Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
Aufschrieben zu Gekritzel degenerierten und am Ende auch manchmal zu Schwachsinn.
Ein Teil von ihr fragte sich noch immer, ob sie nicht einfach untätig zusehen und es geschehen lassen sollte, aber Myrnin...was er wusste, was er vollbracht hatte – und niemals zuvor hatte sie so viel gelernt, niemals, von niemandem.
Vielleicht ein bisschen. Vielleicht könnte ich ihm nur ein kleines bisschen helfen.
Die Wirkung der Kristalle ließ jetzt nach und Claire fühlte sich schrecklich müde. Ihre Muskeln schmerzten gleichmäßig, ein fiebriges Pochen, das ihr mitteilte, dass dieses Zeug nicht gerade gut für den menschlichen Körper war. Sie konnte spüren, wie jeder Herzschlag durch ihren Kopf hämmerte, und alles sah so dunkel aus. So... verwirrend.
Sie fühlte einen Luftzug an ihrer Wange und sie wandte sich zur Treppe um. Michael kam die Treppe herunter, wobei er sich schneller bewegte, als sie je gesehen hatte. Als er sie bei Myrnin sitzen sah, hielt er rasch an.
»Er sollte eigentlich...«
»...in einen Käfig eingesperrt sein? Ja, ich weiß.« Claire wusste, dass sie verbittert klang, aber es war ihr egal. »Er ist krank, Michael. Er ist kein Tier. Außerdem bricht er sowieso aus, wenn man ihn einsperrt.«
Michael sah plötzlich sehr jung aus, obwohl er älter als sie war. Und obendrein ein Vampir. »Claire, steh auf und komm zu mir. Bitte.«
»Warum? Er wird mir nichts tun.«
»Er kann nichts für das, was er tut. Hör mal, Sam hat mir erzählt, wie viele Leute er umgebracht hat...«
»Er ist ein Vamp, Michael. Natürlich hat er...«
»Wie viele er in den letzten zwei Jahren umgebracht hat. Mehr als alle anderen Vampire in Morganville zusammen. Du bist hier nicht sicher. Steh jetzt auf und komm zu mir herüber.«
»Er hat recht«, sagte Myrnin. Claire konnte erkennen, dass er sich verlor, aber er klammerte sich verzweifelt daran, der Mann zu sein, der er in der vergangenen Stunde gewesen war. Der sanfte, lustige, süße Typ, der aufgeregt und leidenschaftlich darauf brannte, ihr seine Welt zu zeigen. »Zeit für dich zu gehen.« Er lächelte und zeigte seine Zähne – nicht seine Vampirzähne. Ein sehr menschlicher Gesichtsausdruck. »Ich komme gut allein zurecht, Claire, zumindest ist kaum jemand da, dem ich etwas antun könnte. Amelie wird jemanden schicken, der sich um mich kümmert. Und normalerweise komme ich hier nicht heraus, wenn ich – alles vergesse. Es ist zu schwierig für mich, die Schlüssel zu finden, und wenn ich sie doch finde, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie man sie benutzt. Aber wie man tötet, vergesse ich nie. Dein Freund hat recht. Du solltest jetzt gehen, bitte. Sofort. Mach mit deinen Studien weiter.«
Es war dumm, aber sie hasste es, ihn so zurückzulassen, wenn all das Licht in seinen Augen erlosch und die Wolken der Furcht und der Verwirrung aufzogen.
Sie hatte es nicht vor – es passierte einfach.
Sie umarmte ihn.
Es war, als würde man einen Baum umarmen. Er war so überrascht, dass er sich steif wie ein Holzblock machte. Sie hatte ja keine Ahnung, wie lang es her war, dass ihn jemand auf diese Weise berührt hatte. Einen Moment lang widerstand er, dann legte er seine Arme um sie und sie fühlte, wie er einen tiefen Seufzer ausstieß. Es war zwar keine richtige Umarmung, nicht wirklich, aber so nah dran, wie er je an eine Umarmung kommen würde.
»Flieg davon, kleiner Vogel«, flüsterte er. »Beeil dich.«
Sie wich zurück. Seine Augen waren wieder seltsam und sie wusste, dass ihnen die Zeit davonlief. Eines Tages wird er nicht mehr zurückkommen, sondern immer das Biest bleiben.
Michael war an ihrer Seite. Sie hatte nicht gehört, wie er den Raum durchquert hatte, aber seine Hand schloss sich um ihre und sein Gesicht spiegelte ehrliches Mitgefühl wider. Nicht für Myrnin. Für sie.
»Du hast ihn gehört«, sagte Michael. »Beeil dich.«
Sie stieß gegen den Tisch und das Gläschen mit den roten Kristallen schwankte ein wenig und wäre fast umgefallen. Sie packte es und stellte es wieder gerade hin, dann dachte sie: Was, wenn er es verliert? Er verliert dauernd irgendwas.
Sie würde es nur verwahren, das war alles. Es half ihm, nicht wahr? Deshalb sollte sie dafür sorgen, dass er es nicht umkippte oder wegwarf oder so.
Sie ließ es in ihre Tasche gleiten. Sie glaubte nicht, dass Myrnin es gesehen hatte, und sie war sich sicher, dass Michael nichts bemerkt hatte. Claire fühlte Hitze in sich aufsteigen – war es Scham? Verlegenheit? Aufregung?
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