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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Hund. Keine Sorge, er beißt nicht.«
    »Er ist ein braver Hund!«
    Collier drückte sich das Tier vom Leib. Er war nicht sicher, aber irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, der Hund hätte in seinem Überschwang versucht, sein Bein zu rammeln.
    »Lass den Mann in Ruhe!«, rief eines der Mädchen.
    Der Hund löste sich von ihm und rannte auf der Lichtung aufgeregt im Kreis. Plötzlich erkannte Collier: Ich glaube ... das ist der Hund, den ich in meinem Zimmer gesehen habe.
    »Was machen Sie hier, Mister?«, wollte die Dunkelhaarige wissen. Sie hatte Schmutzflecken auf dem Kleid, und etwas an der Art, wie sie dastand und zu ihm herüberschaute, vermittelte den Eindruck von Hyperaktivität.
    »Ich, äh ... oh, ich habe nur ein Nickerchen gemacht.«
    »Zu viel Whiskey, was, Mister?«, vermutete die Ältere. Sie ließ ihm den Rücken zugewandt und beugte sich immer noch nach vorn, als starre sie in den Bach.
    »Ein Trunkenbold!«, kreischte das jüngere Mädchen beinahe. »Ein Säufer, wie Mutter immer sagt. Sie meint, davon gibt es jede Menge.«
    Colliers Kopf pochte. »Nein, nein, ich wohne in der Pension.« Dann log er: »So ist es gar nicht. Ich wollte nur ein Nickerchen im Wald machen, weil es hier draußen so schön ist.«
    »Säufer! Säufer!« Das kleine Mädchen tanzte im Wasser, und der Hund gesellte sich zu ihr.
    Frühreifes kleines Miststück, dachte Collier.
    »Halt die Klappe, Cricket. Sei nicht respektlos ...«
    ... kratz-kratz-kratz ...
    Collier beschlich das Gefühl, etwas beweisen zu müssen. Vorsichtig stand er auf und stellte fest, dass er seinen Rausch zumindest teilweise ausgeschlafen hatte. Wenngleich nicht ganz. Langsam . Er ging zu den Mädchen hinüber. »Was treibt ihr hier? Ich höre andauernd so ein Geräusch ...«
    Die Blonde schaute auf und lächelte mit einem teigigen Gesicht, das irgendwie zu hängen schien. Ihre Augen wirkten trotz des breiten, stolzen Lächelns stumpf. »Ich rasiere mir die Beine, weil ich jetzt eine junge Dame bin und ich damenhafte Dinge tun muss.«
    »Das sagt unsere Mutter«, erklärte die Jüngere in bedauerndem Tonfall. »Ich kann’s kaum erwarten, selbst eine junge Dame zu werden, damit ich mir auch die Beine rasieren kann.«
    Collier zuckte bei dem Anblick beinahe zusammen. Neben der Blondine lag eine Schale mit Rasierschaum, und sie rasierte sich tatsächlich im Bach mit einem altmodischen Rasiermesser die Beine.
    ... kratz-kratz-kratz ...
    Anschließend wusch sie den Schaum mit Wasser aus dem Bach ab.
    »Also ehrlich, du solltest vorsichtig sein«, warnte Collier. »Das solltest du lieber zu Hause machen. Wenn du dich schneidest, kannst du dir mit dem Wasser alle möglichen Keime einfangen.«
    Die beiden Mädchen wechselten einen verwirrten Blick. Dann spritzte die Blonde weiteres Wasser auf ihre glänzenden Beine und streckte sie empor. Sie wackelte in der Luft mit den Zehen und schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. »So«, meinte sie gedehnt. »Ganz glatt, wie bei einer richtigen Dame.« Die Züge des teigigen Gesichts hellten sich auf. »Ich heiße Mary, und das ist meine Schwester Cricket. Ich bin vierzehn, sie ist elf.«
    »Hallo«, sagte Collier und schmeckte einen Anflug von schalem Bier.
    Das jüngere Mädchen sprang aus dem Wasser und zeigte mit einem Finger auf ihn. »Wie heißen Sie, Mister?«
    »Justin.«
    Ein breites Grinsen verwandelte Crickets Gesicht in eine zerfurchte Maske. »Sie sind doch nicht einer von denen, die sich an kleine Mädchen ranmachen, oder? Jedenfalls schauen Sie nicht so aus.«
    Weg hier!, dachte Collier. Diese Kinder heutzutage ... sie sehen diesen ganzen Missbrauchskram bei Oprah. »Nein, nein, aber ich muss jetzt los. Habt noch einen schönen Tag, Mädels.«
    »Ach, Cricket. Wieso hast du das gesagt? Jetzt hast du ihm Angst gemacht. Gehen Sie nicht, Mister, sie zieht Sie nur auf.«
    »Nein, ich muss wirklich los ...« Erneut zuckte er zusammen. »Bitte, Mary, sei vorsichtig mit dem Rasiermesser ...«
    Mittlerweile arbeitete sie an den Achselhaaren.
    ... kratz-kratz-kratz ...
    Sie schabte den Schaum aus einer Achselhöhle und schnippte ihn ins Wasser. Collier bemerkte eine hauchdünne rote Linie.
    »Siehst du, jetzt hast du dich geschnitten ...«
    »Pah, das ist bloß ein Kratzer. Aber mit dieser Hand geht es so schwer.« Sie hob den Zeigefinger an.
    Auf den ersten Blick glaubte Collier, sie trüge einen dicken, dunklen Ring, dann jedoch erkannte er, dass es sich um einen Bluterguss handelte.
    »Ich hab auch einen,

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