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Haus der Jugend (German Edition)

Haus der Jugend (German Edition)

Titel: Haus der Jugend (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tietgen
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die es noch zu machen galt, schoben wir spannungsvoll hinaus. Für das Spiel hatten wir die Regel ausgemacht, bei jedem Treffer zur Anzeige ein Kleidungsstück auszuziehen. Da jeder von uns nur sieben Kleidungsstücke trug, konnten wir nur kleine Schiffe bauen, bis einer von uns nackt war. Danach zogen wir uns jedes Mal beide wieder an und begann das Spiel von vorn.
    Ausziehen, anziehen, ausziehen, anziehen.
    Später wechselten wir nach jeder Runde die Kleidung, der Gewinner zog alles an, was der Verlierer abgelegt hatte, der Verlierer alles, was der Gewinner los geworden war. Wir lachten wie bescheuert, als ich eine Runde nur mit Darius’ Strümpfen beginnen musste, während er über seine Hose, meine Unterhose und meine Hose, über seinen Pullover mein Unterhemd, mein Hemd und meinen Pullover zerren musste. Er sah aus wie ein Michelinmännchen, Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Hoffentlich versenkst du meine Schiffe schnell«, stöhnte er lachend und um Luft ringend. Aber es dauerte nicht lange, bis er auch noch seine Strümpfe über meine ziehen musste.
    Den ganzen Abend hatten wir uns nicht geküsst, nicht einmal berührt. Wir haben gelacht, gespielt und wieder gelacht. Zwischendurch sind wir in die Küche gegangen, haben neuen Tee gekocht, geschimpft, weil wir keine Süßigkeiten dabei hatten und im Vorratskeller nach Schokolade oder Keksen geschaut. Aber wir waren nicht zärtlich zueinander. Den ganzen Abend haben wir kaum geredet, jedenfalls nichts Substanzielles, das einem im Gedächtnis bleibt. Wir hatten schlicht Spaß.
    Als ich endgültig nackt auf meinem Stuhl in der Gaststube saß, meine Erektion nur durch die Tischkante vor Darius verborgen, kletterte dieser, in vierzehn Kleidungsstücken wie ein Paket verpackt auf Knien auf den Tisch. Die Tassen klapperten, ein paar aus dem Block gerissene Zettel wehten auf den Fußboden und durch die Menge der Kleidung war Darius in seiner Bewegungsgenauigkeit etwas eingeschränkt. Wie ein Hund kniete er vor mir, jedoch erhöht, in erhabener Stellung, sah an meinem Körper entlang und grinste. »Dachte ich es mir doch.« Er streckte die Hände aus, stützte sich mehr auf meine Schultern, als sie zu halten, und sah mir in die Augen. »Lass uns ins Bett gehen.«
    Ich nickte. Weder trug ich die Tassen in die Küche, noch schauten ich noch einmal nach dem Feuer oder warf Holz nach. Ich lief gleich die Treppe hinauf, legte mich lang und bereit aufs Bett und wartete auf Darius. Im Schlafzimmer fror ich, die körperliche Lust litt darunter ein bisschen, aber ich wollte nackt ausgebreitet liegen, wenn Darius kam. Deshalb schlüpfte ich nicht unter die Federdecke. Die Lust im Kopf litt nicht. Von unten hörte ich es klappern, meinte das Geräusch der Ofentür zu erkennen und bildete mir ein, mir würde schon etwas wärmer. Meine Anspannung wuchs, als die Schritte auf der Treppe Darius ankündigten. Ich lauschte, sah zur Tür, legte mich zurecht für ihn. Ich wollte ihn, wollte Sex mit ihm, mich von ihm berühren lassen.
    Er stutzte einen Moment, als er ins Zimmer kam, hielt kurz im Schritt inne, bevor er grinste. »So hatte ich dich erwartet. Offen für alles, was jetzt kommt.« Darius hatte immer noch seine und meine Kleidung an. Er kam zum Bett, kniete sich darauf, meine Beine zwischen seinen, auch wenn sie sich nicht berührten. Dafür streichelte er meine Brust, glitt sachte mit den Fingerspitzen über meinen Körper.
    Ich bekam Gänsehaut, zitterte vor Anspannung, nicht vor Kälte.
    »Hast du Angst?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mach weiter.«
    Es war nur die Ahnung einer Berührung. Als müssten sich die zarten Härchen meiner Haut dieser erst entgegenstrecken, um sie zu spüren. Oder zog seine Hand die Härchen an wie ein Magnet? Ich lag auf dem Bett, Darius kniete über mir, und streichelte mich so, dass ich mich ausweiten wollte, wünschte, meine Haut würde sich dehnen, um mehr davon zu haben. Es war erregende, Hoffnung weckende Folter. Auch meinen Penis streichelte er auf diese Weise, packte ihn nicht, sondern glitt wie auf einem Luftpolster darüber. Nur der Windhauch der Bewegung steigerte die Lust.
    »Soll ich dir sagen, was du erzählst?«
    »Nein.« Er sollte einfach weiter machen. Alles andere war mir egal. Ich wollte die Augen geschlossen halten und den Strom der Worte genießen, den er mit seinen Händen aus mir saugte. Was die Worte erzählten, war mir egal. Es konnte nur Zauber sein. Wir schwiegen, nur die Häute tauschten sich aus, bis ich zum

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