Harte Jungs - Stürmische Gefühle
hintersten Ecke. Nur ein paar Sekunden,
nachdem ich mich hoffentlich gut versteckt hatte, wurde die T ü r ruckartig aufgerissen.
Seg hatte sich auf die Decken
gesetzt und sprang scheinbar ü berrascht auf.
"Dad, was machst du
hier?", seine Stimme klang ä ngstlich. Statt zu antworten, h ö rte ich einen harten Schlag.
"Wo ist er?", bellte
sein Vater w ü tend.
Ich h ö rte Seg
leise aufst ö hnen
vor Schmerz.
"Wo ist wer?", fragte
Seg so arglos wie m ö glich.
Daraufhin vernahm ich weitere Schl ä ge, beinahe w ä re ich aufgesprungen um ihm zu helfen.
"Du wei ß t wen ich meine. Dieser
Jaden, mit dem du rummachst, wenn ich dich noch einmal mit diesem
Schwanzlutscher erwische, wenn ich nur den leisesten Verdacht sch ö pfe, dass du deine dreckigen
homo Finger nicht von ihm l ä sst, dann kannst du dein eigenes Grab schon mal
ausheben. Du stellst mich nicht vor meinen Freunden blo ß , wage es nicht!"
Er hatte Seg vorn an seinem Shirt
gepackt und hielt ihm die geballte Faust drohend vors Gesicht. Dann lie ß er ihn abrupt los und
schubste ihn vor sich her. Blut lief aus Segs Nase und seine Lippe war
aufgeplatzt.
"Komm, wir fahren! Ach und
Jaden, ich wei ß , dass
du hier bist, wag es nicht, dich noch mal an meinen Sohn heranzumachen,
verstanden?!" Mit diesen Worten schubste er Seg vor sich her und verlie ß das Bootshaus. Regungslos,
wie erstarrt blieb ich in meiner Ecke hocken. Was war passiert? Gerade hatten
Seg und ich noch leidenschaftlich Z ä rtlichkeiten ausgetauscht, da fanden sie auch schon
ein j ä hes
Ende. Brutal und r ü cksichtslos
hatte sein Vater all unsere Tr ä ume in sinnloser Brutalit ä t zerst ö rt.
Nichts w ü rde so laufen, wie ich es mir
vorgestellt hatte. Nicht mal Vivien w ü rde an ihn heran kommen, weil sie mit mir befreundet
war. Es war aussichtslos. Unsere Beziehung war vorbei. Wenn ich an die Schl ä ge dachte, die Seg bekommen
hatte, krampfte sich mein Magen zusammen.
Aus Angst vor Entdeckung, blieb
ich sitzen wo ich war, wie lange kann ich nicht sagen. Tausend Gedanken
schossen mir auf einmal durch den Kopf. Sollte ich versuchen mit Seg in Kontakt
zu treten? Nein, f ü r mich
und f ü r ihn
im Moment zu gef ä hrlich.
Sollte ich irgendwem von den Schl ä gen erz ä hlen? Vielleicht meiner Mutter! Wie sollte ich mich in
der Schule verhalten? Ihn nicht beachten, ja, w ü rde mir allerdings sehr schwer fallen. Am liebsten w ä re ich sofort hinter ihm her,
um mich zu vergewissern, dass es ihm gut ging. Jedenfalls den Umst ä nden entsprechend gut. Nat ü rlich verwarf ich auch diesen
Gedanken, weil ich viel zu viel Angst hatte, selbst Schl ä ge zu bekommen, und es durch
meine Anwesenheit nur noch schlimmer zu machen. Einfach abhauen, zusammen mit
Seg, irgendwo hin! Absurd, man w ü rde uns schneller finden, als uns lieb w ä re.
So ging das eine ganze Weile. Die
skurrilsten und merkw ü rdigsten
Gedanken schwirrten wild durcheinander. Ich wurde erst durch das Klingeln
meines Handys wieder in die Wirklichkeit zur ü ckgeholt. Es war meine Mutter, die sich nach meiner
stundenlangen Abwesenheit langsam doch Sorgen machte.
Mittlerweile war es knapp 2:00 Uhr
in der Fr ü h. Ich
versprach schnell nach Hause zu kommen. Ich schaute mich noch einmal um, pr ä gte mir diesen Ort der Liebe
und gleichzeitig r ü cksichtslosen
Brutalit ä t
ein.
Vorerst wollte ich mich hier nicht
mehr aufhalten. Ich hatte Angst, Segs Vater w ü rde mir hier auflauern um mir klar zu machen, dass ich
nie wieder den Schwanz seines Sohnes lutschen w ü rde.
Ich lief zur ü ck nach Hause. Konnte es
nicht vermeiden, dass mir Tr ä nen die Sicht nahmen. Meine Mutter stand schon in der
ge ö ffneten
T ü r und
erwartete mich. Sie nahm mich wortlos in die Arme und wiegte mich langsam hin
und her, so wie ich es bei Seg getan hatte.
"Komm, wir gehen rein und du
erz ä hlst
mir was passiert ist. Du siehst aus, als h ä ttest du einen Geist gesehen!"
Wir gingen hinein. Meine Mutter f ü hrte mich in die K ü che, hantierte geschickt mit
Tassen und L ö ffeln.
Im Nu hatte sie f ü r uns
beide eine Tasse hei ß en
Kakao gezaubert. Sie setzte sich vor mich an die im Raum freistehende K ü chentheke, und sah mich
abwartend an. Ich trank ein paar Schlucke, lie ß mir die hei ß e Fl ü ssigkeit die Kehle runter rinnen. Es tat gut, mir
wurde wieder warm, doch die eisige K ä lte, die sich wie ein Ring um mein Herz gelegt hatte,
vermochte kein Getr ä nk der
Welt wieder aufw ä rmen.
"Ich bin
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