Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
ab.
Ihre Knie fühlten sich wie Wackelpudding an, ihr Gehirn ebenso. Irgendetwas stimmte nicht. Stimmte ganz und gar nicht... aber sie hatte doch gar nichts getrunken. Sie war vorsichtig gewesen...
Nicht vorsichtig genug. Die erste Flasche Wasser, die er ihr gebracht hatte, war schon geöffnet.
Wie dumm, Claire. Dumm, dumm, dumm. Aber er hatte einen so... netten Eindruck gemacht.
»Das wollt ihr jetzt nicht wirklich tun«, sagte sie und wich zurück, als einer der Typen nach ihr griff. Es gab nicht viel Platz. Es war das Schlafzimmer von irgendjemandem, den meisten Platz nahmen ein Bett und eine Kommode mit halb offenen Schubladen ein. In einer Ecke stapelte sich schmutzige Wäsche. Oh Gott. Schlagartig dachte sie daran, dass Eve keine Ahnung hatte, wo sie steckte, sie hatte kein Handy, und selbst wenn sie schreien würde, würde sie wegen der Musik niemand hören. Oder sich Sorgen machen.
Sie erinnerte sich daran, was Eve an jenem schrecklichen Abend tat, als sich der Biker hereingedrängt hatte. Du brauchst eine Waffe. Yeah, aber Eve war älter und kräftiger, außerdem stand sie damals nicht unter Drogen...
Sie wäre beinahe über einen Baseballschläger gestolpert, der unter dem Bett hervorragte. Sie packte ihn und ging torkelnd und benommen in Schlagposition. »Rührt mich nicht an!«, sagte sie und schrie aus vollem Hals: »Eve! Eve! Ich brauche Hilfe!«
Sie schwang den Baseballschläger heftig in Richtung Ian, der auf sie zukam, dem Schlag jedoch mühelos auswich. Sie drehte den Schläger um und schlug mit dem Kolbenende nach ihm und dieses Mal konnte er sich nicht ducken. Sie schlug ihm geradewegs auf den Mund, er blutete und taumelte nach hinten.
»Du Schlampe!«, sagte er und spuckte Blut aus. »Das werde ich dir heimzahlen!«
»Mach langsam«, sagte der Idiot aus der Cafeteria, der mit verschränkten Armen an der Tür lehnte. »Du hast die ganze Dosis in die Flasche getan, oder? Und sie hat es ausgetrunken?«
Ian nickte. Er fischte eine Socke aus dem Wäschestapel und presste sie sich gegen Mund und Nase. Gut. Sie hoffte, dass die Socke schmutzig war. Dass sie nach Sportlerfüßen roch.
»Dann brauchen wir nur ein paar Minuten zu warten, das ist alles«, sagte der Idiot. »Die geht überhaupt nirgendwo mehr hin, außer ins Lala-Land.« Er gab seinen Kumpels High five. Ian stierte sie weiterhin an. Sie standen alle zwischen ihr und der Tür. Es gab zwar ein Fenster, aber sie waren im ersten Stock und sie war noch nicht mal sicher genug auf den Füßen, viel weniger konnte sie jetzt klettern. Claire packte den Schläger mit ihren schweißigen, betäubten Händen und sah Sternchen an den Rändern ihres Blickfelds. Alles sah verschwommen aus. Hitzewellen durchfluteten sie, danach fröstelte sie. Michael? War Michael hier? Nein, Michael konnte das Haus nicht verlassen...
Irgendwie rutschte sie in sitzende Position auf den Boden hinunter. Sie hatte noch immer den Schläger umklammert, aber sie war müde, sehr müde und ihr war übel und heiß...
Jemand rüttelte am Türknauf. Claire raffte alles, was sie noch an Kraft besaß, zusammen und schrie: »Hilfe! Hol Hilfe! Eve!«
Ian grinste Claire mit blutigen Zähnen an und sagte: »Da sucht nur jemand einen Platz zum Poppen. Keine Sorge, Baby. Wir tun dir nicht weh. Du würdest dich sowieso nicht mehr daran erinnern.«
Sie tat, als ginge es ihr schlechter, als es ihr tatsächlich ging (auch wenn es ihr, ehrlich gesagt, ziemlich mies ging). Sie murmelte vor sich hin und machte ihre Augenlider halb zu.
»Das war’s«, sagte der Cafeteria-Idiot. »Die ist hinüber. Schafft sie aufs Bett.«
Sie hatte so etwas noch nie zuvor gemacht, aber sie versuchte, sich vorzustellen, wie Eve mit dieser Situation umgegangen wäre. Sie ließ den Schläger ein wenig schwanken und dann herunterfallen, sodass er in ihrem Schoß lag, direkt an ihrem Bein, so als wäre er zu schwer zum Festhalten geworden (war er nicht, nur fast).
Und als sich Ian näherte, um sie zu packen, brachte sie den Schläger mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, nach oben. Sie versetzte ihm einen Schlag auf die Stelle, an der es am meisten wehtat, und Ian krümmte sich mit einem schrillen, atemlosen Schrei und sank in sich zusammen.
Claire zwang ihre Beine dazu, sie zu tragen, und rutschte wieder in stehende Position. Sie musste sich anlehnen und hatte Glück, in einer Ecke zu stehen, wo ihr die beiden rechtwinklig zueinanderstehenden Wände den Anschein verliehen, als würde sie nicht
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