Hastings House
auf, um zu antworten, aber mit einem Mal wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte ihm nicht gestehen, dass sie überzeugt war, Geräusche zu hören, die ein Geist verursachte. Allmählich vertraute er ihr zwar, dennoch …
“Ich dachte, ich hätte irgendwas gehört.”
“Und deshalb gehst du allein in den Keller?” Sein Tonfall war schroff, doch seine Stimme schien ein wenig zu zittern.
“Tut mir leid.”
“Was zum Teufel soll ich noch mit dir machen?”, wollte er wissen. Er kam zu ihr, fasste sie an den Schultern und zog sie an sich. “Was soll ich nur mit dir machen?”
“Joe, es ist alles okay. Außer der Treppe gibt es keinen Weg, der in den Keller führt.”
Er schwieg.
“Joe?” Sie löste sich ein Stück weit von ihm.
“Leslie, jemand stand draußen und beobachtete das Haus.”
Erschrocken sah sie ihn an.
“Ich habe ihn gejagt, aber er ist mir entkommen.”
“Wer war es?”
“Wenn ich das wüsste, hätte ich längst jeden Cop der Stadt auf ihn angesetzt.”
Als sie das hörte, begann sie zu lächeln. “Joe, ich weiß nicht, ob wir jemanden verhaften lassen können, nur weil er sich das Haus ansieht.”
“Komm, lass uns raufgehen”, schlug er vor.
Sie nickte zustimmend und ging die Treppe hoch. Joe war dicht hinter ihr. Es war sinnlos, ihn dazu zu bewegen, noch länger mit ihr dort unten zu bleiben. Das Geräusch, das sie gehört hatte, war verstummt, jedenfalls für den Augenblick.
Im Anrichtezimmer wollte sie auch nicht länger bleiben, also kehrte sie zügig zurück in die Küche. Joe folgte ihr weiter.
“Wie spät ist es eigentlich!”, fragte sie. “Es tut mir wirklich sehr leid. Erst verbringst du schon wieder eine Nacht in deinem Wagen, und dann so etwas. Du glaubst bald noch, ich mache das extra, um dich zu ärgern.”
“Es ist schon okay.”
“Nein, es ist nicht okay”, gab sie zurück.
“Es ist fünf Uhr … ziemlich früh am Morgen, nicht wahr?”
Damit hatte er natürlich recht, und sie war zudem hundemüde. “Joe, oben ist noch ein Zimmer frei, das von den Arbeitern der Historischen Gesellschaft benutzt wird. Es ist nicht für Besucher geöffnet. Die Betten sind gemacht, warum also legst du dich nicht noch ein paar Stunden hin? Das werde ich jetzt nämlich auch tun.”
Er zog fragend eine Braue hoch. “Bist du dir da ganz sicher?”
“Ja”, meinte sie lächelnd. “Ich verspreche dir auch, ich werde nicht davonlaufen.”
Eine Sekunde lang zögerte er. “Also gut. Ich schätze, morgen wird ohnehin ein langer Tag werden. Das heißt … heute. Ach, ist auch egal.”
Er folgte ihr in den ersten Stock, wo sie ihm das Zimmer zeigte, das er für den Rest der Nacht benutzen konnte. “Gute Nacht”, sagte er zu ihr und nickte kurz. “Und schließ die Tür ab.”
“Aber du bist doch jetzt hier.”
“Eben”, zog er sie auf, dann fuhr er fort: “Nein, ganz im Ernst. Schließ die Tür ab, wenn du dich hinlegst, okay? Bitte.”
“Schon gut”, gab sie nach. “Gute Nacht.”
“Gute Nacht.”
Jeder zog sich in sein Zimmer zurück. Leslie zweifelte zwar daran, zu dieser fortgeschrittenen Morgenstunde noch einmal einschlafen zu können, doch schließlich fielen ihr doch die Augen zu.
Ihr Schlaf war zu tief, um zu träumen. Ein paar Stunden später wachte Leslie nur auf, weil die Sonne ihr ins Gesicht schien und sie aus dem Erdgeschoss Lärm hörte.
Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett, zog ihren Bademantel an und lief barfuß bis zum Kopf der Treppe. Melissa war unten, außerdem Professor Laymon, Brad und mehrere Studenten, die mit Holzkisten ins Haus kamen.
“Hey, Schlafmütze!”, rief Brad ihr fröhlich zu.
“Ich komme gleich runter.”
“Guten Morgen”, begrüßte Melissa sie, zwinkerte ihr zu und kam die halbe Treppe nach oben, während die anderen weiteres Werkzeug in den hinteren Teil des Hauses brachten. “Er ist weg”, flüsterte sie.
“Was?”
Wieder zwinkerte die Frau. “Keine Sorge, Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich habe nach seinem Wagen Ausschau gehalten, er ist weg.”
“Ach so, Sie meinen Joe?”
“Ja, natürlich.”
“Melissa, er hat in dem zweiten Zimmer geschlafen.”
“Klar. Aber es ist okay, ich verrate kein Wort. Das schwöre ich Ihnen.” Dabei beschrieb sie eine Geste, als würde sie mit einem Reißverschluss ihre Lippen zuziehen.
Leslie verdrehte die Augen, dann ging sie zurück in ihr Zimmer, duschte sich und zog sich an.
Als sie fertig war und nach unten eilte, erwartete sie
Weitere Kostenlose Bücher