Hastings House
einmal, hörte sie wieder das Schluchzen. Sie drehte sich um zu Nikki. “Hörst du das?”
“Ich … ich bin mir nicht ganz sicher”, erwiderte Nikki.
Leslie konnte Matt noch immer nicht sehen, aber in diesem Moment konnte sie ihn wenigstens hören.
Achte nicht auf das, was du hörst. Bitte. Es … es ist gefährlich für dich. Ich werde einen Weg finden, um zu helfen, das verspreche ich dir. Aber du musst weggehen. Du musst unbedingt weggehen. Mein Gott, Leslie …
Die Wahrnehmung eines Geistes sollte eigentlich mit einem Frösteln einhergehen, doch sie fühlte nur Wärme. Die Wärme seiner Liebe. Sie schüttelte den Kopf. “Ich kann es nicht ignorieren”, sagte sie laut. “Das kann ich nicht, Matt.”
Sie drehte sich um und ging zur Küche und von da ins Anrichtezimmer. Dort klappte sie die Falltür hoch.
“Leslie, was machst du da?”, fragte Nikki energisch, die dicht hinter ihr war.
“Ich lausche.”
Das Schluchzen hallte leise und unheimlich im Raum nach.
“Gehen wir nach unten?”, wollte Nikki wissen.
Leslie wirbelte zu ihr herum. “Hörst du das nicht?”
Mit einem Seufzer antwortete Nikki: “Ja, ich höre etwas. Eine Art Heulen. Aber es ist nicht real.”
“Diesmal ist es das nicht”, gab Leslie zurück, dann erklärte sie entschieden: “Komm, wir machen diesen Spaziergang.”
Sie schloss die Luke und verließ mit zügigen Schritten die Küche. Nikki folgte ihr geduldig zur Haustür, obwohl es da einige Fragen gab, die sie Leslie gern gestellt hätte.
Leslie ließ Nikki vorgehen und schaute noch einmal den Korridor entlang. “Verlass mich nicht”, flüsterte sie. “Matt, verlass mich nicht.”
Sie aktivierte die Alarmanlage, zog die Tür zu und schloss ab. “Ich möchte gern um den Block gehen, wenn du nichts dagegen hast.”
“Wir gehen, wohin du möchtest”, sagte Nikki, dann machten sie sich auf den Weg.
Es ließ sich nicht leugnen, dass Ermittlungen zu einem großen Teil eine zeitraubende und mühselige Angelegenheit waren. So war auch Joes Tag ausgefallen.
Doch als das Treffen mit Brad kurz bevorstand, hatte diese aufwendige Arbeit eine ganze Reihe neuer Zusammenhänge ergeben. So wusste er jetzt, dass Genevieve Hank Smith fast mit völliger Gewissheit gut gekannt haben musste.
Und das Haus, in dem Heidi Arundsen wohnte und das die letzte Adresse der verschwundenen Betty war, gehörte nicht einem einzelnen Vermieter. Verwaltet wurde es von einem vorbestraften Alkoholiker, einem Mann namens Sylvester Swanson. Seinen Lohn bekam der von einem Unternehmen, das sich Jigger Land Corporation nannte, das aber schon vor zwei Jahren von einem Konzern geschluckt worden war – Tyson, Smith & Tyson.
Joe hatte sich mit den Fakten zum Gebäude ebenso intensiv beschäftigt wie mit der Frage nach der schwarzen Limousine. Laymon fuhr einen weißen Ford-Geländewagen, Brad hatte einen komplett restaurierten Mustang aus den Sechzigerjahren, Hank besaß einen Mercedes, einen Rolls-Royce und einen Jaguar. Ken Dryer war mit einem beigefarbenen Infiniti unterwegs, und Robert Adair fuhr einen zehn Jahre alten Buick. Keiner von ihnen besaß eine schwarze Limousine.
Aber Eileen Brideswell hatte ganz richtig bemerkt, dass täglich Hunderte Wagen im Finanzbezirk unterwegs waren, auf die diese vage Beschreibung passte. Er wusste auch, dass Polizeibeamte in den höheren Dienstgraden Zugriff auf städtische Dienstwagen hatten, unter denen sich etliche schwarze Limousinen befanden. Und Hank konnte sich vermutlich jeden beliebigen Firmenwagen nehmen, den er haben wollte.
Schwächten diese Punkte den dringenden Verdacht gegen Brad ab?
Diese Frage ging ihm durch den Kopf, als er Brad freundlich begrüßte. Ein paar Minuten später hatte jeder von ihnen ein Guinness auf dem Tisch stehen. Seinen Sitzplatz hatte Joe bewusst so ausgewählt, dass er sehen konnte, wer den Pub betrat oder verließ.
“Also gut, warum haben Sie mich herbestellt?”, wollte Brad wissen.
Gut, dachte Joe. Keine lange Vorrede.
“Sie waren mit Genevieve O’Brien befreundet?”, fragte Joe.
Brad schien die Frage nicht zu überraschen. “Ja, ich kannte sie.”
“Sie sind mit ihr ausgegangen.”
“Sie hat mir auf der Stelle einen Korb gegeben”, meinte er lachend. “Nein, warten Sie. So kann man das nicht sagen. Sie war eigentlich sehr charmant, trotzdem sagte sie Nein. Sie meinte, sie habe zu viel zu tun, um sich auf eine lockere Affäre mit einem Mann einzulassen, der eben solche lockeren Affären viel zu sehr
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