Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
damit in die Handfläche. Sie blutete nicht wie ein normaler Mensch. Das Blut sickerte dicker und dunkler als normal heraus. Amelie hielt es an Michaels Lippen, presste es dagegen und schloss die Augen.
Eve schrie hinter ihren schützenden Händen auf, dann drehte sie sich blindlings um und stieß mit dem Gesicht gegen Claire. Claire umarmte sie fest, wobei sie zitterte.
Als Amelie ihre Hand zurückzog, war die Wunde geschlossen und es war kein Blut auf Michaels Lippen. Er schloss die Augen, schluckte und keuchte. Nach einigen langen Momenten nickte Amelie Sam zu, der ihn losließ und zurücktrat. Michael rollte sich langsam auf die Seite und schaute in Claires erschrockene Augen.
Seine Augen . Sie hatten noch dieselbe Farbe... und doch nicht dieselbe Farbe. Michael leckte sich die blassen Lippen ab und sie bemerkte das helle Aufblitzen von Schlangenzähnen in seinem Mund.
Sie schauderte.
»Siehe«, sagte Amelie leise, »der Jüngste unserer Art. Von diesem Tag an, Michael Glass, bist du einer der Ewigen der Großen Stadt und alles wird dir gehören. Steh auf. Nimm deinen Platz unter den Deinen ein.«
»Yeah«, sagte Sam. »Herzlich willkommen in der Hölle.«
Michael kam auf die Füße. Keiner von ihnen half ihm auf. »Das war’s?«, fragte Michael. Seine Stimme klang seltsam. Sie kam tief aus seiner Kehle, tiefer, als Claire sie in Erinnerung hatte. Ein leichter Schauder lief ihr über den Rücken. »Ist es erledigt?«
»Ja«, sagte Amelie. »Es ist vollbracht.«
Michael ging zur Tür. Er musste unterwegs anhalten und sich gegen die Wand stützen, aber er wirkte von Sekunde zu Sekunde stärker. Stärker, als Claire eigentlich lieb war.
»Michael«, sagte Amelie. »Vampire können getötet werden und viele kennen die Methoden. Wenn du nachlässig wirst, wirst du sterben, ganz gleich, wie viele Gesetze es in Morganville gibt, die uns vor unseren Feinden schützen.« Amelie warf den beiden Mädchen, die in der Ecke standen, einen Blick zu. »Vampire können nicht unter Menschen leben. Es ist zu schwierig, zu verlockend. Verstehst du? Sie müssen dein Haus verlassen. Du brauchst Zeit herauszufinden, was du bist.«
Michael schaute Eve und Claire an – eher Claire als Eve, als könne er es noch nicht wirklich aushalten, sie anzuschauen. Er sah jetzt eher wie er selbst aus, mehr unter Kontrolle. Abgesehen von der blassen Haut hätte man ihn fast für normal halten können.
»Nein«, sagte er. »Das ist ihr Zuhause und mein Zuhause und Shanes Zuhause. Wir sind eine Familie. Ich gebe das nicht auf.«
»Weißt du, weshalb ich dich aufgehalten habe?«, fragte Amelie. »Warum ich Sam befohlen habe, dich aufzuhalten? Weil man deinen Instinkten nicht trauen kann, Michael. Noch nicht. Du kannst dich nicht um sie kümmern, weil sie durch die Gefühle, die du für sie empfindest, verletzt werden. Verstehst du? Hast du dich diesen beiden Mädchen nicht mit dem Vorsatz genähert, Blut zu saugen?«
Seine Augen wurden groß und auf einmal sehr dunkel. »Nein.«
»Denk nach.«
»Nein.«
»Doch«, sagte Sam hinter ihm ruhig. »Ich weiß es, Michael. Ich war auch in dieser Situation. Und niemand war da, um mich aufzuhalten.«
Michael versuchte nicht noch einmal, es zu leugnen. Er schaute Eve jetzt direkt an und in seinen Augen erwachte eine so schreckliche Angst, dass es schmerzte, es mit anzusehen.
»Es wird nicht wieder vorkommen.«
Eve hatte lange Zeit kein Wort gesagt, deshalb war es ein wenig erschreckend, dass sie jetzt so ruhig reagierte, so...normal: »Ich kenne Michael. Er hätte das nicht getan, wenn er einen von uns dabei verletzen würde. Eher würde er selbst sterben.«
»Er ist gestorben«, sagte Amelie. »Der menschliche Teil von ihm ist tot. Was übrig geblieben ist, gehört mir.« Man hörte ein wenig Bedauern in ihrer Stimme, was Claire nicht besonders überraschte; sie hatte es in Amelies unendlich müden Augen gesehen, als sie ihr aufgeholfen hatte. »Komm, Michael. Du musst etwas essen. Ich zeige dir, wohin du gehen musst.«
»Einen Moment«, sagte er. »Bitte.« Und er entfernte sich von ihr und streckte Eve die Hand hin.
Amelie holte Luft, um etwas zu sagen – vermutlich Nein , aber sie blieb stumm. Sam sagte auch nichts, aber er wandte sich um, ging weg und streifte ziellos durchs Zimmer. Claire ließ Eve nur widerwillig los und Eve ging direkt zu Michael, ohne auch nur ein bisschen zu zögern.
Er nahm ihre beiden Hände in seine.
»Es tut mir leid. Es gab keine andere Lösung.« Michael
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