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Hart

Hart

Titel: Hart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Masters
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immer noch, dass ich Ihnen Modell sitze?», fragte ich.
    Irgendwo auf dem Weg vom Strand zum Tresen hatte ich beschlossen, etwas Besonderes für Tom zu tun. Vielleicht würde er so meine Erfahrung in diesem Paradies ein Stück weit mit mir teilen können. Ich würde ihm das Bild mit einem Lächeln überreichen und ihm sagen, dass ich während seiner Entstehung die ganze Zeit an ihn gedacht hatte.
    Daniel war sofort bereit und fragte, wo die Sitzung stattfinden sollte. Ich lud ihn in das kleine Haus ein, und Minuten später war er da.
    «Das hier ist ein wundervoller Ort. Das Licht ist perfekt. Die Fenster haben gerade die richtige Höhe. Setzen Sie sich hier hin, und bewegen Sie sich nur, wenn es nicht anders geht. Und in dem Fall geben Sie mir vorher Bescheid.»
    Daniel setzte sich mitten im Wohnzimmer auf einen Stuhl. Ich hatte eine Staffelei, einen Farbkasten und die ganze Ausrüstung eines Malers erwartet, doch er kam mit einem kleinen, reichverzierten Kästchen und einer dünnen, schwarzen Mappe. In der Mappe befand sich dickes, hochwertiges Papier. In dem Kästchen lagen Buntstifte in allen nur erdenklichen Farben sowie Stummel von Zeichenkohle, und alles war mit Fingerabdrücken übersät. Er setzte sich im Stuhl zurück und beobachtete mich, wie ich mich durchs Haus bewegte. Dann begann er, mir Anweisungen zu geben, sagte mir, wie ich sitzen solle und wo, und zeichnete dabei die ganze Zeit, wobei er in einem Tempo von einem Blatt zum nächsten überging, als ob das Papier nichts kostete.
    Schließlich machte er sich mit einer Intensität ans Zeichnen, die fast etwas Zermürbendes hatte. Ich war keine Frau mehr, ich war ein Zeichenobjekt, das er auseinandernahm und auf dem Blatt wieder zusammensetzte. Sein Blick war von einem Schaffensdrang erfüllt, der an Leidenschaft grenzte, aber erotisch war er nicht. Ich beobachtete ihn meinerseits fasziniert. Hier konnte ich mal einem Mann wirklich bei der Arbeit zusehen.
    Ich nahm meine Pose ein und legte mich auf die Couch, das eine Bein angewinkelt, eine Hand auf dem Bauch und die andere über dem Kopf im Haar verflochten. Ich trug ein schlichtes, hellblaues Futteralkleid. Das Licht schien ein wenig zu hell für meine Augen durch das hohe Fenster und wärmte mich.
    Daniel hielt in seiner Arbeit inne. Er kam vor und ordnete mit sanfter Hand meine Locken neu. Dann sah er mich kritisch an.
    «Lächeln Sie», forderte er mich auf.
    Von der plötzlichen Aufforderung überrascht, tat ich wie geheißen. Er zwinkerte mir zu.
    «Perfekt.»
    Dann setzte er sich wieder und machte nur einige wenige Bemerkungen über das Licht, über meine Haltung und die Tatsache, dass er meine Haarfarbe mochte. Das Zeichengeräusch seiner Stifte auf dem Papier klang beruhigend friedlich.
    «Das hier ist gut», sagte er, nachdem er eine ganze Weile gezeichnet hatte.
    «Wirklich?»
    «O ja. Sie sind dazu geschaffen, gemalt zu werden.»
    Ich lächelte, weil das so romantisch klang. Daniels Augen glänzten vor Freude an seiner Arbeit. Er beugte sich vor und betrachtete mich aufmerksam. Sein Stift war in steter Bewegung.
    Ich blickte aus dem Fenster. Der Ozean wogte heftig und kündigte einen Sturm an, der wahrscheinlich gegen Sonnenuntergang losbrechen würde. Ich freute mich darauf. Wie würde sich wohl der Sturm anhören, hier draußen, wo das Brüllen des Ozeans so laut war?
    Wo Tom wohl jetzt sein mochte? Ob er an mich dachte?
    «Okay», sagte Daniel und stand auf.
    Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Draußen riefen und kreisten Vögel. Die Brandung schlug härter gegen den Strand.
    «Was ist okay?»
    Daniel lächelte mich an. «Okay. Ich habe genug für heute. Ich gehe jetzt ins Hotel zurück und male ein wenig. Morgen komme ich wieder, wenn es Ihnen recht ist.»
    Ich nickte, noch immer etwas benommen von dem abrupten Wechsel. «Ja.»
    «Es ist schön, Sie zu zeichnen», sagte er. «Aber jetzt muss ich los und Sie auch malen.»
    Ich sah zu, wie er seine Zeichenutensilien wieder in denKasten räumte. «Kann ich sehen, was Sie gezeichnet haben?», fragte ich.
    «Morgen.»
    Als er zur Tür hätte gehen sollen, zögerte er. Er kam zur Couch herüber und blickte auf mich hinunter.
    Daniel stand eine ganze Weile so da und blickte mir ins Gesicht. Er registrierte jede Eigenheit meiner Gesichtszüge. Die Röte stieg mir in die Wangen. Er hob die Hand und ordnete noch einmal mein Haar. Seine Hand streifte die meine, und er ließ sie dort liegen und sah mir jetzt endlich in die Augen.
    «Sie sind

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