unverbindlichen Fick mit ihr aufs Spiel zu setzen – und dieser Betrug war genauso schlimm, als hätte er wirklich mit ihr geschlafen.
    Ich hatte etwas Besseres verdient.
    Das Hämmern in meinem Kopf beschleunigte sich. Mein Magen war in Aufruhr. Mit zittrigen Schritten stürzte ich ins Bad. Ich dachte, ich müsste mich übergeben, doch das blieb mir erspart. Man soll auch für Kleinigkeiten dankbar sein.
    Ich setzte mich auf den kühlen Badezimmerboden, blickte zu den Fenstern auf und dachte über das Paar am Strand nach. Dann wandten sich meine Gedanken dem Maler zu. Dabei war mir, als bohrte sich ein Nagel in meine Stirn.
    Ich fand meine Shorts auf dem Boden im Flur. Die Serviette steckte in der Tasche. Die Frau auf dem Bild sah so glücklich aus. War das wirklich das, was er sah? Oder das, was er sehen wollte?
    Ich drehte die Serviette um. Dort stand eine Nummer. Ich sah sie lange an.
     
    Am Nachmittag hatte ich mich so weit erholt, dass ich am Strand spazieren gehen konnte. Ich ging auch durchs Gestrüpp und schreckte ein Tierchen auf, ein hübsches kleines Ding, das wie ein Chipmunk aussah. Es erinnerte mich an den Wald um Toms Haus, und ich musste lächeln, obwohl ich Tom nur umso mehr vermisste. Diese Reise kam mir allmählich sehr lang vor, dabei war heute erst der zweite Tag.
    Ich verbrachte viele Stunden dort am Strand und ging im Kopf alles durch. Ich kaute alle Streitereien mit Michael noch einmal durch, alles, womit er mich so tief verletzt und was ich immer verdrängt hatte. Das altbekannte Gefühl der Panik stieg in mir auf, die alte Angst, ihn zu verlieren – und dann fiel mir ein, dass ich ihn ja schon verloren hatte und dass er jetzt wahrscheinlich mit einer anderen zusammen war.
    Ich fragte mich, was es sonst noch geben mochte. Was hatte ich noch übersehen? Ich erwog sogar die Möglichkeit, dass er die ganze Zeit, die wir zusammen waren, wild herumgefickt hatte. Gelegenheit dazu hatte er genug gehabt. Woher konnte ich wissen, womit er mich sonst noch belogen hatte?
    Mit meinen Erinnerungen machte ich mich vollkommen fertig. Ich tauchte in die schrecklichsten Auseinandersetzungen ein, die längsten Nächte, die Heulkrämpfe, von denen ich erbrechen musste, bevor ich weiterweinte. Ich erinnerte mich an die langen Nächte, in denen ich im Bett gelegen und mich gefragt hatte, wo er war. Ich wusste, dass er frei war und tun konnte, was er wollte, während all meine Träume zerbrochen waren.
    Am meisten schmerzte die Zerstörung des Traums. Ich hatte mir so sehr gewünscht, mit ihm ein Paar zu bilden, das Jahrzehnte später in zueinanderpassenden Schaukelstühlen auf der Veranda sitzt und auf seine geliebten Bergeblickt. Ich hatte davon geträumt, das ganze Leben mit ihm zu verbringen.
    Würde ich mein Leben mit Tom verbringen?
    Wenn meine Beziehung mit Michael so schnell geendet hatte, konnte ich dann auch Tom so schnell verlieren?
    Ich sank im Sand auf die Knie und beobachtete kleine Meeresgeschöpfe, die sich im flachen Wasser tummelten.
    Ich musste es akzeptieren: Es gab keine Antworten. Es gab keine Garantie. Es ging nicht mehr nur um ein bisschen mehr Vertrauen, sondern um eine völlig neue Qualität des Vertrauens.
    War ich dazu imstande?
    Ich stand auf und ging zur Bar zurück.
    Ich rief Daniel mit dem kleinen Telefon an, das der Barkeeper mir reichte. Es war nicht der Mann vom Vorabend. Dieser Barkeeper war geschäftsmäßiger und schenkte mir kaum einen Blick, als er das Telefon über den glänzenden Tresen schob. Ich wählte die Nummer und blickte übers Wasser.
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