Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
Vom Netzwerk:
und schief neben ihm hertrippelnden Adlatus, denn die beiden stritten miteinander, und Jan hatte keine Lust, zwischen die Fronten zu geraten. An der letzten Hausecke blieb er stehen und hoffte, sie würden eintreten. Weder
duckte er sich in den Schatten des Hauses noch suchte er hastig ein Versteck. Aus Erfahrung wusste er, wie man unsichtbar blieb. Man brauchte sich nur zu benehmen wie alle anderen Menschen auch. Dann geriet man aus dem Blick. Also setzte er sich auf die Bank vor dem schmalen Haus an der Ecke und lehnte sich zurück, als wollte er die Abendsonne genießen.
    In Wahrheit beobachtete er seinen Meister und Contrario. Arcimboldo hob einen Arm, als wollte er Contrario schlagen. Der zuckte zurück, doch dann zögerte sein Meister und ließ die Hand wieder sinken. Messer Arcimboldo schien keinen Schlüssel zu benötigen, er stand nur kurz mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor dem Eingang und plötzlich öffnete sich wie von Geisterhand die Tür. Contrario-Buntfinger folgte ihm, doch wurde er noch auf der Schwelle vom Zuruf einer alten Frau am Eintreten gehindert. Sie humpelte auf das Haus des Meisters zu, aufgeregt und völlig aufgelöst. Ihr Tuch, das sie um die Schultern gelegt hatte, war halb herabgerutscht und entblößte ein knöchernes Schlüsselbein und magere Schultern, über die sich eine welke Haut spannte.
    Contrario sah seinem Meister in den Flur hinein nach und wandte sich schließlich der Alten zu. Er trat erneut auf die Straße und hinter ihm schloss sich augenblicklich die Pforte.
    Mit schnellen Schritten ging Contrario der Frau entgegen, und Jan hätte erwartet, dass er bei ihr stehen bliebe und sich ihr Anliegen anhörte, stattdessen schien er sie nur im Vorübergehen etwas zu fragen, beschleunigte nach einer kurzen Antwort des Mütterchens sofort seinen Schritt und verschwand hinter der Biegung.
    Die Alte sah ihm nach, nickte mehrmals zufrieden mit dem Kopf, kehrte um und schlurfte gemächlich dahin zurück,
woher sie gekommen war. Einen Augenblick lang trafen sich ihre und seine Blicke und Jan erkannte die Alte. Es war die Frau, zu der er erstmals mit Contrario gekommen war und deren Mann so elend ausgesehen hatte, dass er geglaubt hatte, er liege im Sterben.
    Erst als die alte Frau ebenfalls hinter der Biegung der Straße entschwunden war, wagte sich Jan zum Haus. Er besaß keinen Schlüssel und musste wohl oder übel klopfen. Mit den Resten des Spannrahmens stieß er gegen die Tür, vernahm drinnen jedoch weder Schritte noch eine Aufforderung einzutreten. Selbst die Tür war von Nahem kaum mehr zu sehen, obwohl er sicher wusste, wie deutlich sich die Pforte eben noch und schon beim ersten Eintreten mit Contrario vom übrigen Gebäude abgehoben hatte.
    Endlich öffneten sich die beiden Türflügel.
    »Ach, du bist’s«, begrüßte ihn Messer Arcimboldo. »Und du hast die Reste meines Gemäldes in der Hand. Tüchtig, mein Junge. Sehr tüchtig.«
    Er ließ Jan ins Haus, versperrte ihm jedoch sogleich den Weg. Mit energischer Geste forderte Arcimboldo die Leinwand. Er riss sie Jan beinahe aus der Hand und betrachtete sich die Überreste mit äußerster Genauigkeit. Jan, der bislang kein Wort gesagt hatte, lehnte die Reste des Spannrahmens gegen die Mauer im Flur.
    »Ein tüchtiger Junge. Ich hab’s gewusst.« Kurz blickte Arcimboldo von der Leinwand auf und musterte Jan von oben bis unten. »Komm mit!«, sagte er nur und ging hoch ins Atelier. Jan wollte die Teile des Holzrahmens mitnehmen, doch die waren verschwunden. Dort wo sie eben noch gestanden hatten, befand sich das buchstäbliche Nichts. Jan wunderte sich ein weiteres Mal über dieses Haus und ein leiser Schauer glitt als Gänsehaut über seinen Rücken und die Arme entlang.

    Jan folgte Messer Arcimboldo die Treppe hinauf. Auf der vorletzten Stufe blieb er stehen, denn er befürchtete eine Teufelei, wie man sie mit Dienstboten gemeinhin anstellte, um sich ihrer Treue zu vergewissern. Doch der Maler begab sich nur zur Mitte seines Ateliers. Mit einem Seufzer der Erleichterung setzte er sich auf seinen Malstuhl und starrte aus dem Fenster.
    Der Raum mit seinen Staffeleien, den unfertigen und fertigen Bildern, dem Geruch nach Firnis, Pigmenten und Öl machte Jan unsicher.
    »Herr«, begann er zaghaft. »Ihr wünscht?« Er stand noch immer auf der vorletzten Treppenstufe.
    »Nichts wie rein ins Atelier, nichts wie her zu mir, Kerl!«
    Die letzte Stufe verursachte Jan körperliches Unbehagen. Es war, als müsse er sich

Weitere Kostenlose Bücher