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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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das Haus anzusehen?”
    “Wir mussten Drängelgitter aufstellen, als es nach der Renovierung wiedereröffnet wurde”, sagte Ken Dryer amüsiert. Eigentlich wirkte er ständig ein wenig vergnügt. Er hatte weizenblondes Haar und sah wirklich gut aus, so wie der erwachsen gewordene nette Junge von nebenan. Da er zudem noch die Fähigkeit besaß, jede Situation so auszulegen, dass er beziehungsweise die Polizei stets gut dastand, war er für seinen Posten wirklich die ideale Besetzung. Dennoch fand Leslie immer, dass er eine Spur zu glatt war. Was er wirklich dachte, konnte sie ihm so gut wie nie ansehen. Sie hatte davon gehört, dass er politischen Ehrgeiz besaß, und sie war sich sicher, dass er auf der politischen Bühne genau der Richtige war, um ein Publikum für sich zu gewinnen, ohne ein konkretes Wort zum jeweiligen Thema sagen zu müssen.
    “Drängelgitter?”, wunderte sich Brad.
    Robert räusperte sich. “Jedes … Ereignis zieht die Massen an.”
    Hank Smith stöhnte leise und griff nach Leslies Arm. “Was unser guter Sergeant sagen will, ohne es in Worte zu fassen, ist Folgendes: Dieses Haus ist nicht nur ein historisches Meisterwerk, sondern man verbindet mit ihm auch eine Tragödie der Gegenwart. Tragödien ziehen Menschen immer in Scharen an. Anfangs mussten wir jeden Tag etliche Polizisten vor dem Haus aufstellen, während sich die Schlange um den ganzen Block zog. Das hat inzwischen nachgelassen, aber letztlich wird sich dieses Haus rentieren. Hören Sie, Sie haben sich dafür entschieden, hier zu bleiben, und ich werde nicht um den heißen Brei herumreden: Was hier passiert ist, macht uns alle sehr betroffen, und wir alle haben diesen Verlust verschmerzen müssen. Natürlich nicht im gleichen Maß wie Sie, ein schrecklicher Verlust war es für uns dennoch. Wenn Sie hier sein wollen, dann finde ich das gut, und damit will ich mich ganz bestimmt nicht bei Ihnen einschmeicheln. Könnten wir denn jetzt etwas essen, Greta?”
    “Ja, ja, natürlich”, antwortete sie hastig. “Kommen Sie alle mit ins Esszimmer. Leslie, ich habe Ihnen das schönste Schlafzimmer im ganzen Haus gegeben. Ihr Gepäck bringen wir später nach oben. Einer dieser kräftigen Kerle wird bestimmt bereit sein, sich als … na ja, als kräftiger Kerl zur Verfügung zu stellen und sich um Ihre Koffer kümmern.”
    “Hey, ich kann meinen Koffer immer noch selbst tragen”, protestierte Leslie.
    “Ja, und einer von uns kann den Gentleman hervorkehren und das für dich erledigen”, gab Brad zurück. “Und jetzt essen wir erst mal.” Er schaute auf seine Armbanduhr. Leslie ahnte, dass er für diesen Abend noch etwas anderes vorgesehen hatte und ihm eine Dinnerparty gar nicht in den Plan passte.
    Leslie …
    Sie war dünner. Beinahe ätherisch. Nie zuvor hatte er einen solchen Schmerz, eine solche Sehnsucht verspürt wie bei ihrem Anblick an diesem Abend. Er wollte sie so gern berühren. Ihr sagen, dass alles in Ordnung war.
    Er wollte ihr sagen, dass Hank Smith ein Schwachkopf war. Er musste über sich lachen. Es war ihm nie aufgefallen, wie wenig er den Bauunternehmer mochte. Nach außen hin wirkte er wie ein anständiger Kerl. Vielleicht etwas zu perfekt. Groß, dunkelhaarig und schleimig. Seine Armani-Anzüge waren stets perfekt gebügelt. Sogar die Schuhe kamen vom Designer. Er war eine große Nummer in der Stadt. Ging in die angesagten Clubs. Aß in den richtigen Restaurants. Schüttelte die Hand des Bürgermeisters. Mein Gott, der Kerl küsste sogar Babys auf die Wange. Er war Partner bei Tyson, Smith & Tyson und der ideale Repräsentant, wenn das Unternehmen sich mit Baugenehmigungen, der öffentlichen Meinung oder den Gesetzen des Bundesstaats auseinandersetzen musste. Aber er war nicht die Art Mann, die von anderen Männern gemocht wurde. Er war einfach ein bisschen zu glatt. Er legte nicht in einer Kneipe die Füße auf den Tisch, um sich ein Fußballspiel anzusehen. Machte ihn das zu einem schlechten Menschen? Nein, nur … zu einem Schwachkopf.
    Und dann war da noch Robert Adair, der gute alte Robert, der nach wie vor wie ein Bluthund aussah. Unentwegt arbeitend, immer besorgt, immer mitten in einer Tragödie, einem Verbrechen, einem Trauerfall …
    Und Ken Dryer. Ihn konnte er ebenso wenig leiden wie Hank Smith. Er trug zwar nie Armani, dafür präsentierte er sich immer in einer makellosen Polizeiuniform. Zugegeben, er hatte keinen leichten Job. Er sprach mit den Medien, und er musste versuchen, den New Yorkern auch

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