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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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es nicht einmal genießen, hier unten in der Wärme zu schlafen.
    Aber ich sage dir, kümmre dich nicht um mein Genörgel. Wir lassen die Gasheizung an, solange du hier bist, und basta. Gute Nacht, Kind.«
    Damit tappte sie auf ihren Stock gestützt aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen. Was war das nun wieder gewesen? Warum hatte ich ihrem gutgemeinten Vorschlag widersprochen, obwohl ich ihr bei klarer Überlegung beipflichten mußte, daß hier unten der behaglichste Schlafplatz für mich war? Irgend etwas, eine Kraft, die etwas Verborgenes in mir ansprach, zog mich nach oben. Es war beinahe so gewesen, als wollte diese Kraft mich zwingen, gegen meinen Willen zu handeln.
    Ich hob den Kopf und sah mich im Zimmer um. Ein ganz gewöhnliches Zimmer, vertraut schon und gemütlich. Warum konnte ich mich dann nicht entspannen? Zwei Tage war ich jetzt hier, da mußte ich die Zeitverschiebung doch verarbeitet, mich an meine neue Umgebung gewöhnt haben. Aber das unheimliche Gefühl, das mich beim ersten Betreten des Hauses überfallen hatte, war nicht, wie ich erwartet hätte, abgeflaut; im Gegenteil, es war stärker geworden.
    Und das Klavierspiel. Es war klar, daß meine Großmutter es nicht gehört hatte. Wieso nicht? Woher war es gekommen? Konnte nur ich es hören? Aber wieso? Wie kam es, daß keiner meiner Verwandten je etwas Ungewöhnliches in diesem Haus erlebt hatte? Warum nur ich allein? Hatte ich diese seltsamen Geschehnisse vielleicht durch mein Kommen ausgelöst?
    Hatte ich etwas an mir, das die Geister dieses Hauses um ihre Ruhe brachte? Mit einem Ruck hob ich den Kopf zur Zimmerdecke. Was war das für ein Geräusch? Ohne den Blick von der Decke zu wenden, stand ich langsam auf und lauschte angestrengt in die Stille. Es klang, als weinte eine Frau. »Großmutter?« flüsterte ich.
    Ich vergaß mein eigenes Dilemma und rannte, tief besorgt um meine Großmutter, aus dem Zimmer in den finsteren Flur.

    5

    Die Finsternis im Treppenhaus machte mir angst. Das Herz klopfte mir so heftig, daß ich das gedämpfte Schluchzen kaum noch hören konnte. Dennoch hastete ich so schnell ich konnte die Treppe hinauf. Das Weinen meiner Großmutter erschreckte und besorgte mich.

    Nachdem ich oben Licht gemacht hatte, näherte ich mich vorsichtig ihrer Zimmertür und drückte lauschend das Ohr an das Holz. In Großmutters Zimmer war alles still. Verwirrt trat ich einen Schritt zurück und blickte den Flur hinunter. Im trüben Schein der Deckenbeleuchtung konnte ich umrißhaft die Tür zum Vorderzimmer erkennen. Sie war geschlossen. Das Weinen schien von der anderen Seite zu kommen.
    Auf Zehenspitzen huschte ich den Gang entlang. Je näher ich der Tür kam, desto lauter wurde das Weinen. Vor der Tür blieb ich stehen und lauschte. Die Luft um mich herum war eiskalt. Abgesehen von dem Weinen war alles still. So kalt und still wie in einem Grab, schoß es mir durch den Kopf. Mich schauderte. Am liebsten wäre ich stehenden Fußes umgekehrt und die Treppe hinunter geflohen, aber ich war nicht fähig, mich von der Stelle zu rühren.
    Eine Macht, die stärker war als ich, befand sich mit mir im dämmrigen Flur und zwang mich, die Hand zu heben und auf den Türknauf zu legen.
    Er war hart und kalt. Lautlos öffnete ich die Tür und starrte in die undurchdringliche Schwärze des Zimmers. Ein kalter Hauch streifte mein Gesicht. Vorwärts gezogen von einer Macht, gegen die ich mich nicht wehren konnte, trat ich mit weit geöffneten suchenden Augen ins Zimmer und sah, daß die Mitte des Raums von einem bleichen Licht erleuchtet war, dessen Quelle ich nicht ergründen konnte. Die Außenzonen des Zimmers lagen in Dunkelheit, das geisterhafte Licht selbst, das auf das Bett gerichtet war, hatte einen hellen Mittelpunkt und verlor sich zu den Rändern hin in milchigem Dunst.
    Ich blickte auf die Gestalt, die im Schein des Lichts auf dem Bett lag. Ein kleiner, weißgekleideter Körper, der von Schluchzen geschüttelt wurde.
    Ich sah ein junges Mädchen, höchstens zwölf oder dreizehn Jahre alt, das bäuchlings quer über dem Bett lag. Sie trug ein knöchellanges Kleid aus weißer Baumwolle, das mit Schleifen und Rüschen verziert war. Um die schmale Taille lag eine breite Schärpe, die auf dem Rücken zu einer großen Schleife gebunden war. Unter dem weißen Rock konnte ich die gefältelten Unterröcke und die weißen Strümpfe sehen.
    Den Kopf in die Arme gedrückt, weinte das Mädchen

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