Hasstament
laufen, dann ist die katholische Kirche die größte Sekte, die ich kenne.
Na gut, es ist absurd, vielleicht, dass irgendwelche Science-Fiction-Autoren Lehren aufstellen und Schauspieler ihnen folgen. Aber ist es nicht genauso absurd, dass sich ältere Männer liturgische Gewänder anziehen und Weihrauch schwenkend durch Kathedralen laufen und später kleine Jungs vögeln? Ich weiß nicht, wo der Maßstab ist und wer diese Maßstäbe erfindet, ob’s vielleicht irgend ’ne Propagandamaßnahme ist, ’n Rachefeldzug, ja, gegen den neu erwachsenden Konkurrenten Scientology. Die katholische Kirche lässt sich ja vieles einfallen, im Laufe der Jahre und Jahrtausende. Das Beste ist, man gründet ’ne eigene Religionsgemeinschaft, hab’ auch schon ’n Namen: die Hassisten!«
Verzerrte Off-Stimme: »Serdar hatte beim Autofahren eine Vision. Er sah die Krise als Signal der Veränderung. Also muss das Geld befreit werden aus den Klauen der Verdammnis. Denn selig sind die, die geben. Also gebt dem Befreier euren Zaster und er befreit euch von euren Lastern. Lästerliches Geld wird geheiligt und von eurem Befreier verprasst.«
Serdar: »Wir hassen alles, was uns in die Quere kommt. Wir sind intolerant bis zum Anschlag! Wir lassen uns nichts bieten. Wir durchschauen die Lüge schon im Ansatz! Ja, und dann zerstören wir sie, durch hartnäckige und ausdauernde Ignoranz. Und die Hauptregel der Hassisten ist: Ich sage, was gemacht wird, und der Rest pariert! Amen!«
Off-Stimme: »Nach sensationellen Erfolgen wie: Die Bibel, der Koran und Feuchtgebiete kommt jetzt ein Bestseller der Weltgeschichte: Kein Mampf .
Und nächste Woche sehen Sie: Serdana, die laxierenden Hassisten.
Vers eins: ›Die Schwesterngeburt‹.«
SHN, Kapitel 34: Machtergreifung
Off-Stimme: »Werden Sie Hassist und genießen das Leben auf der dunklen Seite der Macht. Hören Sie nun: Serdar Somuncu predigt Nummer eins.«
Serdar aus dem Off: »Wie oft sehnst du dich in deinen stillen Stunden, den heimlichen Momenten, danach, zu dir selbst zu stehen und deine inneren Widerstände zu überrunden?
Warum tust du es dann nicht, wenn es dir schaden kann und anderen Nutzen bringt? Wenn das Schiff der hehren Ziele schon zur Hälfte in der Anpassung an das Mächtigere versinkt.«
Ticker am Bildrand: »Spenden Sie jetzt!!! Deutsche Bank – Kto 9082272 – BLZ 300 700 24 – Stichwort: ›Welteroberung‹.«
Serdar: »Wie oft schweigst du, obwohl du schreien willst? Wie oft hältst du die Wange hin, obwohl du schlagen musst? Wie oft hältst du die Luft an, obwohl dir der Atem stockt, auch wenn die einfachere Lösung dich wie ein unsichtbarer Köder in den Stillstand bringt. An was glaubst du, wenn du noch nicht einmal dir selbst vertraust? Wem gibst du die Macht in die Hand, wenn du in deinen Sehnsüchten leere Schlösser in den Himmel baust.
Weißt du, wohin du willst?«
Ticker am Bildrand: »Spenden Sie jetzt!!! Deutsche Bank – Kto 9082272 – BLZ 300 700 24 – Stichwort: ›Welteroberung‹.«
Serdar: »Bist du ein Platzhalter, ein Stück Atemluft, ein Stein im Asphalt oder bist du mehr der schönen Blumen seltener Duft?
Gibst du etwas, statt zu nehmen? Denkst du wirklich, die schönste Stadt im Paradies kann deine innere Heimat dir verbrämen?
Kannst du sagen, was ungerecht ist, wenn es keinen Maßstab gibt, den du dir selber setzt? Kannst du ahnen, wie es sich anfühlt, schuldig zu sein, wenn dein Gewissen ständig dein Ego verletzt?
Was geschieht, wenn du den anderen nicht vor Gewalt und Undank schützt und dir nur seine Körperwärme als Ersatz für fehlende Geborgenheit ein wenig nutzt?
Und warum fragst du, wenn du keine Antwort kennst, die du dem geben kannst, der dich in Frage stellt?
Wie stark muss die Wand sein, gegen die du mit dem Kopf rennst, wie schwach der Baum des Pflichtbewussten, den der Förster deiner Seele ständig fällt?
Warum sprichst du, wenn dein Gedanke dich nicht führt?
Warum liebst du, wenn du die Nähe nicht erträgst? Mit wem brichst du, wenn dich das Wort der Vernunft nicht berührt.
Und wem zeigst du deinen Weg, wenn du schon Schlüssel hinterlegst?
Sind wir alleine in unserer Welt? Zu zweit, zu tausend, Millionen?
Was ist das Band, das uns hält? Ist es nur der Mut des anderen, den wir belohnen?
Oder suchen wir die Kraft, die wir selbst nicht haben, in dem, der sie uns für niedere Zwecke zur Verfügung stellt, an dessen Macht wir uns laben?«
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