Hasturs Erbe
Metall leuchteten, glühten vor Wut und Schmerz. » Dom Regis, ich bitte Euch, laßt mich in Frieden. Ist es nicht genug, daß ich hier bin ohne Hoffnung, mit einem Vater, der auf immer beschämt sein wird …? Ich könnte ebensogut tot sein!« rief er verzweifelt, und seine Worte stolperten nur so aus seinem Mund: »Etwas gegen dich haben? Nein, nein, nicht gegen dich. Du hast mir nur Freundlichkeit erwiesen, aber du bist einer von denen, einer von diesen, diesen …« Wieder hielt er inne, und seine Stimme klang angespannt von der Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Schließlich rief er verzweifelt: »Regis Hastur, wenn die Götter wirklich leben – mein Gewissen ist rein, und dein Herr des Lichts und der Gott der Cristoforos mögen zwischen den Söhnen Hasturs und mir urteilen!«
Fast unwillkürlich zog Regis das Schwert. Danilo zuckte zusammen und trat ängstlich einen Schritt zurück. Dann reckte er sich und preßte die Lippen aufeinander. »Bestraft Ihr Blasphemie so rasch, mein Herr? Ich bin unbewaffnet, aber wenn meine Beleidigung den Tod verdient, dann tötet mich auf der Stelle. Mein Leben ist mir nichts mehr wert!«
Erschüttert senkte Regis die Schwertspitze. »Dich töten, Dani?« sagte er entsetzt. »Gott möge es verhüten! Daran habe ich niemals gedacht. Ich wünschte nur … Dani, lege deine Hand auf mein Schwert!«
Verwirrt gehorchte Danilo und legte vorsichtig die Hand auf Regis’ Schwert. Regis umklammerte Hand und Knauf zusammen mit seinen eigenen Fingern.
»Sohn von Hastur, der der Sohn von Aldones ist, welcher der Herr des Lichts ist! Möge diese Hand und dieses Schwert mein Herz und meine Ehre durchbohren, Danilo, wenn ich an deiner Entehrung teilhatte oder wenn irgend etwas, was du nun sagst, gegen dich gewendet werden sollte.« Wieder spürte er durch die Berührung jenen merkwürdigen Schock den Arm entlanglaufen, der seine Gedanken verwischte, fühlte, wie ihm Danilos Schluchzen die Kehle zupreßte.
Danilo sagte mit angehaltenem Atem: »Kein Hastur würde diesen Eid brechen!«
»Kein Hastur würde sein nacktes Wort brechen«, entgegnete Regis stolz, »aber wenn ein Eid nötig ist, dich zu überzeugen, dann sollst du deinen Eid haben.« Er steckte das Schwert zurück.
»Nun erzähl mir, was passiert ist, Dani. War der Vorwurf also eine Lüge?«
Danilo war immer noch sichtlich benommen. »Die Nacht, als ich hereinkam … es hatte geregnet. Du bist wach geworden, du wußtest es …«
»Ich wußte nur, daß du Kummer hattest, Dani, sonst nichts. Ich habe dich gefragt, ob ich dir helfen könne, aber du hast mich zurückgestoßen.« Schmerz und Erschütterung jener Nacht kehrten aufs neue zu ihm zurück, und er fühlte, wie sein Herz wieder unter diesem Schock pochte, genau wie in dem Moment, als ihn Danilo von sich gestoßen hatte.
Danilo sagte: »Du bist ein Telepath. Ich dachte …«
»Erst in den Anfängen, Danilo«, sagte Regis und versuchte, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. »Ich spürte nur, daß du unglücklich warst und Schmerzen hattest. Ich wußte nicht, warum, und du wolltest es mir nicht sagen.«
»Was kümmert es dich?«
Regis streckte die Hand aus und umklammerte langsam Danilos Handgelenk. »Ich bin ein Hastur und ein Comyn. Es rührt an die Ehre meines Clans und meiner Kaste, daß irgend jemand Grund haben sollte, über uns zu reden. Wir können mit falschen Gerüchtestreuen fertig werden, aber bei der Wahrheit können wir nur versuchen, das Falsche richtigzustellen. Auch wir Comyn können Fehler machen.« Verschwommen merkte er irgendwo im Hinterkopf, daß er gerade »wir Comyn« gesagt hatte, zum ersten Mal. »Weiterhin«, fuhr er fort und lächelte flüchtig, »mag ich deinen Vater, Dani. Er war bereit, einen Hastur zu verärgern, damit du in Ruhe gelassen würdest.«
Danilo faltete nervös die Hände und löste sie wieder voneinander. Er sagte: »Der Vorwurf entspricht der Wahrheit. Ich habe meinen Dolch gegen Lord Dyan gezogen. Ich wünschte nur, ich hätte ihm die Kehle durchgeschnitten, wo ich schon so weit war. Was immer sie mir angetan hätten, die Welt wäre ein Stückchen sauberer.«
Regis starrte ihn ungläubig an: »Zandru! Dani …«
»Ich weiß, daß man in vergangenen Tagen die Männer, die einen Comyn anrührten, mit Haken zerrissen hat. In jenen Tagen waren die Comyn vielleicht noch der Verehrung wert …«
»Laß das«, sagte Regis scharf. »Dani, ich bin Erbe der Hasturs, doch selbst ich könnte nicht gegenüber einem
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