Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
Badewanne und ließ das Wasser auf sich herunterprasseln. Es gab nicht genug Seife auf der Welt, wirklich, aber sie schrubbte sich heftig ab. Sie schrubbte, bis ihre Haut brannte.
Sie erstarrte, als es an der Badezimmertür klopfte. »Claire? Ich bin’s, Eve. Alles okay?«
»Ja«, sagte sie. »Alles okay.« Ihre Stimme klang schwach und zäh.
Eve musste sie beim Wort genommen haben, denn sie ging weg. Claire wünschte sich irgendwie, sie wäre nicht weggegangen. Sie brauchte jemanden, den sie fragen konnte. Sie brauchte jemanden, der für sie da war. Ich wäre fast...
Das Schlimmste daran war, dass sie keine Monster waren, diese Typen. Wahrscheinlich waren sie eigentlich die meiste Zeit okay. Wie war das überhaupt möglich? Wie konnten Menschen gleichzeitig gut und böse sein? Gut war gut, böse war böse – man musste dazwischen eine Trennlinie ziehen, oder? Wie bei den Vampiren?, flüsterte ein Teil von ihr. Wo steht dann Amelie? Wo Sam? Sam hat dir das Leben gerettet. Auf welcher Seite der Linie steht er für dich?
Sie wusste es nicht. Und sie wollte auch nicht mehr darüber nachdenken. Claire saß unter dem prasselnden harten Regen des heißen Wassers und ließ für eine Weile alles los, bis nur noch kaltes Wasser kam und sie sich daran erinnerte, dass Eve wahrscheinlich auch duschen wollte. Mist. Sie sprang auf, drehte die Wasserhähne zu und trocknete sich ab. Dann bemerkte sie, dass sie keine anderen Klamotten mitgebracht hatte, und wickelte sich für den kurzen Weg zu ihrem Zimmer in ihr Handtuch.
Als sie die Badezimmertür öffnete, stand Michael davor. Er schaute auf, sah, dass sie nicht angezogen war, und war kurz im Konflikt mit sich.
Er löste ihn, indem er sich umdrehte. »Geh dir was anziehen«, sagte er. »Dann muss ich dich sprechen.«
»Wie spät ist es?«, fragte sie. Er antwortete nicht und sie fühlte, wie sich Übelkeit ihres Magens bemächtigte. »Michael? Wie spät ist es?«
»Zieh dich einfach an«, sagte er. »Und komm runter.«
Sie rannte in ihr Zimmer, ließ das Handtuch fallen und griff nach ihrem kleinen Reisewecker.
Es war vier Uhr morgens. Nur noch wenige Stunden bis zur Dämmerung. »Nein«, flüsterte sie. »Nein...«Sie hatte Stunden geschlafen.
Keine Zeit zu verlieren, also. Claire zog Unterwäsche, Jeans und ein T-Shirt an, griff nach ihren Schuhen und Socken und eilte zur Treppe.
Sie hielt auf der ersten Stufe inne, als sie Amelies Stimme hörte. Amelie? Hier im Haus? Warum? Sam hatte sie eigentlich erwartet – nicht dass Michael Vampire mochte, aber hey, er gehörte zur Familie, oder? Und außerdem schien Sam okay zu sein. Und tatsächlich entdeckte sie Sams kupferfarbenes Haar, als sie eine weitere Stufe hinunterging; er stand mit verschränkten Armen hinten in der Ecke bei der Küche.
Amelie und Michael standen in der Mitte des Zimmers. »Hey!« Beim Klang von Eves Stimme, die von hinten kam, zuckte sie zusammen. Claire drehte sich um und sah, dass Eve in einem dicken schwarzen Bademantel und mit einem Armvoll Kleider dort stand. »Ich gehe duschen. Sag ihnen, ich bin gleich da, okay?«
Eve sah erschöpft aus, ihr Make-up hatte sich beim Schwitzen aufgelöst oder war verschmiert. Claire dachte schuldbewusst daran, dass sie das ganze heiße Wasser aufgebraucht hatte. »Okay«, sagte sie und ging eine weitere Stufe zum Wohnzimmer hinunter. Eves Schritte knarrten hinter ihr und die Badezimmertür fiel zu. Das Wasser ging an.
Claire hörte, wie Amelie sagte: »... kann es nicht rückgängig machen. Verstehst du? Wenn du diese Entscheidung getroffen hast, ist es getan. Es gibt keinen Weg zurück.«
Das klang nicht gut. Nein, das klang ganz und gar nicht gut. Claire fühlte sich noch immer zittrig und krank, als hätte sie auf der Party zwei Liter von der roten Bowle getrunken, und sie fühlte sich nicht in der Lage, Amelie noch einmal unter die Augen zu treten. Sie hatte sich heute schon mehr gegruselt, als sie vertragen konnte. Vielleicht sollte sie einfach auf Eve warten...
»Verstehe«, sagte Michael. »Aber es steht nicht mehr viel zur Wahl. Ich kann so nicht leben, eingesperrt in diesem Haus. Ich muss hier raus. Ich kann Shane nicht helfen, wenn ich hier feststecke.«
»Es kann sein, dass du Shane überhaupt nicht helfen kannst«, sagte Amelie kühl. »Ich würde eine solche Entscheidung nicht auf die Liebe zu einem Freund stützen. Es könnte sich als schlecht für euch beide herausstellen.«
»Leben bedeutet Risiko, nicht wahr? Also muss ich es
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