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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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piefigen Kamm verlegte. Sie konnte ihn nie finden. Sie hatte sehr schlechte Augen. Aus Eitelkeit trug sie aber keine Brille. Lenia schnippelte an mir rum. Sie fragte nie, welchen Haarschnitt ich mir denn wünschte. Sie konnte eh nur Männerfrisuren schneiden. Abschließend kämmte sie mir einen Seitenscheitel, guckte sich ihr Werk an und stellte zufrieden fest: Was bist du mir für ein hübscher Lolek . Ich stand schnell auf und ging ins Schlafzimmer der Großeltern, wo sich ein dreiteiliger Spiegelschrank befand. Ich betrachtete mich von allen Seiten. Ich sah aus wie ein Junge. Ich war total unglücklich mit diesen kurzen Haaren. Ich hasste meinen Vater. Ich unterdrückte das Weinen, weil ich nicht allein war. Maciek hing hier auf seiner Schlafliege ab. Er war sechs Jahre älter als ich und so was wie mein großer Bruder. Ich schaute mit ihm gemeinsam die Sendung Zrób to sam , in der Adam Słodowy vorführte, wie man Spielzeuge selber bastelte. Maciek half mir, Słodowys Vorschläge nachzubasteln. Allerdings musste ich für ihn dafür was tun. Maciek befand sich in der Pubertät. Ich war das Objekt seiner Begierde. Es war ihm auch egal, ob ich lange oder verdammt kurze Haare hatte. Er bot mir an, mir sein Fahrrad zu leihen. Er wusste, dass mich in diesem Moment einzig das Radfahren trösten konnte. Er hatte mir auch das Radfahren beigebracht. Er sagte: Komm mit in den Keller und gingaus dem Zimmer. Im Keller zog er unter einem Kartoffelsack ein Pornoheft hervor, schlug es irgendwo auf, glotzte rein, öffnete seinen Hosenschlitz, drückte meine Hand auf seinen steifen Penis und bewegte sie rauf und runter.
    Auch meine Mutter trug kurze Haare. Ihr standen sie aber. Das passte meinem Vater nicht. Er war wahnsinnig eifersüchtig, was sie betraf. Deswegen schlug er ihr hübsches Gesicht wund und blau. Familienfeiern, auf denen männliche Gäste eingeladen waren, endeten grundsätzlich damit, dass mein Vater meine Mutter verprügelte. Er beschuldigte sie, mit anderen Männern getanzt und geflirtet zu haben. Als ich zwei Jahre alt war, haute mir mein Vater ebenfalls zum ersten Mal mitten ins Gesicht. Es war einer der seltenen Tage, an dem meine Mutter nicht zur Arbeit gehen musste. Sie brachte mich nicht zur Krippe, und wir genossen das Beisammensein zu Hause, ohne den Störenfried, meinen Vater. Am Nachmittag kam eine Freundin meiner Mutter zu Besuch. Die Damen tranken Wein und rauchten Zigaretten an dem runden Wohnzimmertisch. Ich saß darunter und spielte die ganze Zeit neben den Beinen meiner Mutter. Ich war sehr glücklich in dem Moment. Ich wünschte mir, dass meine Mutter öfters zu Hause bleiben und mit Freundinnen plaudern würde. Nach zwei Stunden ging die Freundin heim. Meine Mutter räumte die Gläser auf, entsorgte die Weinflasche, entleerte und reinigte den Aschenbecher. Sie lüftete das Wohnzimmer, damit der Zigarettenrauch sich verzog. Sie warf den Weinkorken zu den Zeitungen hinter dem Kachelofen. Sie bat mich, ich solle von dem Besuch meinem Vater nichts erzählen.
    Mein Vater kam nach Hause. Er roch sofort, dass im Wohnzimmer geraucht worden war. Er wollte wissen, wer zu Besuch gewesen sei. Meine Mutter sagte: Niemand . Er glaubte ihr nicht. Er kramte hinter dem Kachelofen Zeitungen hervor. Er wollte heizen. Dabei fiel der Korken auf den Boden. Er nahm den Korken in die Hand. Er stellte fest, dass der noch feucht war. Er näherte sich meiner Mutter. Er hielt ihr den Korken vor die Nase. Er brüllte sie an: Hier war jemand, verdammt ! Sie sagte ruhig: Nein. Er ohrfeigte sie heftig. Sie schrie heulend: Du Schwein! Mein Vater bückte sich und zerrte mich unter dem Tisch hervor. Er fasste mich heftig am Arm und redete wütend auf mich ein: Du sagst mir sofort, wer hier war ! Ich antwortete nicht. Ich hatte totale Angst. Tränen kamen mir in die Augen. Er drückte noch fester meinen Arm zusammen, hielt sein nach Alkohol riechendes Gesicht vor meins und dröhnte mir ins Ohr: Wer war hier?! Ich weinte in Spasmen. Mein Vater wurde noch erboster. Mit seinen groben Händen zog er mich an den Haaren. Ich rief: Nein, nein, nein! Er klatschte mir eine Backpfeife runter. Meine Mutter ging auf ihn los. Er warf sie hitzig zu Boden. Sie zog mich an sich. Wir liefen aus der Wohnung zu den Großeltern gegenüber. Die Türen von allen Zimmern gingen sofort auf. Oma Erika, Tante Lenia und der damals achtjährige Onkel Maciek standen vor uns. Maciek kümmerte sich um mich und Lenia um meine Mutter, Oma Erika rief ins Zimmer:

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