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Haus der Erinnerungen

Haus der Erinnerungen

Titel: Haus der Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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dein Mann, und er macht dich unglücklich. Nur deinetwegen, Jenny, möchte ich, daß John endlich reinen Tisch macht.«
    »Dann laß ihn um meinetwillen auch in Frieden. John muß selbst seinen Weg finden.«
    »Er braucht einen Schock, er muß gezwungen werden —«
    »Victor!«
    Sein Gesicht mit der scharfen Einkerbung zwischen den dunklen Brauen war zornig, als er Jennifer ansah. Er hatte Mühe, seine Bitterkeit in Schach zu halten, ließ sich von ihr allzu oft zu Worten von schneidender Schärfe hinreißen.
    »Versprich mir«, sagte Jennifer ruhig, »daß du John in Ruhe läßt.«
    Er starrte grimmig ins Feuer. »Wenn du es so wünschst, dann verspreche ich es.« Ich beobachtete sein Gesicht und erhielt dabei eine Ahnung von seinen Gedanken. Er dachte an den Erfolg, den er sich in diesen anderthalb Jahren seit seiner Rückkehr aus London in Warrington erarbeitet hatte, an die Verbesserungen, die er am hiesigen Krankenhaus hatte bewirken können, an das Ansehen, das er in dieser Stadt genoß.
    Er war der Leibarzt des Bischofs in Warrington und der Hausarzt der Familie des Bürgermeisters. Er hatte Ehrungen eingeheimst und großen Einfluß gewonnen. Aber an alledem lag ihm wenig.
    Sein Forscherdrang hatte sich nicht gelegt, immer noch beherrschte ihn der starke Wunsch, durch streng wissenschaftliche Arbeit den Weg für den medizinischen Fortschritt zu ebnen. Ich spürte seine Enttäuschung über seine Hilflosigkeit, den Opfern von Gehirntumoren oder schweren Herzkrankheiten zu helfen. Es quälte ihn, daß er sich nicht am Kampf gegen die zahllosen Leiden und Krankheiten beteiligen konnte, die immer noch Tausende und Abertausende dahinrafften, weil kein Mittel gegen sie gefunden war. Dies war der Platz, an dem er gebraucht wurde, hier auf dem dunklen Kontinent der Medizin, Victor Townsend wollte Lichter anzünden.
    »Woran denkst du ?« fragte Jennifer leise.
    »An einen Mann namens Edward Jenner. Weißt du, wer er war?« Victor wandte sich ihr wieder zu. Die Düsternis seines Gesichts hatte sich aufgehellt, seine Züge wirkten lebhaft.
    »Edward Jenner war ein Mann, der sich eines Tages fragte, wieso Melkerinnen eigentlich nie die Pocken bekamen. Ihm fiel außerdem auf, daß Melkerinnen fast immer irgendwann einmal an den Kuhpocken erkrankten. Er überlegte, ob da vielleicht ein Zusammenhang bestünde und was geschehen würde, wenn man Gesunde mit dem Erreger der Kuhpocken impfte; ob man sie nicht damit vielleicht vor den tödlichen Schwarzen Blattern bewahren könnte. Alle Welt lachte ihn aus, Jenny, aber dank Edward Jenners Pockenimpfstoff können wir alle ohne Furcht vor dieser schrecklichen Krankheit leben, die früher einmal ganze Städte ausgelöscht hat. Was aber ist mit den anderen tödlichen Krankheiten? Mit der Lungenentzündung, der Cholera, dem Typhus, der Kinderlähmung?«
    Er beugte sich vor und nahm ihre Hände. »Sieh mal, was tue ich denn hier ?
    Verschreibe Rezepte für Hustensaft und Migränepulver. Täglich stoße ich an die Grenzen meines Wissens. Soviel gibt es in der Medizin noch zu tun. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Ja«, antwortete sie mit kleiner Stimme. »Du hättest nach Schottland gehen sollen.«
    Er ließ ihre Hände los. »Das wollte ich damit nicht sagen. Das Labor, das in Edinburgh auf mich wartete, läßt sich genausogut hier in Warrington aufbauen.«
    »Was willst du damit sagen ?«
    »Daß ich im Kreis herumlaufe. Ich habe mich von meiner Bitterkeit und meiner Enttäuschung lahmen lassen. Weshalb sollte ich forschen und kämpfen, wenn das eine, das einzige, das ich mir wirklich auf dieser Welt ersehne, mir auf immer verwehrt sein wird?«
    Jennifer legte ihm leicht die Hand auf den Arm. »Soll ich auch an deinem Irrweg die Schuld tragen ?«
    Victor sah sie an, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. Schreck und Entsetzen huschten über sein Gesicht. Tief betroffen von der Bedeutung ihrer Worte riß er Jennifer in seine Arme. Sie wehrte sich nicht, protestierte nicht. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und schloß die Augen, um diesen verbotenen Moment auszukosten. Ich sah, daß sie mit den Tränen kämpfte. »Was habe ich da gesagt?« murmelte Victor, den Mund in ihr Haar gedrückt.
    »Wie kann ich nur so egoistisch sein und dich mit solchen Verrücktheiten kränken. Nichts ist mir wichtiger als dein Glück und dein Wohlbefinden, Jenny, ach Jenny...« Victor zog sie fester an sich, als könnte das die Qual lindern. »Wie kann ich so gedankenlos sein, so etwas zu

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