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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Erstaunen von Isa und Fiona einen Eilschritt an den Tag. Fiona trug eine kleine bunte Mütze mit Ohrenklappen, die warm aussah und ihr sehr gut stand.
    »Warst du mit deiner Mutter auf dem Südamerikabasar?«, wollte ich wissen.
    »Nein, mit dem Ekel!«
    Die Apotheke hatte noch nicht geöffnet, aber Herr Adán rückte schon Preisschilder vor den bunten Weleda-Auslagen im Schaufenster zurecht. Er lächelte mir zu und winkte. Ich winkte zurück und lief weiter. Sein Lächeln ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
    Auf einmal wurde es warm um meine Oberschenkel: Der Glitzervorhang der Peepshow ballte sich auf, heiße Luft drang an meine Beine. Unwillkürlich blieb ich stehen, reckte die steifgefrorenen Glieder. Dann sah ich, wie Herr Kanz seinen Kopf aus dem Plastikvorhang schob. Er hielt dabei geschickt seinen schwarzen Schlapphut fest. Routiniert wirkte das. Vorsichtig guckte er sich noch einmal um, dann huschte er auf die Straße.
    »Ist der nicht von morgens bis abends mit seinen Riesenbrüsten beschäftigt?«, flüsterte Fiona. Wir kicherten.
    Herr Kanz zupfte an Mantel und Schal herum, tat so, als ob er uns nicht sähe. Mir fiel auf, dass auf seinem Schlapphut neben dem obligatorischen roten Stern ein kleiner grüner Igel prangte.
    Auf der Treppe zu unserem Klassenzimmer begegnete uns Rolf, der Freund von Larissa, der auch in unserer Klasse war. Er trat näher und studierte das Revers meiner Jeansjacke, das unter dem Parka hervorlugte.
    »Du Gripsbold«, sagte er schließlich und tippte an meine Grips -Anstecknadel mit dem kleinen Kobold. Dann lehnte er den Kopf zurück und fragte: »Gehst du noch in diesen Hippieladen, wo immer nur essgestörte Kinder, Mongos oder Türken auf die Bühne kommen? Und alle wollen Popstar sein, obwohl sie nur Mülli-Milli oder so sind?«
    Wie kann man nur so doof sein, dachte ich und antwortete nicht sofort. Im Weggehen rief ich jedoch über die Schulter: »Wie kann man nur so ein reaktionärer, rassistischer, geistig zurückgebliebener, absolut dämlicher Oberhorst sein!« »Reaktionär« und »rassistisch« waren zwei Adjektive aus Klaus’ und Wiebkes Wortschatz, die in anderer Form so etwas bedeuteten wie »Sechs, setzen!«
    Rolf drehte sich zu mir um und starrte mich an. Fiona griff meinen Arm und guckte ängstlich. Isa legt eine Hand auf meine Schulter. »Jule, das bringt’s doch nicht! Wo keine Gehirnzellen sind, kann auch nüscht kognitiv verarbeitet werden!« Das hatte sie bestimmt von ihrem Vater. Rolf fiel dazu nichts ein, er drehte sich langsam um und ging die Treppe hoch. Isa lachte schon wieder. Sie regte sich nie so auf wie ich. Schon hakte sie sich bei mir ein.
    »Wie könnte das Grips gut sein, wenn jemand wie Rolf es gut fände? Das wäre ein Widerspruch in sich. Hätte Rolf anders reagiert, müsstest du ernsthaft am Grips zweifeln. Übrigens: Zurzeit läuft im Grips Eine linke Geschichte , hast du Lust?«
    Wir beschlossen, bei unserem nächsten Grips -Besuch ein Poster mit dem Kobold, der aus der Kiste lugt, zu kaufen und es dann, bevor die anderen kamen, früh morgens in unserem Klassenzimmer aufzuhängen. Am besten hinten neben der Gruppe, in der Rolf saß.
    Später, auf dem Weg von der Schule nach Hause, fiel mir ein, dass ich Ohropax kaufen wollte. In letzter Zeit ratterte es oft in meinem Kopf. Klaus’ alte Schreibmaschine war wieder besonders laut gewesen. Ich trat auf die weiche Matte vor der Apotheke, die übliche Melodie mit der absteigenden Tonfolge erklang. Sofort sah ich Herrn Adán heraneilen. Dieses Lächeln. Eigentlich sah er gut aus. Nur fand ich Schnauzbärte nicht mehr sehr modern. Herr Adán hatte Augen, die unheimlich groß wirkten, weil die Farbe der Iris mit der Pupille identisch war. Sein Blick ruhte auf mir. »Kommen Sie doch herein!«
    Wie erwachsen er mit mir sprach. Herr Adán duzte mich nicht einfach. Die Südländer haben Respekt vor den Frauen, hatte Isa mal behauptet. Prompt gab ich mir Mühe, erwachsen zu wirken. Ich streckte meinen kaum vorhandenen Busen heraus und lief hoch erhobenen Hauptes in die Apotheke.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ic h … ich«, im ersten Moment war ich so verwirrt, dass ich nicht mehr wusste, was ich wollte. I’m so tired, I haven’t slept a wink, I’m so tired, my mind is on the blink . »Ic h … ich hätte gern einmal Ohropax.«
    »Selbstverständlich.« Herr Adán verschwand. Ich schaute ihm hinterher, wie er in seinen weißen Hosen mit athletischen Schritten den Flur entlangeilte, und dachte,

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