Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
Vom Netzwerk:
aus meinem Stiefel holte, sah Robins Vater mir interessiert zu. »Was hast du denn sonst noch alles da drin?«
    »Das ist mein Geheimnis«, sagte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dass ich darin auch einen Schlüssel von seiner Wohnung hatte, erwähnte ich nicht.
    Ich öffnete die Tür, ein Geruchscocktail aus kaltem Zigarettenrauch, stickiger Kellerluft und modrigem Sofa-Muff schlug uns entgegen.
    »Hier riecht’s aber streng«, bemerkte Wolfgang.
    »Wir waren nicht so oft hier in letzter Zeit.« Unschlüssig stand ich herum. Ich konnte ihm ja kein lauwarmes Lemon-Bier anbieten.
    »War Robin auch immer mit euch hier unten?«
    »Ja«, sagte ich, was ja nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber was sollte ich ihn jetzt noch damit belasten, wie einsam Robin eigentlich gewesen war? Wie ausgestoßen.
    »Worüber denkst du nach«, fragte Wolfgang und hob mit seinem Zeigefinger mein Kinn hoch, sodass ich ihn ansehen musste.
    »Was glaubst du, wer schuld daran ist, dass Robin sich … oder warum er … Und dann auch noch Mike … ?«, fragte ich. Oh Hilfe, ich kriegte keinen vernünftigen Satz zustande.
    »Ich weiß es nicht, Michelle. Vielleicht war es Selbstmord. Vielleicht hat Robin diesen Abschiedsbrief aber auch aus ganz anderen Gründen geschrieben? Oder weil dieser Verrückte ihn dazu angestiftet hat? Vielleicht war es nur ein Spiel?«
    »Und für Mike war es auch nur ein Spiel?«, hakte ich ungläubig nach. Das passte doch nicht zusammen.
    »Ja, das ist wohl ein bisschen viel Zufall auf einmal«, sagte Wolfgang und setzte sich aufs Sofa. Die Federn darin quietschten unter seinem Gewicht. »Oder weil es zu viel Zufall ist, war es alles geplant!?« Er fuhr sich durchs Haar. »Aber warum?«, fügte er hinzu. »Lisa und ich machen uns solche Vorwürfe, dass wir beide nicht da waren, als Robin unsere Hilfe gebraucht hätte. Vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn einer von uns daheim gewesen wäre? Und bei Mike sind wir womöglich auch noch schuld oder mitschuldig, wenn das eine mit dem anderen zusammenhängt!?«
    »Wieso das denn?«
    »Na ja, wenn Mike sich wegen Robin umgebracht hat …? Dass er Robins Brief dabeihatte, war ja vielleicht wirklich eine Art Schuldeingeständnis!? Vielleicht hat der Zeitungsreporter ja recht mit seiner Vermutung?«
    »Nur weil Mike ihn links liegen gelassen hat!?« Ich war noch nicht bereit, ihm unser Berkel-Geheimnis anzuvertrauen.
    »Du weißt am besten, was Mike mit Robin gemacht hat«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Du warst dabei.«
    »Aber …«, stammelte ich. Und noch bevor ich danach fragen konnte, gab er selbst die Antwort: »Mike hat mir vom 1. Mai an der Berkel erzählt.«
    Das konnte doch nicht wahr sein!? Alles, was ich mir überlegt hatte, um von uns abzulenken, stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wieso hatte Mike ihm davon erzählt? Jetzt stand ich da, vollkommen entblößt, vollkommen schutzlos.
    »Ich wollte das nicht«, stotterte ich und meine Stimme zitterte.
    »Und wolltest du ihm auch nicht sagen, dass er abhauen sollte, als er euch gefragt hat!?«
    »Hat Robin das erzählt?«
    »Nein. Das hätte Robin nie getan, dafür war er viel zu loyal euch gegenüber.« Jetzt sah er mich an und sein Blick durchbohrte mich wie ein Speer. Und mir wurde mit einem Schlag klar, dass Wolfgang nicht mit mir Wunden lecken wollte, sondern Richter spielen. Dass er mit Nachnamen auch noch so hieß, machte das Ganze nur noch bizarrer. Und ich war auch noch so vertrauensselig gewesen, ihm unser Kellerversteck zu zeigen.
    »Also hast du es von Mike?«, sagte ich.
    Wolfgang nickte.
    »Dann glaubst du, dass Robin uns gemeint hat, als er in diesem Brief von Mördermachern geschrieben hat?«
    Wolfgang hob die Hände hoch und zuckte mit den Schultern. »Man unterschätzt oft, wie man beim anderen ankommt.«
    »Aber das hab ich nicht gewollt. Ehrlich, das musst du mir glauben. Wenn ich das gewusst hätte …!?«
    »Wärst du netter zu Robin gewesen!?«, unterbrach er mich. Und seufzte abfällig.
    Ich stand immer noch da und wollte jetzt vor Scham in den Kellerboden versinken und nie mehr aus diesem dunklen Loch rauskommen. Es tat mir so leid und ich fing an zu weinen. Plötzlich brach alles aus mir heraus und ich schaffte es nicht mehr, irgendetwas zurückzuhalten.
    »Heyhey«, sagte Wolfgang und sein Blick wurde wieder etwas milder. »Wir sind alle schuld, wie Robin es geschrieben hat, weil wir nicht hingesehen, sondern weggeschaut haben.«
    »Aber Mike und ich

Weitere Kostenlose Bücher