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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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desto lieber wollte ich ins Riverboat gehen.
    Als ich später im Bett lag, hörte ich das Telefon klingeln. Ich schaute auf die Uhr. Halb drei. Vielleicht Steffen? Solch ein dreistes Verhalten passte eigentlich nicht zu ihm. Ich hievte mich aus dem Bett, stolperte über den Flur und halb über die Boat People . »Hallo?« Am anderen Ende der Leitung war es still. »We r … wer ist da bitte?«, fragte ich ängstlich.
    »Is t … ist dein Vater da?« Schon wieder so ein Verehrer von Klaus; davon gab es im Kunstbetrieb viele. »Ich würde so gern deinen Vater spreche n …«
    »Tut mir leid, der is t … in Patagonien«, sagte ich so dahin.
    »Ac h … tatsächlich? Das ist ja toll. Ist das diese Geschichte, die über das Museo de Arte Contemporáneo de Santiago de Chile läuft?«
    Schnell legte ich auf.
    Am nächsten Abend ging ich um acht zu Fiona. »Wo treffen wir Sonja?«, fragte ich.
    »Vorm Riverboat , um zehn, haben wir ausgemacht.« Wir tranken noch einen Jasmintee, dann brachen wir zum Riverboat am Fehrbelliner Platz auf. Da kam schon Sonja, wie üblich in Jeans und Turnschuhen. Die anderen aus der Klasse meinten, sie sähe wie ein Junge aus, und luden sie auch nie zu ihren Partys ein. Sonja machte bei Schwimmwettkämpfen mit und hatte ein Zimmer voller Pokale, am Wochenende ritt si e – ihre Eltern hatten einen Reitstall in Lübars. Aber damit konnte sie bei unseren Klassenkameraden keinen Eindruck machen. Sonja galt als Außenseiterin. Würden Melanie oder Larissa reiten, wäre das natürlich etwas anderes.
    Vor der Kasse des Riverboat stand ein Türsteher in Armeehosen und schwarzer, glänzender Jacke. Er warf uns abschätzige Blicke zu, als wir ihn anschauten. Aber wir wurden hineingelassen, niemand interessierte sich für unser Alter, nur dafür, dass wir zahlten.
    Innen sah es aus wie in einem Boot, mit Bullaugen und einer »Reling«. Wir bestaunten alles um uns herum. Ich war noch nie in einer richtigen Disko gewesen. Ein Typ begaffte Fiona von Kopf bis Fuß und fing an zu lachen. Dann fing er an, Hare Krishna zu singen. Fiona sah verlegen weg und hastete woandershin. Ich starrte auf die tanzenden Menschen. Die meisten sahen älter aus als wir. Vor uns tanzte eine Frau in silbernen Hot Pants und kniehohen roten Lackstiefeln. Culture Clubs Do you really want to hurt me? Lief gerade, und ich hatte Lust zu tanzen, aber ich traute mich nicht und blieb vor meinem Bullauge stehen. Sonja kam mit unseren Colas zurück. Ich trank langsam, damit ich etwas zu tun hatte. Dann entdeckte ich Larissa und Melanie, sie tanzten vor einer der riesigen Boxen. Ich erkannte auch Rolf und einen Jungen aus unserer Nachbarklasse, mit dem ich Melanie in letzter Zeit oft zusammen gesehen hatte. Er küsste Melanie auf den Nacken, dann tanzten sie in dieser Position weiter, er hinter ihr, seinen Körper an ihrem reibend. Ich schaute mir einen Mann mit Glatze an, der einem anderen Mann die Arme um die Taille legte. Jetzt wurde Limahl gespielt, und alle tobten wie verrückt los. Melanie hatte ein schwarzes Netzshirt an, darunter einen orangefarbenen BH . Sonja und ich warfen uns einen abfälligen Blick zu. Nach Limahl wurde es ruhiger auf der Tanzfläche. Man konnte sich jedoch bei der Lautstärke kaum unterhalten. Schließlich schob ich mich zur Bar, um noch eine Runde Cola zu holen. Vielleicht war ich einfach zu klein: Der Barmann ließ mich eine Viertelstunde warten, und zwei tätowierte Typen mit Schnauzbärten, die erst viel später gekommen waren, wurden vor mir bedient. Während ich herumstand, stellte ich mir vor, auf einem Motorrad über die Carretera Austral nach Feuerland zu fahren. Der Hauser fährt vor mir. Ich sitze nicht wie ein Mäuschen hinten bei ihm, sondern habe mein eigenes Motorrad. Der Weg schlängelt sich entlang der zerklüfteten Meeresküste, an Seen, Flüssen und Wasserfällen vorbei. Wir übernachten im Pionierdorf Puyuhuapi, wandern tagelang durch den dicht bewachsenen subarktischen Urwal d …
    »Wat willste?«, wurde ich angeherrscht. Dem Barkeeper fiel es nicht schwer, sich bei der Lautstärke Gehör zu verschaffen.
    »Dre i … Cola.«
    Als ich endlich mit unseren Gläsern zurücklief, tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Es war Melanie. »Was macht’n ihr hier?«
    »Doofe Leute beobachten«, sagte ich. Fiona und Sonja guckten nur schüchtern, Melanie schnitt eine Grimasse und wandte sich ab. Rolf und Larissa saßen eng umschlungen auf einer Couch. Ich hatte gedacht, wenn ich in eine Disko

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