Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
Entscheidung gewesen sein, die du treffen musst«, sagte er. »Die Entscheidungen, die du ab jetzt triffst, werden zeigen, ob du das Richtige getan hast oder nicht.« Er stand auf, er war blass und stark und im Licht von Claires Taschenlampe sah er so großartig aus wie ein Engel. »Und hör auf, mich anzulügen. Das solltest du schon geschickter anstellen.«
»Ich... was?«
»Du sagtest, dass dich Amelie nur zusätzlich lernen lässt«, sagte er grimmig. »Und ich weiß, wann du lügst. Nein, ich werde jetzt nicht danach fragen, weil ich weiß, dass du dich davor fürchtest, aber denk daran, dass Vampire das merken, verstanden?«
Er öffnete die Tür und bückte sich, um durchzugehen. Claire starrte ihm mit offenem Mund nach, aber als sie hinausgestolpert war und die Taschenlampe ausgeknipst hatte, war Michael bereits aus der Speisekammer verschwunden. Bis sie nachkam, saß er tatsächlich schon auf der Couch und Eve hatte sich, den Kopf auf seine Brust gelegt, neben ihm eingerollt. Sie schauten sich etwas im Fernsehen an und Eves Blick folgte Claire, als sie schnell an ihnen vorbeihuschte und eine Entschuldigung murmelte.
An der Treppe hielt sie an und schaute zu ihnen zurück. Zwei Leute, die ihr am Herzen lagen, in einem gemeinsamen Augenblick der Wärme und des Glücks.
Michael war ein Vampir, und das bedeutete, dass Michael sterben würde. Wie Myrnin. Er würde leiden und seinen Verstand verlieren und Leute verletzen.
Er könnte sogar Eve verletzen, ganz gleich, wie sehr er sie liebte.
In ihren Augen brannten Tränen und plötzlich blieb ihr die Luft weg. Als es nur ein abstraktes Problem war – Morganville minus Vampire gleich Sicherheit –, war das eine Sache, aber jetzt war das Problem nicht mehr abstrakt. Es ging um Leute, die sie kannte, mochte, sogar sehr gern mochte. Oliver würde sie keine Träne nachweinen, aber wie konnte ihr Michael gleichgültig sein? Oder Sam? Oder selbst Amelie?
Claire nahm ihre Büchertasche und ging nach oben.
Shanes Tür war zu. Sie klopfte an. Einen langen Augenblick lang reagierte er nicht, dann sagte er: »Wenn ich dich ignoriere, gehst du dann weg?«
»Nein«, sagte sie.
»Dann kannst du ja genauso gut reinkommen.«
Er hatte sich auf das Bett geworfen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte die Decke an. Als sie hereinkam und die Tür hinter sich schloss, schaute er sie nicht an.
»So wird es also laufen?«, fragte sie. »Ich mache etwas Dummes, zum Beispiel spät nach Hause kommen, du wirst wütend und rennst weg. Ich komme zu dir, entschuldige mich und mache alles wieder gut?«
Shane schaute sie überrascht an, dann sagte er: »Na ja, irgendwie funktioniert das so bei mir, ja.«
Claire dachte an Michael, daran, dass er sie plötzlich wie eine Erwachsene behandelte. Sie setzte sich neben Shane auf das Bett und starrte ein paar Sekunden lang den Fußboden an, bis sie den Mut aufbrachte, den Ärmel zurückzuschieben und das Armband zu enthüllen.
Shane gab keinen Laut von sich. Er setzte sich langsam auf, wobei er auf das schimmernde goldene Band mit dem Symbol der Gründerin stierte.
»Wir müssen reden«, sagte sie. Sie fühlte sich elend und verängstigt, aber sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Die einzige andere Möglichkeit wäre gewesen zu lügen, aber sie konnte nicht immer weiterlügen. Michael hatte recht.
Shane hätte alles tun können – wegrennen, sie aus dem Zimmer werfen. Er hätte sie sogar schlagen können.
Stattdessen nahm er ihre Hand in seine, senkte den Kopf und sagte: »Erzähl es mir.«
***
Eve war nicht so verständnisvoll. »Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?« Sie packte den nächstbesten Gegenstand, um ihn zu werfen – zufällig war es der Controller der Playstation und Shane nahm ihn ihr rasch und vorsichtig aus der Hand. Claire dachte, dass er sich wahrscheinlich nicht so schnell bewegt hätte, wenn sich Eve – sagen wir mal, ein Buch geschnappt hätte.
»Lasst uns wie Erwachsene damit umgehen«, sagte Michael. Sie waren wieder unten, alle zusammen, auch wenn Shane und Michael noch immer unterschiedlicher Meinung waren. Es war schon spät – fast elf – und Claire spürte die Anstrengung eines sehr langen, harten Tages. Sie gähnte, woraufhin ihr Eve einen total verärgerten Blick zuwarf.
»Oh, tut mir leid, musst du ins Bett? Michael, wie zum Teufel sollen wir wie Erwachsene damit umgehen, wenn eine von uns nicht erwachsen ist?« Eve deutete mit zitterndem Finger auf sie. »Du bist
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