Haut aus Seide
ließ die Nase über ihre Haut gleiten. Über Béatrix’ Rücken lief ein angenehmer Schauer. Er war wirklich überaus sexy. Als wollte er ihr genau das beweisen, drückte er ihr einen pulsbeschleunigenden Kuss auf die Handfläche.
»Schade«, sagte er, »die anderen Stellen, die ich an deinem Körper gerne küssen würde, werden leider warten müssen. Ich habe heute Nachmittag einige Termine.«
Die junge Französin traute ihm durchaus zu, dass es sich dabei ausschließlich um Termine mit anderen Frauen handelte – Termine sexueller Natur. Sie lächelte in sich hinein und führte seine Hand zu ihrem Mund. Dann küsste sie den ersten Knöchel eines jeden Fingers und steckte den letzten kurzerhand zwischen ihre Lippen. Sein Atem machte einen kurzen Aussetzer und ging danach deutlich schneller.
»Ich kann warten«, erklärte sie. »Vorausgesetzt, du bist das Warten auch wert.«
Er stöhnte und rutschte auf den Rand seines Stuhls. Ihre Knie berührten sich. »Im Moment könnte ich den Eiffelturm mit meinem Schwanz stemmen, Süße. Du
kannst also wetten, dass ich mich für das Warten revanchieren werde.«
Doch Béatrix war nicht bereit, sich nur auf sein Wort zu verlassen. Sie ließ eine Hand unter den Tisch gleiten und überprüfte seine Aussage.
Philip blieb wie angewurzelt auf dem Bürgersteig stehen. Jede Wärme war aus seinem Gesicht gewichen. Er hatte Bea gerade zuwinken wollen, um sie zu fragen, ob sie die Mittagspause mit ihm verbringen wollte. Zwei Tage waren seit den verstörenden Ausschweifungen mit der Tänzerin vergangen, und er hatte sich noch immer nicht von den Auswirkungen erholt. Um seine Nerven wieder halbwegs zu beruhigen, hatte er sich den Morgen freigenommen und seinem Lieblingsmuseum einen Besuch abgestattet. Die Ausstellung von Balenciaga -Entwürfen hatte ihn so weit wiederhergestellt, dass er sich aufrichtig freute, plötzlich seine Stieftochter in der Menge zu entdecken, und auch keinerlei Fluchtimpuls mehr verspürte.
Zumindest bis ihm auffiel, dass sie nicht allein war und sie und der Amerikaner weitaus mehr taten, als einfach nur zusammen Kaffee zu trinken.
Sie hatte die Hand unter der Tischdecke und tätschelte dem Mann beileibe nicht nur das Knie. Das verrieten das Funkeln in ihren Augen und die tiefe Röte auf dem Gesicht ihres Begleiters. Der Amerikaner wand sich geradezu vor Lust, legte eine Hand auf ihre Wange und flüsterte etwas in ihr Ohr. Bea senkte den Kopf und lachte. Es war eindeutig ihr Lachen: tief, kehlig und siegessicher. Philip hatte es schon einmal gehört. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als der Ärger für ihn losging. Und
jetzt lachte sie für einen anderen Mann auf diese typische Weise.
Der Zorn wütete wie Feuer in seiner Brust. Bea sollte diesen Mann nicht berühren. Sie sollte keinen anderen Mann berühren!
Philip wollte gerade loslaufen, um sie von dem Tisch wegzuzerren, als ihr Partner plötzlich nach einer Serviette griff. In Philip zog sich alles zusammen. Unfassbar, die Dreistigkeit der beiden. Der Amerikaner stand kurz vorm Orgasmus. Bea musste ihn sogar noch intimer berührt haben, als er dachte. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt. Nase an Nase sahen sie aus wie zwei Liebende, die sich gerade die süßesten Geheimnisse mitteilten. Bea lächelte, und der Mann biss sich auf die Lippe. Sie flüsterte etwas offenbar Anzügliches. Der Mann stöhnte auf und zitterte in ihrer Halsbeuge.
Der Kellner kam genau in dem Moment an ihren Tisch, um Andrews Orgasmus deutlich mit anhören zu können.
Bea schien völlig unbeeindruckt.
»L’addition, s’il vous plaît« , sagte sie, ohne sich auch nur das Geringste anmerken zu lassen.
Der Kellner machte kehrt, um ihre Rechnung zu holen. Er grinste, aber es war reines Glück, dass nicht auch alle anderen Gäste des Cafés mitbekamen, was sie dort taten. Philip konnte eine derart unbesonnene Missachtung der guten Sitten auf keinen Fall tolerieren. Eine kurz aufflackernde Erinnerung an das eigene Benehmen drohte seine Empörung etwas abzumildern – aber nein, schließlich war helllichter Tag! Und Philip war ein Erwachsener. Bea musste den Verstand verloren haben. Er bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch
und starrte seiner Stieftochter ungeachtet der Anwesenheit des Amerikaners direkt in die Augen.
»Meinst du nicht auch«, begann er in dem eisigsten britischen Tonfall, zu dem er imstande war, »dass diese Familie genug Skandale erlebt hat?«
Doch davon ließ Bea sich überhaupt
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