Haus der bösen Lust (German Edition)
mit seinem guten Kumpel und Produzenten reden, oder weiß er nicht, wie man ein Mobiltelefon auflädt?«
»Tut mir leid ...« Warum ruft er an? »Ich bin gerade nicht in der Stadt.«
»Ja, hat mir dein Anwalt gesagt. Er meinte, du wärst in irgendeinem Kaff in Arkansas oder West Virginia ...«
»In Tennessee.«
»Justy, Justy, das läuft so ziemlich auf dasselbe hinaus. Selbst gebrannter Schnaps, Inzest und Grausamkeiten an Tieren ...«
»Ganz so schlimm ist es nicht. »Ich bin in einer Ortschaft namens Gast ...«
»Oh klar, hab ich schon tausendmal gehört. Meine Güte, Justy, was machst du dort?«
Collier wusste, dass etwas nicht stimmte; Prentor nannte ihn nur dann »Justy«, wenn er etwas wollte. »Ich schreibe ein Buch zu Ende – du weißt schon, für meine andere Karriere, die ich jetzt dringend brauche, zumal du ja meine Sendung absetzt. Warum rufst du überhaupt an? Muss ich meinen Schreibtisch jetzt sofort räumen?«
»Oh Justy, Justy, was du immer gleich denkst. Ich wollte dir bloß die schlechte Neuigkeit mitteilen ...«
»Was könnte eine schlechtere Neuigkeit sein als ›Du bist gefeuert‹? Und das hast du mir ja schon letzte Woche vor den Latz geknallt.«
»Nein, nein, die schlechte Neuigkeit ist, dass Savannah Sammys pfiffige Räucherkammer gerade von Nummer drei auf Nummer vier gefallen ist.«
Collier runzelte die Stirn. »Shay, inwiefern ist das eine schlechte Neuigkeit für mich?«
»Nicht für dich, für ihn! Dieses großspurige Stück Weißbrot!« Prentor stimmte undeutliches Gelächter an. »Die gute Neuigkeit für dich ist, dass wir gerade die Quoten für deine letzten sechs Sendungen ausgewertet haben und du jetzt Nummer drei bist.«
Collier hätte beinahe das Telefon in die Kaffeekanne fallen gelassen. »Ich dachte, ich wäre elf ...«
»Nicht mehr, mein Freund. Deine Sendung hat offiziell aufgeholt. Ich verscheißere dich nicht, Justy. Tatsächlich liegst du nur ein paar Punkte hinter Nummer zwei. Emeril ist alles andere als erfreut, das kann ich dir sagen.«
Collier konnte keinen klaren Gedanken fassen. »Also bekomme ich eine weitere Staffel?«
»Was hältst du hiervon als Antwort, Justy? Scheiße, ja! Dreihunderttausend Dollar Prämie für den neuen Vertrag und einen halben Prozentpunkt zusätzlich für deine Gage, und das kommt vom Vizepräsidenten. Ich sehe mir gerade das Stück Papier an, das dir das garantiert. Das Ding heißt Vertrag , und das müsstest du schnellstmöglich unterschreiben. Also, wann werde ich dein lächelndes Gesicht und einen Stift in deiner Hand auf der anderen Seite meines Schreibtischs haben? Flieg sofort zurück. Sag mal, warum musst du eigentlich ausgerechnet nach Tennessee, um ein Buch über Bier zu schreiben? Mein Dad hat immer gesagt, in Tennessee gäb’s nur Stiere und ...«
Collier stand verdutzt da und hielt sich das Telefon ans Ohr. »Ich bin morgen zurück, Shay. Aber ... was ist mit dem Kerl, den du als Ersatz für mich geholt hast, diesen Typen aus San Francisco mit seinem Verrückt nach Meeresfrüchten? Ich habe gehört, du hast ihn gleich für sechsundzwanzig Folgen unter Vertrag genommen.«
Prentor stimmte erneut Gelächter an. »Wir haben den Vertrag dieses Arschlochs wegen ungebührlichen Verhaltens gekündigt. Du bekommst die sechsundzwanzig Folgen.«
»Ungebührliches Verhalten?«
»Das ist echt witzig, Mann! Wie sich herausgestellt hat, ist der Kerl wirklich verrückt. Letzte Woche war ein Kritiker von Gourmet in seinem Restaurant und hat sich über die Wellington-Krabben beschwert. Er meinte, das Krabbenfleisch sei dieses falsche Surimi-Zeug. Daraufhin ist dieser Psychokoch so beleidigt, dass er mit einem Fleischerbeil hinter dem Kerl herläuft! Ohne Scheiß, Justy! Stand sogar in der Zeitung! Er hätte den Kritiker sogar fast erwischt. Drei Bullen waren nötig, um den Irren einzufangen und wegen versuchter schwerer Körperverletzung einzubuchten ...« Zwischen den Worten musste Prentor immer wieder lauthals lachen. »Vergiss den Loser, Justy. Du bist jetzt beim Sender die große Nummer.«
Collier zitterte, als die Erkenntnis endlich in sein Bewusstsein drang. Ich bekomme einen neuen Vertrag! Ich habe immer noch eine Sendung!
»Und Justy, bist du bereit für eine wirklich gute Neuigkeit?«
»Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als das, was du mir gerade erzählt hast ...«
»Laut unserer aktuellsten Zuschauerumfrage ist der Grund, warum sich deine Quoten verdreifacht haben, dass sich neuerdings Hausfrauen die
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