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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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herangetreten. Contrario könnte die Kartons ausgemessen und angepasst haben. Es wäre eine typische Aufgabe für einen Gehilfen gewesen.«
    Jan erinnerte sich, im Atelier des Adlatus Kartons für Seidentapeten gesehen zu haben. Rabbi Löw hatte demnach recht mit seiner Vermutung.
    »Du sagst, er hat Julia in seiner Gewalt und Messer Arcimboldo sitzt im Turm der Teyn-Kirche?«
    Jan konnte nur nicken.
    »Nun, Contrario kann nicht überall sein«, fuhr der Rabbi fort. »Wenn er Julia hat entführen lassen, wird er sich vermutlich zuerst um sie kümmern. Messer Arcimboldo ist ja offenbar gut bewacht und die Bilder sind es auch. Über die Karlsbrücke kommt im Augenblick niemand, es sei denn, er nimmt den Kampf mit der Chimäre auf. Das lässt darauf schließen, dass Corntrario sich im Moment mehr für Julia als für die Bilder und Messer Arcimboldo interessiert. Das wäre deine Chance, mein Junge.«
    Erschrocken hob Jan den Kopf. »Meine Chance?« Ungläubig betrachtete er den Rabbi. »Wollt Ihr mir nicht helfen, als Erstes Julia zu befreien?«
    Rabbi Löw sah ihn ein wenig traurig an. »Lass dir eines gesagt sein, mein Junge. Ich kann dir raten, ich kann dir wie heute deine Verfolger vom Hals schaffen, wenn sie das Judenviertel betreten, allerdings kann ich hier nicht weg. Wenn ich außerhalb des Judenviertels aktiv eingreife, gefährde ich die Sicherheit meines Volkes. Und diese geht
vor.« Er zuckte mit den Schultern. »Dennoch will ich dich unterstützen, so gut ich es von hier aus kann.«
    Mürrisch drehte ihm Jan den Rücken zu. Was sollte er mit guten Ratschlägen, wo er tatkräftige Unterstützung benötigte? Hände, die zulangten, wenn es darum ging, Julia aus den Klauen dieses Irren zu befreien. Das war ihm wichtiger, als von Messer Arcimboldo zu erfahren, was mit seiner Mutter wirklich geschehen war.
    »Oh, manchmal können Ratschläge wertvoller sein als linkische Hände.« Der Rabbi lächelte, als er in Jans verblüffte Miene blickte. »Ja. Ich weiß, was du denkst. Nein. Ich kann deine Gedanken nicht lesen.«
    Er kam hinter seinem Tisch hervor. Dann kramte er in seinem weiten Umhang, den er bislang nicht abgelegt hatte, und zog etwas hervor, das einem Schlüssel nicht unähnlich war. Es hing an einem ledernen Band.
    »Den hätte ich gern wieder«, sagte er mit ernster Stimme. »Egal in welche Öffnung du diesen Weltenschlüssel steckst, es wird sich für dich immer eine Tür öffnen. Sei allerdings vorsichtig, mein Junge. Von den neun Schlüsseln, die einst von einem Schmied aus dem Norden erschaffen wurden, er nannte sich Wieland und kannte sich vor allem mit Waffen aus, ist dieser der Einzige, der sich noch in unserer Welt befindet. Alle anderen Schlüssel haben ihre Benutzer hinausgetragen in unbekannte Gefilde – und sie sind nie wiedergekehrt. Denk an das, was du tun willst, wenn du ihn verwendest. Wenn es einem guten Zweck dient, wird dich die Tür dorthin führen, wohin du willst, und auch wieder in diese Welt zurückbringen. Wenn du je aus einem anderen Grund eine Türe öffnen solltest, bedenke, dass du in deinem Leben nicht mehr zurückfinden wirst.« Rabbi Löw hängte Jan den Schlüssel um den Hals. »Und jetzt geh und verlier dich nicht.«

    »Aber«, stotterte Jan, »was soll ich denn tun?«
    Der Rabbi hob eine Augenbraue, legte den Kopf schief und seufzte. »Julia hätte es sicher gewusst: Zerstöre die Leinwände, auf denen die Chimären gemalt wurden, befreie Prag und den Kaiser von dieser Dämonenplage, hol Messer Arcimboldo aus dem Turm und vergiss nicht, Julia zu retten.« Der Rabbi lächelte. »Mehr ist nicht zu tun!«
    »Mehr ist nicht zu tun?«, wiederholte Jan tonlos. »Das ist mehr, als ein Mensch allein zu tun vermag.«
    Der Rabbi zwinkerte ihm zu. »Wer hat denn gesagt, dass du allein sein wirst?«
    »Aber Ihr … Ihr bleibt doch … hier in der Judenstadt …«
    »Ich ja. Ich kann dich nicht begleiten. Und jetzt geh, sonst verpasst du deine Mitstreiter.« Rabbi Löw schob Jan vor sich her durch die Stube und stieß ihn regelrecht aus seinem Haus.
    Damit hatte Jan nun wirklich nicht gerechnet. Wer um alles in der Welt sollte ihn denn begleiten?
     
    Julia schlug die Augen auf. Sie war nicht mehr allein. Das spürte sie sofort. Sie lag auf dem Bauch, roch das Heu der Matratze, roch Bitteres, fühlte das grobe Laken und wusste, wo sie sich befand: im Haus Messer Arcimboldos.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf – doch offenbar war niemand im Zimmer. Irritiert sah sie unter dem

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