Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
Vom Netzwerk:
Sir?«
    Aber Soldan Meissen wedelte nur mit dem Pfeifenschlauch. Cheney hob zum Abschied kurz die Hand, nahm Julias Arm und folgte Ancilla auf dem Weg aus der Kammer des Pascha.

KAPITEL 46

Dienstagabend
    »Heute war einer der seltsamsten Tage in meinem bisherigen Leben«, sagte Julia. Sie gähnte, streckte sich und lehnte sich an die Wand im oberen Flur der Sherlocks. Ihr Kopf ruhte direkt unter einem Gemälde von einem jungen Mädchen, das ein Fischernetz flickte.
    »Und sicher einer der längsten«, sagte Cheney und stützte sich mit der Hand direkt neben ihrem Kopf an die Wand.
    Ihre Augen leuchteten plötzlich auf. Sie lehnte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Wissen Sie, was mehr Spaß gemacht hätte, wenn ich nicht so viel Angst gehabt hätte? Ein Autorennen am Strand.«
    Er lachte. »Merken Sie sich das schon mal vor. In einem Strandbuggy ist es noch besser.«
    »Sie haben ihn vertrieben, Cheney. Das war ein wirklich guter Plan.« Sie seufzte. »Ich wünschte, ich hätte besser geschossen.«
    »Nein, ich hätte ihn erwischen müssen.« Er fuhr ihr leicht mit den Fingern über die Wange. »Jede andere Frau, die ich kenne, hätte eine Heidenangst gehabt. Aber Sie hatten sogar noch Spaß dabei.«
    »Denken Sie, ich bin genauso wahnsinnig wie Sie?«
    »Wahnsinnig zu sein ist manchmal ganz gut. Aber in diesem Moment sehe ich hier vor mir nur eine wunderschöne Frau.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Die Erschöpfung und die Aufregung waren klar in ihren Augen zu sehen, jedenfalls für ihn. Jetzt war nicht der richtige Augenblick. Er trat zurück. Sie fragte: »Redet so ein Wahnsinniger?«
    Cheney schüttelte den Kopf. »Nein, es ist die Wahrheit.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, bis es nach allen Seiten wild vom Kopf abstand.
    Sie lachte und glättete es wieder, ließ dabei die Hand kurz auf seiner Wange verweilen. »Cheney …«
    »Wissen Sie, Wallace hat Dix vorhin ziemlich gut beschrieben. Sein Frust wächst zusehends.«
    »Ich mache dem armen Mann keinen Vorwurf. Nicht zu wissen, ob seine Frau lebt oder seit drei Jahren tot ist – ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist. Und er weiß immer noch nicht, wo sie ist. Sie bekommen es heraus, Cheney, das weiß ich sicher.«
    Er konnte ihr nur in die Augen sehen und sich über die Gewissheit in ihrer Stimme wundern. »Die Sache mit Wallace – ich muss schon sagen, dabei ist genau das herausgekommen, was ich erwartet habe – nämlich gar nichts.«
    Sie nickte. »Aber wissen Sie, was ich faszinierend fand? Es war die Art, wie Wallace Dillon angeschaut hat – mit einer gewissen Akzeptanz, doch das trifft es nicht ganz. Vielleicht eine Art Anerkennung, nein, das klingt absurd. Ich weiß nicht.« Sie gähnte, schlug die Hand auf den Mund und sagte durch die Finger hindurch: »Tut mir leid. Es war wirklich ein langer Tag.«
    Er nahm ihre Hände und musterte sie. »Zeit für Sie zum Schlafengehen. Und für mich auch.«
    Er ließ ihre Hände langsam sinken, öffnete die Tür zum Gästezimmer und schob sie hinein. »Hübsches Zimmer«, sagte er und betrachtete die hellgelben Wände und die weiße Bettwäsche. Dann wollte er die Tür schließen.
    »He, warten Sie, gehen Sie noch nicht«, sagte sie und hielt die Tür auf. Doch dann verstummte sie plötzlich. Was sollte sie sagen? Ich kenne Sie gerade mal fünf Tage und möchte unbedingt mit Ihnen ins Bett? Sie brachte ein Lächeln zustande. »So vieles ist seit Donnerstag passiert, dass ich begonnen habe, über mein Leben nachzudenken und was ich damit anfangen will.
    Als ich Sean Savich kennenlernte, habe ich Linc in ihm gesehen. Ich wollte nur noch heulen, die Vergangenheit und Zukunft einfach vergessen. Da wurde ich gleich wieder in dieses schwarze Loch der Trauer gesaugt. Aber dann hat der bezaubernde kleine Junge meine Hand genommen und mir erzählt, wie er seine Mama beim Computerspielen besiegt, und mir die Strategien in dem Spiel Pyjama Sam erklärt. Ich konnte nicht anders, als zu lachen und wieder aus dem Loch herauszuklettern.« Sie hielt inne. »Wissen Sie, dass er mir erzählt hat, dass sein Dad ihm zum nächsten Geburtstag ein Skateboard schenken will? Er sagt, sein Dad sei vor ewiger Zeit mal Champion gewesen und er würde es ihm beibringen. Ich wollte ihn am liebsten anbrüllen, nie auch nur in die Nähe eines Skateboards zu gehen, aber dann begriff ich vielleicht zum ersten Mal, dass das, was Linc zugestoßen ist … es war ein dummer Unfall, tragisch und herzzerreißend,

Weitere Kostenlose Bücher